Achern / Oberkirch
Neue Einblicke in den Schwarzwald
Kerstin Handsteiner
11. August 2004
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In einem Ideenwettbewerb planten und bauten die Azubis des zweiten und dritten Lehrjahres des forstlichen Stützpunkts »Kriesenhof« eine rollstuhlgerechte Aussichtswarte.
Oppenau. Farblich fein abgestimmt reihen sich die Bergkuppen des Schwarzwalds in ihren typischen Grün- und Grauschattierungen aneinander, bis sie schließlich am Horizont im milchigen Dunst dieses schwülen Sommertages verblassen. Ganz so, als wäre ein Maler am Werk gewesen. »An klaren Tagen sieht man bis nach Straßburg«, sagt Forstamtsleiter Markus Maise. »Und sogar zu den Alpen«, fügt Revierleiter Peter Schmiederer an. Die beiden kommen rasch ins Schwärmen, erzählen sie vom Blick über die Täler, der auch im Spätjahr seinen Reiz hat, wenn die Bergkuppen wie Inseln aus dem Nebelmeer ragen.
Auf eine Idee gebracht
Lange Zeit haben Tannen, Fichten und Douglasien die Sicht vom Schliffkopf auf das Lierbachtal verwehrt, erst »Lothar« gab sie frei. Auf knapp 1000 Metern liegt das »Steinmäuerle« – und doch sieht man vom Weg aus nicht alles, was die Natur hier oben zu bieten hat. »Das tief eingeschnittene Lierbachtal mit den steil abfallenden Hängen wird nur von einer erhöhten Position aus in seiner ganzen Schönheit sichtbar«, sagt Schmiederer, der diese Erfahrung beim Aufarbeiten des Sturmholzes von einem Holzpolter aus gemacht hat. Das brachte den Förster schließlich auch auf die Idee, eine Aussichtsplattform zu errichten.
Er stellte das Vorhaben der Kommission des Lifeprojekts vor, bekam sofort grünes Licht und beauftragte die Azubis (zweites, drittes Lehrjahr) des forstlichen Stützpunkts »Kriesenhof«, in einem Ideenwettbewerb eine Aussichtsplattform zu planen und zu bauen. Die Investitonskosten wurden größtenteils von der Landesforstverwaltung sowie aus EU-Mitteln des Lifeprojekts und der Stadt Oppenau aufgebracht.
»Dieses Projekt war auf jeden Fall eine Herausforderung, die uns allen Spaß gemacht hat«, sagt stellvertretend Tobias Merz und verweist auf Vorgaben wie Bauvorschriften, technischer Holzschutz, Mindestgröße (Fassungsvermögen von einer Schulklasse) und rollstuhlgerechte Planung. Etwa 200 Arbeitsstunden, 15 Festmeter Eiche (»Lothar«-Holz aus dem Revier Allerheiligen) und manchen Schweißtropfen haben die angehenden Forstwirte aufgewandt, ehe das Bauwerk stand. »Mit einem Bagger wurde ein Fundament aus Sandsteinen des Schliffkopfs gesetzt. Die Eichenholzkonstruktion hat den Vorteil, dass sie sehr witterungsbeständig ist und nicht imprägniert werden muss«, erläutert Schmiederer technische Details und verweist, dass Forstwirtschaftsmeister Willi Fischer und Otto Schmälzle, ehemaliger Zimmermann aus Ottenhöfen, den Azubis mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Während sich Azubi Merz an manche Schwierigkeit (»Das Wetter hier oben«) erinnert, muss Revierleiter Schmiederer immer noch über Spekulationen in der Rohbauphase schmunzeln: »Von einem Hochsitz für Jäger, über eine Gleitschirmstartrampe bis zur Skisprungschanze reichten die Vorstellungen einiger Wanderer.« Nun verweist – vorsichtshalber – das Schild »Aussichtswarte ‘Steinmäuerle’« auf den eigentlichen Verwendungszweck der Holzkonstruktion.
Ausflugs-Tipp
Die Aussichtsplattform, die schon kurz nach ihrer Eröffnung stark frequentiert ist, liegt nur wenige hundert Meter vom Schliffkopfhotel entfernt am 1000-Meter-Weg und ist zu Fuß sowie für Rollstuhlfahrer oder mit Kinderwagen gut vom Parkplatz »Steinmäuerle« aus erreichbar. »Von hier aus lassen sich bei günstiger Witterung Wander- und Baumfalken sowie mit viel Glück auch Auerwild beobachten«, verspricht Revierleiter Peter Schmiederer.