Mobilitätsstationen: Rheinauer Räte sehen nur bedingt Nutzen

Mit den Mobilitätstationen soll – wie hier am Freistetter Busbahnhof – der Umstieg auf umweltfreundliche Transportmittel vereinfacht werden. ©Ellen Matzat
Mit fünf Gegenstimmen sprach sich der Gemeinderat am Mittwoch für die Umsetzung der Mobilitätsstationen, wie sie das Mobilitätsnetzwerk Ortenau in Rheinau vorsieht, aus. Die Stadt hatte im April 2019 das Mobilitätsnetzwerk Ortenau mit Offenburg, Kehl, Lahr, Gengenbach, Neuried, Friesenheim, Appenweier, Schutterwald und Willstätt gegründet. Ziel ist es, nachhaltige Mobilitätsangebote zu erarbeiten.
Der konzeptionelle Ansatz zum Ausbau der Mobilitätsstationen stehe nun kurz vor dem Abschluss, erklärte Bürgermeister Michael Welsche. Am 17. März wurde der Gemeinderat in einer Videokonferenz über das Konzept und die Einbindung in die angestrebten Klimaziele informiert. Die Mobilitätsstationen sollen zwischen 2022 und 2030 realisiert werden. Deren Umsetzung richtet sich nach den Haushaltsmitteln und technischen beziehungsweise personellen Leistungsfähigkeiten vor Ort.
Wichtige Synergieen
„Gerade aus personeller Sicht ist eine Umsetzung für Rheinau nur in dieser Kooperation möglich“, betonte der Rathauschef, denn so könne auf die Erfahrungen der größeren Städte zurückgegriffen werden. Dabei würden Synergien bei Planung, Bau, Betrieb und insbesondere der Antragstellung von Fördermitteln ausgeschöpft. Es stünden Förderquoten bis 87,5 Prozent für einzelne Gewerke in Aussicht.
„Wir halten die Vernetzung der Städte immer noch für sinnvoll“, argumentierte Annette Fritsch-Acar (CDU/FWG und FDP). Allerdings sei ihre Fraktion etwas gespalten, ob Mobilitätsstationen in jedem Ortsteil gebraucht würden. Es werde von den Kosten für die Gemeinde und die Nutzer abhängen, meinte sie und regte für mehr Transparenz eine öffentliche Videokonferenz an.
„Das Konzept lebt vom Netzwerkgedanken sowie davon, dass alle mitmachen“, sagte Achim Feurer (IG Handel) und appellierte an Memprechtshofen, offen für eine Mobilitätsstation zu sein. Aus seiner Ansicht werde der Bedarf für solche Angebote zunehmen. Natürlich sei man ebenfalls für Mobilität und den Klimaschutz, habe aber nicht den großen Vorteil einer Mobilitätsstation gesehen, zumal man auch noch keine Informationen über die Kostenentwicklung habe, erklärte Harry Hack vom Ortschaftsrat Memprechtshofen. Nach mehr Infos könne das „Nein“ noch korrigiert werden.
Die Kosten für eine „XS“- oder „S“-Station betragen etwa 25 000 Euro. Die Betriebs- und Unterhaltungskosten liegen pro Jahr bei 400 bis 500 Euro pro Jahr. Die Servicekosten für drei Stadträder und zwei Pedelecs belaufen sich auf rund 4100 Euro im Jahr. Die Kosten für „M“- und „L“-Stationen werden mit 40 000 Euro ohne Fahrzeuge kalkuliert. Für das Carsharing-Angebot soll eine Marktanalyse vorgenommen werden.
Zu den möglichen Standorten
Mobilitätsstationen sind bauliche Installationen, an denen sich Verkehrsträger treffen und Verleihangebote zur Verfügung gestellt werden. Das Mobilitätsnetzwerk möchte 150 Stationen in den Größen XS (Bike-Sharing), S (öffentlicher Verkehr (ÖV), Bike-Sharing), M (ÖV, Bike- und Carsharing) bis L (ÖV mit Schienenverkehr, Bike- und/oder Carsharing) setzen.
Für Rheinau wurden zehn Standorte vorgeschlagen: im Grundangebot sind das Freistett Busbahnhof (M), Rheinbischofsheim Gasthaus Napoleon/katholische Kirche (S) und Freistett Einmündung Groß Bahnwörtel (XS). In der ersten Ausbaustufe könnten in der Größe „S“ Diersheim Kirche, Hausgereut Ortsverwaltung, Helmlingen Grundschule/Kindergarten, Holzhausen Kindergarten/Festhalle, Honau katholische Kirche, Linx Tullastraße/Einmündung Holzhauser Straße und Memprechtshofen Ortsverwaltung/Kirche folgen.
In der zweiten Stufe könnte die Größe „S“ in Rheinbischofsheim (Gasthaus Napoleon, katholische Kirche) in eine „M“-Station umgewandelt werden.