Helmut Volk hat in Archiven gekramt

Neue Fakten zur Rheinkorrektion im Museum Rheinau

Ellen Matzat
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
03. November 2018
Am Sonntag kann man während des Jahrmarkts die neue Sonderausstellung im Museum Rheinau zur Rheinkorrektion anschauen. Helmut Volk hatte dazu in Archiven geforscht.

Am Sonntag kann man während des Jahrmarkts die neue Sonderausstellung im Museum Rheinau zur Rheinkorrektion anschauen. Helmut Volk hatte dazu in Archiven geforscht. ©Ellen Matzat

Überraschend viel Neues erfuhren die Gäste bei der Vernissage der Sonderausstellung »Die Rheinkorrektion – 175 Jahre Rheindurchstich bei Freistett« am Montagabend im Museum Rheinau. Die Ausstellung ist beim Jahrmarkt am 4. November von 11 bis 17 Uhr sowie sonntags bis zum Frühjahr zu sehen.

 »Ich habe bereits beim Vorgespräch sehr viel Interessantes gelernt, das mir so nicht bewusst war«, führte Stefan Hagemeister, Vorsitzender des Museumsvereins, am Montag in die Vernissage ein. Für ihn sei bisher Gottfried Tulla für die Rheinbegradigung verantwortlich gewesen, um Land zu gewinnen und Seuchen zu bekämpfen. Dass eine ziemlich andere Geschichte dahinter steht, habe ihn sehr überrascht. »Auch für unsere Stadt ist das ein hochinteressantes Thema, das große Auswirkungen auf deren Entwicklung hatte«, fügte Hausherr Bürgermeister Michael Welsche hinzu. 

Schon vor Tulla gebändigt

Helmut Volk aus Freiburg, Forstwissenschaftler der forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg, beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Rheinkorrektion und den Auewäldern. »Da wurden so viel unrichtige Sachen verbreitet, dass es einfach notwendig war, dies zu erforschen und alte Dokumente nochmal neu zu lesen«, erklärte er. Denn die These, das Gottfried Tulla der Bändiger des Rheins war und die Rheinauen vor der Rheinbegradigung sich selbst erneuernde Urwälder gewesen sein sollen, stimme so nicht. Der Rhein sei zumindest im Elsass bereits vor Tulla gebändigt gewesen und die Rheinauen glichen durch intensive Nutzung eher einem Kahlschlag.

Seit dem Mittelalter waren Faschinen (Reisig) und Weiden die wichtigsten Nutzungen auf den Rheininseln und dem Uferbereich des Rheins. Die plantagenartig angepflanzten Faschinen dienten dem Dammbau, dem Uferschutz sowie dem Bau von Festungen und Erdwerken in den vielen Kriegen. Letztere ließen der Bevölkerung wenig Zeit, sich um den Dammbau zu kümmern, was zu verheerenden Überschwemmungen führte.

- Anzeige -

Vor der Rheinkorrektion übte Frankreich nach 1881 einen großen Einfluss auf die ganze Rheinaue der Stadt Rheinau aus. Im Gemeindearchiv von Diersheim fand Volk ein altes Gesetz eines Straßburger Intendanten zur Bewirtschaftung der Rheininseln, Ufer und der Aue. Von einem unberührten Urwald sei man weit weg gewesen, sagte Volk. Aber das habe man alles nicht gewusst, weil man nach dem Krieg die französischen Archive nicht nutzen konnte, erklärte der Fachmann, der sich sein Wissen aus der Biliotheque Nationale und dem Kriegsarchiv in Paris aneignete. 

1788 kein wilder Strom

Weiter berichtete Volk von der Verlegung des Rheins nach Baden und zeigte dazu auf zwei Karten den Landschaftsvergleich von 1720 zu 1840. Darauf war gut zu erkennen, dass französische Bauwerke den Rhein nach Osten, in Rheinau nach Diersheim, Freistett und Helmlingen drückten. Dadurch dehnte Frankreich sein Hohheitsgebiet aus und Badische Rheingemeinden zwischen Basel und Karlsruhe verloren Inseln, Äcker und Wälder. Bereits 1788 war der Rhein kein Wildstrom mehr.

Fünf Jahre vor der Korrektion (1838) waren die Vorbereitungen weit vorangekommen. Im Elsass und in Baden waren die Uferdämme vollständig ausgebaut. Die Rheinkorrektion war ein deutsch-französisches Gemeinschaftswerk. Der 1,5 Kilometer breite Rhein von 1838 wurde auf 250 Meter begrenzt. Erst um 1890 war alles fertig. 1924 endete die Zeit der Faschinenplantagen und die Rheinauer begannen mit dem Aufbau der Auewälder als Hochwald. Nach 180 Jahren sind 2018 die Hochwälder der Aue fertig, eine anerkannte Vielfalt an Bäumen kennzeichnet die heutige Rheinaue.
Für Schulklassen werden nach Absprache gerne Sonderführungen angeboten.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Wenn „es Katzen hagelt“ sind die Kinder im „Bauwagen“, ansonsten am liebsten draußen.
vor 1 Stunde
Naturgruppencheck
ARZ-Naturgruppencheck: Der Naturkindergarten Guckinsdorf in Oppenau bietet Platz für 20 Kinder über drei Jahren. Wiese und Wald machen die Natur im Jahreszeitenverlauf erlebbar.
Am Amtsgericht Achern schilderte ein Mann sein Leben in Sucht.
vor 2 Stunden
Amtsgericht Achern
Ein 41-Jähriger hatte morgens um acht schon 1,25 Promille, als ihn die Polizei auf einem E-Roller kontrollierte. Kein Wunder, der Mann hat eine lange Gewöhnung an starken Alkoholkonsum hinter sich. Jetzt schilderte er vor dem Amtsgericht seinen Weg aus der Sucht.
Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 3 Stunden
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 10 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 10 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 12 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 13 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 14 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 18 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
vor 22 Stunden
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
18.04.2024
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.
Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
18.04.2024
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".