Oberkircher fuhr mit dem Traktor nach Santiago de Compostela
Mit dem Traktor von Oberkirch nach Santiago de Compostela: Nach über drei Wochen Fahrt ist Helmut Busam am wichtigsten Ziel seiner Reise auf dem Jakobsweg angekommen. Sein Abenteuer ist damit aber noch nicht zu Ende.
Los gegangen war es am 4. Juli: Am Bottenauer »Weinbergblick« verabschiedetet sich Helmut Busam von den Renchtäler Schlepperfreunden, um auf große Fahrt zu gehen. Mit seinem Deutz D4005, Baujahr 1966, mit angehängtem Wohnwagen wollte er seinen Traum von der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela wahr werden lassen. Begleitet wurde er lediglich von seiner Schäferhündin. Rund 2200 Kilometer später erreichte er am Samstagabend sein Ziel.
Seine Begegnungen unterwegs waren trotz oder gerade wegen der sprachlichen Unzulänglichkeiten überwiegend sehr positiv. Da wurde er als Exot bestaunt und fotografiert, freundlich winkend vom Campingplatz verabschiedet, obwohl man kein Wort voneinander verstand. Nicht immer leicht war die Suche nach Übernachtungsplätzen, das Navi machte ebenso Probleme wie die Straßenverhältnisse.
Da gab es in Frankreich bewusst in Straßen eingebaute Hügel, um zu erreichen, dass langsam gefahren wird. »Mein Schlepper und Wohnwagen bekommen schon eine Gänsehaut, wenn sie diese Teile sehen«, schreibt Busam in seinem Blog. Mit maximal 3 km/h seien die so genannten » »Ralentisseurs« zu befahren. Sonst mache es einen Schlag, die Schränke im Wohnwagen gingen auf und das Zeug liege kreuz und quer im Wohnwagen.
Die Nächte waren kalt, oft regnete es. Tagsüber war Busam auf bergigen Buckelpisten ebenso unterwegs wie im Großstadtverkehr. Schwierig wurde es immer dann, wenn er verkehrsbedingt ein Stück zurückstoßen musste – die Gesamtlänge der Fahrzeug beträgt 7,5 Meter, der über 40 Jahre alte Wohnwagen blockierte mit der Auflaufbremse.
Das Navi leitete ihn auch immer wieder mal auf kurze Autobahnabschnitte, wo er mit Hupkonzerten empfangen wurde – wohl weniger aus Freude über den ungewohnten Anblick als eher als Signal, dass hier deplatzierte Gefährt wieder auf Nebenstrecken zu vertreiben.
Am Abend des 29. Juli hatte Busam sein Ziel erreicht: Santiago de Compostela. Als er die Kathedrale zu Fuß erkundete, stellte er fest, dass es unmöglich war, am nächsten Tag mit dem Traktor bis vor die Kathedrale zu fahren, um ein Foto zu machen. Die Einfahrt war mit absenkbaren Pollern gesichert. Leider war die Kathedrale auch nicht in ihrer ganzen Schönheit zu sehen, da sie für Bauarbeiten mit einem Gerüst versehen war.
Eigentlich haben alle Jakobspilger in Santiago de Compostela mit der Ankunft in der Kathedrale, der Grabesstätte des Apostels Jakobus, das Ziel und den Höhepunkt ihrer langen Reise erreicht. Viele beenden ihre Pilgerfahrt jedoch erst, nachdem sie das »Kap Finisterre« erreicht haben, das sogenannten »Ende der Welt«, eine kleine Landzunge, die weit in den Atlantik hineinreicht: Sie war am Montag das Ziel von Helmut Busam und gleichzeitig sein Wendepunkt. Es folgen 2200 Kilometer durch Nordspanien und Frankreich zurück zu den Schlepperfreunden in Bottenau.