Achern / Oberkirch

Oberkirch sucht den Ausgleich

Keller Rüdiger
Lesezeit 3 Minuten
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19. Januar 2012
Wenn Städte und Gemeinden in die Natur eingreifen, müssen sie für einen Ausgleich sorgen. So will es das Bundesnaturschutzgesetz. Oberkirch plant 2012 die Ausweisung gleich mehrerer Baugebiete und ist deshalb damit beschäftigt, das städtische Ökokonto angemessen aufzustocken.

Oberkirch. Die Suche hat bereits begonnen. Weil die Große Kreisstadt Oberkirch in diesem Jahr weitere Baugebiete erschließen will und dadurch Eingriffe in Natur und Landschaft vornehmen muss, ließ die Verwaltung einen »Eingriffs-Ausgleich-Kataster« mit Ökokonto erstellen. Damit werden Kompensationsmaßnahmen geplanten Bauvorhaben zugeordnet. Für das Baugebiet Brestenberg in Nußbach etwa hat die Stadt eine Streuobstwiese auf einem eigenen Grundstück im benachbarten Bereich Bünd anlegen lassen.

Doch nicht immer kann der Ausgleich in unmittelbarer Nähe erfolgen: Bei der erfolgten Erweiterung des Obstgroßmarktes Mittelbaden am bestehenden Standort wurde ein städtisches Grundstück im Wiesenbrütergebiet zwischen Sand und Urloffen zu einer Nasswiese umgewandelt. Auch das geht. »Räumliche Entkoppelung« nennt der Gesetzgeber das und hat dabei aber genau festgelegt, welche Eingriffe wie ausgeglichen werden müssen. Mithilfe eines Ökokontos (siehe Stichwort) können Kommunen Kompensationsflächen ansparen und damit Wertpunkte sammeln, die bei Bauvorhaben eingesetzt werden können.

Oberkirch hat da in der Vergangenheit bereits einiges auf die hohe Kante gelegt: 1,1 Hektar beträgt bislang das »ökologische Guthaben«. Dazukommen knapp drei Hektar, die bereits als Ausgleichsfläche fest eingeplant sind. Ausreichend ist das allerdings noch nicht: Denn die geplanten Baugebiete erfordern insgesamt eine Fläche von 7,8 Hektar, die der Natur in irgendeiner Art und Weise zurückgegeben werden müssen. Allein hier steht die Große Kreisstadt also mit rund 3,7 Hektar im Soll.

Wald wird aufgewertet

Alfred Winski vom Büro für Landschaftsplanung und angewandte Ökologie in Teningen managt zusammen mit dem Umweltbeauftragten der Stadt, Georg Schäffner, das Oberkircher Ökokonto. Winski verantwortet dabei auch das Monitoring, übernimmt praktisch die Kontrolle dafür, dass beschlossene Ausgleichsmaßnahmen auch umgesetzt werden und von Bestand sind.

Das gilt auch für private Vorhaben und ihre Kompensation: Im Bau- und Umweltausschuss, der sich am Montagabend mit dem Themenkomplex beschäftigte, wurde der fehlende Ausgleich für den Bau der Tankstelle an der inneren Umfahrung bemängelt: Die geplante Streuobstwiese unterhalb der Schauenburg existiere ebensowenig wie die Hecke, die die Tankstelle »einzäunen« soll. »Die Ausgleichsmaßnahme wird eingefordert«, versicherte OB Matthias Braun.

Wie kann Oberkirch sein Ökokonto aufstocken? Winski setzt dabei auch auf den Faktor Wald: Große Flächen könnten hier aufgewertet und zum Schonwald umgewandelt werden: Die Douglasiendichte wird dabei zurückgefahren, Nadelholz kommt raus, Buchen rein. Altholzbestände bleiben stehen. Und das Ökokonto wächst.

STICHWORT

Ökokonto

Ein Ökokonto ist ein Naturschutzinstrument auf kommunaler Ebene im Rahmen der Eingriffsregelung. Heutige Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden dokumentiert und können in einen Flächenbestand eingetragen werden. Die Flächen stehen bei späteren Eingriffen in Natur und Landschaft im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung. Das Ökokonto basiert auf den Rechtsgrundlagen des Bundesnaturschutzgesetzes und des Baugesetzbuchs. Zukünftig müssen Investoren nicht erst in einem zeitraubenden Verfahren nach Kompensationsmaßnahmen suchen, sondern können schon durchgeführte Maßnahmen aus einem Ökokonto abbuchen.Quelle: Wikipedia

Kommentar

Die Natur

hat Rechte

Ökokonten können sinnvoll sein. Sie tragen zu mehr Flexibilität bei dem Versuch von Städten und Gemeinden bei, Kompensationsangebote für wegfallende Naturflächen zu schaffen. Auch Oberkirch hat sich bei der Suche nach Ausgleichsflächen nicht immer leicht getan. Dass Kommunen deshalb mit sinnvollen Projekten Flächen ansparen können, hilft dabei, sich zielgerichtet und rechtzeitig nach geeigneten Modellen umzuschauen. Das kann eine Menge Zeit und viel Geld sparen. Schnellschüsse, deren Nutzen für die Natur nicht immer nachvollziehbar sind, können vermieden werden. Auch wenn nicht immer ein Ausgleich an der vom Eingriff betroffenen Stelle geschaffen wird, wichtig ist: Die Natur kommt zu ihrem Recht.

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