Museumsschild: Oberkirch setzt auf die schlichte Variante
Die schlichte Variante hat der Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss am Montag für das Hinweisschild an der Fassade des Oberkircher Museums gewählt. Ein Glasschild ist aber ebenso weiter im Rennen wie eine Grimmelshausen-Skulptur vor dem Gebäude.
Das hat in Oberkirch Seltenheitswert: Am Ende der Diskussion um das Hinweisschild fürs Museum hatte sich jedes Ausschussmitglied mindestens einmal zu Wort gemeldet. Für den rund 20 000 Euro teuren Entwurf eines Kunstschmieds aus Südbaden, der im März im Kulturbeirat vorgestellt worden war, sprach sich dabei kein einziger Redner aus.
Auch Birgitt Reinfarths Entwurf eines ovalen, nur beschrifteten Schildes (2000 Euro) war schnell aus dem Rennen. Dieses lieferten sich eine Idee von Karlheinz Hurrle, für den sich die Beiräte ausgesprochen hatte, und ein neuer Entwurf von Manuela Bijanfar.
Hurrle-Vorschlag: Lettern an der Fassade
Hurrle hatte vorgeschlagen, an der Häuserfassade in senkrecht angeordneten Lettern die Worte »Museum« (zur Hauptstraße hin) bzw. »Galerie« (zur Bahnhofstraße hin) anzubringen. Kosten: 5000 Euro.
Bijanfar entwarf Schild mit Glasmalerei
Die Glasmalerin hatte ihren 18 000 Euro teuren, aus drei Glassymbolen bestehenden Vorschlag unmittelbar vor der Sitzung überarbeitet: Zu sehen war auf einer Glasscheibe mit 60 Zentimetern Durchmesser nun nur noch das Fabelwesen aus dem »Simplicissimus«-Kupferstich als Symbol für Grimmelshausen und der schmiedeeiserne Schriftzug »Grimmelshausenmuseum«. Kosten: 6400 Euro.
OB übte Kritik am Schriftzug
Am Schrifzug entzündete sich die Kritik. »Er zeigt nur die halbe Wahrheit«, sagte OB Matthias Braun. Der Hinweis auf die Galerie, die im Erdgeschoss des Alten Rathauses untergebracht ist, fehle. Museumsleiterin Irmgard Schwanke wollte den Namen des Museums nicht vorwegnehmen, den dieses nach seinem Umbau (voraussichtlich 2020/21) tragen soll. Wie der OB befürwortete sie die Hurrle-Idee: Ein üppiges Schild wie das von Wehrle könnte in Konkurrenz zum historischen Wirtshausschild der benachbarten »Sonne« treten. Die Lettern hingegen »passen in ihrer Schlichtheit gut zum Gebäude.«
Einigen war der Entwurf zu schlicht
Einigen Gemeinderäten war der Entwurf zu schlicht. »Das sagt gar nichts aus«, kritisierte Andrea Ruch-Erdle (FWV) die Lettern. Vera Huber (CDU) hatte das Gefühl, dass die Buchstaben von Weitem übersehen würden. Das Schild solle aber ein Blickfang sein. Auch Irmgard Feger war ein Ausleger lieber: »Die Leute suchen das Schild nicht an der Wand.« Christian Cleiß (Grüne) lehnte es ab, »nur wegen der Sonne ein möglichst langweiliges Schild herauszusuchen«.
Kommt die Simplicissimus-Skulptur?
Das »Sonnen«-Schild ist aber nicht die einzige Konkurrenz. Im September will der Gemeinderat darüber entscheiden, ob vor dem Museum auch noch eine Grimmelshausen-Skulptur aufgestellt werden soll. Sie soll nicht den Künstler selbst, sondern das Fabelwesen zeigen, das auch Bijanfar gewählt hatte. »Das wäre doppelt gemoppelt«, sagte Hans-Jürgen Kiefer (SPD), der deshalb für die schlichte Lösung war.
Bei Gegenstimmen von Michael Braun, Vera Huber (beide CDU) und Christian Cleiß und einer Enthaltung von Frank Meier (FWV) entschied sich der Ausschuss letztendlich für die Lettern. Manuela Bijanfars Vater Rudolf Hans Zillgith war befangen. Der Entwurf der Glasmalerin (mit dem Schriftzug Museum/Galerie) erhält jedoch eine zweite Chance: Über seine Realisierung soll gemeinsam mit der Grimmelshausen-Skulptur entschieden werden. Die Lettern sollen so oder so bestehen bleiben. Der OB: »Wir geben keine 5000 Euro nur für eine Übergangszeit aus.«
OB will Galerie im Alten Rathaus erhalten.
Der Oberkircher Gemeinderat hat noch nicht entschieden, was mit dem Erdgeschoss des Alten Rathauses nach dessen Umbau passieren soll. Der Renchener Architekt Rolf-Dieter Schink hatte in seinem Umbaukonzept aus dem Jahr 2014 vorgesehen, dort die Wechselausstellung des Museums unterzubringen. Momentan ist dort die städtische Galerie eingerichtet. Oberkircher Stadträte hatten schon im Januar 2016 einen Grundsatzbeschluss gefordert, ob die Galerie im Erdgeschoss erhalten bleiben soll oder die Räume komplett dem Museum zugeschlagen werden sollen.
Auf Anfrage der ARZ sprach sich OB Matthias Braun für den Erhalt der Galerie aus: »Sie hat sich absolut bewährt und ist eine Bereicherung für Oberkirch.« Braun kann sich gut vorstellen, im Erdgeschoss im Wechsel Kunst- und museale Ausstellungen abzuhalten. Die finale Planung müsse aber noch mit den Ratsgremien abgestimmt werden.