Nachdenkliches aus dem Elsass mit Rene Egles
„Heimat ist dort, wo man daheim ist!“ so Rene Egles. Der Barde ist im Elsass zu Hause und das gerne. Wie sehr ihm seine Heimat ans Herz gewachsen ist, das erfährt man am Freitagabend im heimeligen Kustall in Freistett.
Im Freistetter Kustall ist der Liedermacher seit vielen Jahren derjenige, der das weihnachtliche Abschlussprogramm des Jahres bestimmt, bevor Huguette Dreikaus im Januar alle wieder aufweckt, die sich der stillen Zeit hingegeben haben.
Anders als seine frech frivole Landsmännin ist Rene Egles ein Stiller. Nachdenklich blicken seine kleinen blitzenden Augen in die Welt, die ihm mal wunderschön, mal sehr bedrohlich vorkommt. Schneeweiß sind seine Haare darüber geworden und mit dem wolligen Bart könnte man doch tatsächlich einen Weihnachtsmann erkennen.
Rene Egles hätte vermutlich auch hiergegen nichts einzuwenden, denn Freude machen und andere erreichen, das fängt bei ihm bei den Kleinsten an, den Kindern. Ihnen widmete er eine ganze Reihe Lieder, das wichtigste aber: auf elsässisch!
Wie kaum ein anderer setzt er sich für den Erhalt der Muddersprooch ein: „Eigentlich war ich Lehrer und mit meinen Schülern hab ich immer wieder gesungen«, erzählt er und davon, dass er von obriger Stelle gefragt wurde, ob er nicht auch auf anderen Schulen singen und erzählen möchte.
So ist´s geschehen. An diesem Abend aber war er für sein erwachsenes Publikum da und dem bot er ein Stimmungsbild nach dem anderen. Rene Egles entführte an seinen Lieblingsplatz, das Straßburger Münster: „Nachts, wenn die Uhr zehn Mal schlägt, dann lehn ich mich an die alte Mauern und es geht mir durch und durch!“ Doch auch die Stille in der Krypta hat es ihm angetan. Dass aber „sin Stroßbourgi“ mit der „Hauptstadt von Weihnachten“ wirbt, das geht ihm ebenso gegen den Strich wie die neue, seiner Meinung nach völlig unnütze Autobahn. „De beschde Bode vrschändle si!“ Da hilft noch ein bisschen Swing, ein bisschen Soul und Georges Brassens in kongenialer Unterstützung seines Künstlerkollegen Jean Paul Distel, der die Gitarre beherrscht wie kaum ein anderer.
In die Vergangenheit
Rene Egles hingegen nimmt zudem schon mal die Mundharmonika, das Akkordeon und schließlich die Zither zur Hand und entführt sein Publikum noch ein bisschen in die Vergangenheit. Die Augen gehen zu oder sie fixieren gedankenverloren einen Punkt, wenn der sympathische Liedermacher in Mutters Küche entführt, wo „Bredle gebacke werde“ und schon summt man leise mit zu altbekanntem weihnachtlichem Liedgut.
Seine eigene Weihnachtsgeschichte lässt den Stall vollends still werden. Als 20-Jähriger am Heiligen Abend Wache zu schieben im Algerienkrieg, da braucht es nicht viel, um nachdenklich zu werden.
Rene Egles scheint ein Mann zu sein, der nicht nur solche Situationen ganz tief erlebt. Er geht mit wachen Augen umher, beschützt, was beschützenswert ist, begehrt auf, wo es wichtig ist, und verpackt es in seine Liedle. Seit Jahrzehnten. Nichts scheint an Bedeutung verloren zu haben. Das schaffen nur wenige, eben solche, die in allem Unrecht auch das Schöne sehen können und denen es noch, nicht nur zu „Winächte“ richtig „warm ums Herz werden kann“.