Neidinger-Krimi spielt an der Schwarzwaldhochstraße
»Das ist die ideale Gegend, um eine Leiche verschwinden zu lassen.« Dieser Satz seiner Frau, ausgesprochen im Hochmoor auf der Hornisgrinde, inspirierte Buchautor Günter Neidinger zu seinem ersten Krimi. Am Mittwoch stellte er ihn genau dort oben vor, wo alles begann.
Mehrere Wanderer beschenkte der pensionierte Rektor und erfolgreiche Schriftsteller aus Sulz am Neckar mit dem Taschenbuch »Der Knabe im Moor«. Die Geschichte spielt in der Region, vieles davon an der Schwarzwaldhochstraße. Der ermittelnde Kommissar lebt in Lauf – wo auch der Schriftsteller mit seiner Frau fünf Jahre lang wohnte.
Bürgermeisterin entzückt
»Ich war entzückt«, sagte beim Pressetermin Bürgermeisterin Sonja Schuchter, die den Krimi schon gelesen hat. Gleich auf der ersten Seite komme eine Sonja vor. Gern, aber mit schlechtem Gewissen, habe sie den Heimatkrimi gelesen: »Eigentlich hätte ich wichtigere Dinge über Sasbachwalden zu lesen gehabt …« Jetzt wünsche sie dem in allen Buchhandlungen der Region erhältlichen Werk viel Erfolg und möchte es auch im Rathaus zum Verkauf auslegen. Schließlich werde darin auch Sekt aus Sasbachwalden erwähnt.
Schauplätze der Kriminalgeschichte sind unter anderem der Hochkopf, Bühl, Baden-Baden und Hundseck. Michael Rumpf vom stadtgeschichtlichen Institut Bühl hat Bücher mit Lokalkolorit von Günter Neidinger schon öfter vorgestellt. Diesmal überließ er dies seiner ehemaligen Kollegin bei der Stadtverwaltung Bühl und neuen Bürgermeisterin von Sasbachwalden.
Lesungen mit dem pensionierten Lehrer zu veranstalten, könne er nur empfehlen, sagt er. Sie seien schon mit dessen lustigen Geschichten aus seiner Jugend in Bühl sehr gut angekommen.
»Aber erst im Winter«, kündigt Günter Neidinger an. Er sei noch bis Ende September mit seinem zuletzt veröffentlichten Buch »Bahn frei! Kartoffelbrei!« unterwegs. 189 Bücher sind von ihm in über 30 Jahren erschienen. Als Übersetzer war er an weiteren 277 Büchern beteiligt. Insgesamt erreichte er mit allen Werken eine Auflage von rund vier Millionen.
Floh ins Ohr gesetzt
»Der Knabe im Moor« fühle sich trotzdem ganz neu an, sagt Neidinger. »Es ist mein erster Krimi.« Bei einer Lesung in Allerheiligen 2004 habe ihn eine Frau angesprochen und ihm gesagt, dass er bestimmt auch Krimis schreiben könnte. »Sie hat mir den Floh ins Ohr gesetzt und der Satz von meiner Frau mit der Leiche im Moor hat den Ausschlag gegeben«, erinnert sich der Pensionär.
Seine meist locker-lustigen Geschichten habe er immer schon vor dem Schreiben genau im Kopf, erklärt er. Sein erster Kriminalfall aber habe sich während des Schreibens entwickelt. Als sein Verlag ihm mitteilte, dass er umfangreicher werden dürfe als die bisherigen Bücher, um in die Baden-Württemberg-Krimi-Reihe bei Silberburg zu passen, habe es sogar noch einen zweiten Mord gegeben. Neidinger wurde 1943 in Bühl geboren und wuchs dort mit fünf Geschwistern auf. »Nur Lehrer zu sein – das war mir eine zu einseitige Sicht auf das Leben«, bekennt der Autor.
»Der Knabe im Moor«
Der erste Krimi von Günter Neidinger ist ein bodenständiger Heimatroman und eine Liebeserklärung an die Landschaft rund um die Hornisgrinde.
Ein toter Junge, der im Moor am Hochkopf gefunden wird, beschäftigt Kommissar Robert Doninger, der in Baden-Baden arbeitet und in Lauf lebt. Die Idylle bröckelt, wo rumänische Kinderbanden unterwegs sind und ein Jäger sich als Schürzenjäger entpuppt. Dennoch gehört eine gewisse Leichtigkeit zum Lebensgefühl des leicht verschrobenen Ermittlers. Schließlich ist er ein badischer Genussmensch. Nach 186 Seiten Ermittlungen gibt es als Zugabe noch das Rezept für den badischen Sauerbraten seiner Frau mit Kartoffelklößen.
Info: Der Krimi »Der Knabe im Moor« von Günter Neidinger ist im Silberburg-Verlag erschienen und im Buchhandel für 9,90 Euro sowie als E-Book erhältlich. ISBN 978-3-8425-1480-5