Nitratwerte bereiten Renchtäler Wassermeistern keine Sorgen
Der Weltwassertag am 22. März wird von einer Klage der EU-Kommission überschattet: Sie hat Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser angezeigt. Renchtäler Wassserversorger sehen das gelassen – weil sie selbst keine Probleme mit der Trinkwasserqualität haben.
Neben der EU-Kommisson schlägt auch der Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft Alarm: Im deutschen Grundwasser finden sich vielerorts zu viel Nitrate. Zwei Drittel der 188 Wasserlieferanten, die an der Umfrage des Verbandes teilnahmen, haben in ihrem Gebiet eine problematische Stelle. Im Renchtal hingegen kann das Nitrat noch kein Wässerchen trüben. »Die Lage ist entspannt. Sowohl was die Wassermenge als auch die -qualität betrifft, können wir keine Risiken erkennen«, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Oberkirch, Erik Füssgen. Das liegt zum einen an der Landwirtschaftsstruktur, zum anderen an der Geologie.
Wenig Gülle: Landwirtschaftsstruktur von Vorteil
»Wir haben vornehmlich Obst- und Weinbau und keine Viehhaltung«, begründet Füssgen. Zwar wird auch im Renchtal nitrathaltiger Dünger eingesetzt, aber eben nur wenig Gülle auf die Felder ausgebracht. Die Folge: In Wasserproben aus dem Renchener Wasserwerk, das Oberkirch beliefert, finden sich zwölf Milligramm pro Liter, in Ödsbach nur acht. In der Trinkwasserverordnung erlaubt sind 50 mg/Liter. Die Alarmglocken begännen aber nicht erst zu läuten, wenn dieser Wert erreicht ist, so Füssgen. Würde sich der Wert über zwei oder drei Jahre erhöhen, »gehen wir der Sache auf den Grund«.
Der Boden ist ein weiterer Vorteil: Bei einem Ölunfall in Renchen habe sich gezeigt, dass Stoffe hier nur sehr langsam durchsickern. Damals konnten Wasserversorger und Landratsamt das Öl rechtzeitig wegpumpen. Füssgen glaubt, dass auch jenes Nitrat, das die Pflanzen nicht aufnehmen können, nur sehr langsam Eingang ins Grundwassser fände. Es müsste einen weiten Weg auf sich nehmen: Rund ums Wasserwerk besteht eine Schutzzone, in der nicht gedüngt werden darf.
Wasserversorger andernorts rechnen mit deutlichen Preissteigerungen
Die niedrigen Nitratwerte sind nicht nur für die Gesundheit der Wasserverbraucher eine gute Nachricht, sondern auch für ihren Geldbeutel: Die Stadtwerke können sich so teure Filter-Maßnahmen sparen. Andernorts rechnen die Versorger damit, dass der Wasserpreis um bis zu 62 Prozent steigen könnte. Der Verband fordert eine Verschärfung der Düngeverordnung: »Alles, was man durch eine ökologischere Bewirtschaftung einsparen kann, kann nur helfen«, sagt Füssgen dazu. Gleichzeitig gelte es aber, die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu erhalten.
Füssgen: eine »Frage des Geldes«
Noch steht das Renchtal beim Nitrat auf der Sonnenseite. Eine Garantie, dass das die nächsten zehn bis 20 Jahre so bleibt, kann Füssgen allerdings nicht abgeben. Dann wäre es »eine Frage des Geldes, wie man mit den Einträgen umgeht«. Sollten die Nitratwerte des Wassers global steigen, wäre auch eine Erhöhung des Grenzwertes ein Thema.
DMS kein Thema mehr
Auf ähnliche Art und Weise kam Oberkirch auch um Maßnahmen gegen das Dimethylsulfamid (DMS) herum, ein Abfallprodukt eines mittlerweile nicht mehr zugelassenen Spritzmittels. Die DMS-Werte machten den Stadtwerken in den Jahren 2007 bis 2010 Sorgen, sie brauchten eine Ausnahmegenehmigung für ihr Trinkwasser – bis auch Baden-Württemberg den Stoff als gesundheitlich unbedenklich einstufte.
Weit unter dem Grenzwert
Kein Thema ist die Nitratbelastung in Oppenau und Bad Peterstal-Griesbach: Beide Gemeinden schöpfen ihr Trinkwasser aus Quellen in den Höhenlagen des Schwarzwaldes. »Da gibt es keine landwirtschaftliche Nutzung, nur Wald«, sagt der Oppenauer Wasssermeister Ulrich Ronecker.
Zweiter Vorteil: Beide Gemeinden können ob ihrer Höhenlage das natürliche Gefälle nutzen und auf ein Pumpwerk verzichten. Nachteile hat das Quellwasser laut Ronecker bei der Mikrobiologie: Da die Quellen sich näher an der Erdoberfläche befinden als das Grundwasser, ist die Gefahr einer Verunreinigung durch Bakterien größer. Oppenau desinfiziert das Trinkwasser deshalb mit UV-Licht. Momentan sind elf der 14 Quellen am Netz, zwei dienen als Reserve. Auch Bad Peterstal-Griesbach verfügt über eine Vielzahl an Quellen. Sollte einmal in einer das Wasser knapp werden, wäre das »kein Beinbruch«, so Wassermeister Thomas Huber. Der Schnee im Januar habe die Bestände aber wieder gut aufgefüllt.
»Wir haben reines Quellwasser aus dem Schwarzwald, aus einer unbelasteten Gegend«, freut sich Huber. Einziger Nachteil: Das Wasser ist etwas saurer als normal. Das gleicht die Gemeinde bei der Aufbereitung über Kalkstein aus.
Die älteste Quelle in Oppenau wurde übrigens 1902 gefasst, in Peterstal sind sie seit den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts im Betrieb.