Oberkirch

Carsharing im Renchtal: Neue Wege bei der Autonutzung

Marc Mudrak
Lesezeit 4 Minuten
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26. August 2016

(Bild 1/2) ©Foto: Marc Mudrak

Der Leihauto-Anbieter Stadtmobil Südbaden überlegt, ein öffentliches Carsharing-Angebot beim Oberkircher Bahnhof aufzubauen. Damit werden seit zwei Jahren stillliegende Pläne reaktiviert. Es wäre eine Premiere für das Renchtal – bislang gibt es in der Region kein Carsharing. Dabei könnte dieses künftig wichtiger werden.
 

Carsharing hat es bislang schwer im Renchtal – und wäre auch für Oberkirch ein Novum. Rathaussprecher Ulrich Reich verweist darauf, dass Leihautos vor allem ein Phänomen von Großstädten seien, in denen der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut sei und die Aufgabe des Individualverkehrs gezielt gefördert werde. Im ländlichen Raum sei das eigene Auto wichtiger. Doch Reich fügt hinzu: »Mit Blick auf die künftige Umgestaltung des Oberkircher Bahnhofsgeländes hin zu einer Mobilitätszentrale wurden auch schon entsprechende Ideen für eine Ladestation und Sharingangebote im Bereich E-Mobilität angedacht.«

Rund zwei Jahre sind diese Pläne alt – und könnten nun wieder auf der Tagesordnung landen. Matthias-Martin Lübke, Aufsichtsratsvorsitzender beim Leihauto-Anbieter Stadtmobil Südbaden, bestätigt, dass seinerzeit eine Mobilitätsstation beim Oberkircher Bahnhof angedacht war. Dafür sollte es eine Kooperation mit der Volksbank geben, deren Mitarbeiter etwa durch Dienstfahrten für die nötige Grundauslastung des Leihautos gesorgt hätten. Darüber hinaus hätten Privatpersonen den Pkw nutzen können. Angedacht war laut Lübke auch eine Zusammenarbeit mit dem Nationalpark. 

Folgenlose Gespräche

»Die Idee hatte OB Matthias Braun, der eine Mobilitätsstation wie in Offenburg wollte, mit E-Auto, E-Fahrrad und einer Ladestation«. Es habe ein Gespräch mit der Stadt gegeben – doch das blieb folgenlos. »Wir waren mit anderen Projekten ausgelastet und auch die Stadt hat nichts mehr von sich hören lassen«, erzählt Lübke. Ein zweites Treffen habe es nie gegeben.  »Ich gehe aber davon aus, dass das Interesse der Stadt nach wie vor groß ist.« Deshalb habe er sich mit dem Projekt jetzt erneut bei der Stadt gemeldet, aber noch keine Rückmeldung erhalten.

Auch anderswo im Renchtal gibt es bislang kein Carsharing-Angebot. Aus den Rathäusern in Lautenbach, Oppenau und Bad Peterstal-Griesbach heißt es dazu nur: kein Bedarf. 

Einige Große Kreisstädte in der Ortenau sind in diesem Punkt weiter (siehe Hintergrund). Auch in Achern habe es eine Zeit lang ein öffentliches Leihauto gegeben, doch das sei wegen zu geringer Nachfrage wieder abgezogen worden, sagt Stadtmobil-Sprecherin Manuela Müller. »Mindestens zehn regelmäßige Nutzer müssen auf das Auto zugreifen, darunter ist ein wirtschaftlicher Betrieb illusorisch.«
Dabei könnte Carsharing auch in Kleinstädten und dem ländlichen Raum in Zukunft wichtiger werden – aus wirtschaftlichen und demografischen Gründen. Davon ist Bastian Chlond, Mitarbeiter am Institut für Verkehrswesen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) überzeugt. 

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Senioren fahren weniger

Der Grund: »Der öffentliche Nahverkehr wird finanziell unter Druck geraten, da die Schülerzahlen sinken und tagsüber schon jetzt oft leere Busse fahren.« Noch viel gravierender sei, dass sich in Zukunft wegen sinkender Renten immer mehr ältere Menschen kein eigenes Auto leisten können. Zudem fahren Senioren allgemein weniger.

»Für diese Gruppe wird Carsharing interessant«, sagt Chlond. »Das Problem ist, dass Leihautos vor allem online oder über Apps gemietet werden, daran ist die heutige Rentnergeneration nicht gewöhnt. Doch das wird sich ändern.« Zugleich betont Chlond, dass das eigene Auto im ländlichen Raum nach wie vor einen hohen Stellenwert genieße. »Der Motorisierungsgrad steigt weiter, anders als in den Städten.«

Gemeinden zu klein

Carsharing bietet zudem die Deutsche Bahn an – allerdings nicht an allen Bahnhöfen.  »Um ein Car- und Bikesharing-Angebot ohne Subventionen wirtschaftlich anbieten zu können, muss die jeweilige Kommune eine gewisse Größe aufweisen«, heißt es aus dem Konzern. Die Renchtalgemeinden seien dafür zu klein. 

Trotzdem könnten die Kommunen einspringen. »Carsharing-Angebote, die in Orten vergleichbarer Größe angeboten werden, gehen häufig von lokalen Initiativen aus oder Kommunen treten als Besteller oder Betreiber auf.«
 

Hintergrund

Carsharing in der Ortenau: In Offenburg gibt es gleich sechs Standorte

Der Leihauto-Anbieter Stadtmobil Südbaden mit Sitz in Freiburg ist mit seinen Pkw in einer ganzen Reihe von Städten und Gemeinden der Ortenau präsent. Immer wieder entwickelt Stadtmobil sein Angebot in Zusammenarbeit mit den Kommunen.
In Lahr stehen derzeit zwei Wagen. Gleich sechs Standorte sind für Offenburg verzeichnet – und mit der Annahme des Angebots dort ist Stadtmobil laut Unternehmenssprecherin Manuela Müller mittlerweile auch zufrieden. Zwei Stationen mit insgesamt vier Fahrzeugen gibt es in Kehl. In der Nachbarschaft des Ortenaukreises stehen Leihautos in Herbolzheim, Kenzigen und Bühl.
Doch nicht immer sind die Stationen rentabel. Deshalb wird nach Angaben von Stadtmobil-Sprecherin Müller derzeit geprüft, welche Leihautos im ländlichen Raum wieder abgezogen werden. Der Ortenaukreis sei davon wahrscheinlich nicht betroffen.

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In den kommenden Wochen berichten wir über die Stellung des Fahrrads bei der Mobilität von morgen.

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