Oberkircher Glasmalerin hat Gedichtband veröffentlicht
Mit Handwerkskunst ist heutzutage im Allgemeinen die aufwändige Arbeit von Handwerkern aus beliebigen Metiers gemeint. Im ursprünglichen Sinne bezeichnet der Begriff jedoch eine auf einem Handwerk basierende Kunst. Dazu gehörte die Glasmalerei von jeher, und die Oberkircherin Manuela Bijanfar hat sich vor 25 Jahren einen Traum erfüllt und sich mit ihrer Glaswerkstatt selbstständig gemacht
Zu ihrem Jubiläum hat sie einen Gedichtband veröffentlicht, das sie bei einer Lesung in der Oberkircher „Bücherinsel“ vorstellte. Bereits während ihrer Schulzeit schlug Manuela Bijanfars Herz für die Kunst und die Literatur, entschieden hat sie sich dann nach dem Abitur für die Glasmalerei. „Und es war für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung,“ erklärte sie im Laufe der Lesung.
Nach ihrer Ausbildung in Kaufbeuren, bei der sie sich hauptsächlich auf die Bearbeitung von Gesichtern in Kirchenfenstern spezialisiert hatte, erhielt sie 1991 den Meisterbrief in Köln. Im Jahr 1994 eröffnete sie ihre eigene Werkstatt, damals an der Bachanlage in Oberkirch. Zwölf Jahre später zog sie mit ihrem Atelier an den Kirchplatz, wo sie bis heute arbeitet und ihren Besuchern Einblicke in ihr handwerkliches und künstlerisches Wirken gibt.
Den erlaubte sie den aufmerksamen Zuhörern auch bei der Vorstellung ihres neuen Gedichtbandes „Kunst und Poesie“, bei dem sie nicht nur ihre lyrischen Werke vorstellte, sondern auch von ihrem spannenden und faszinierenden Handwerk berichtete. So beschrieb sie den Weg der Glasmalerei von der Entstehung im Orient über die Entwicklung als sakrale Kunst in der Gotik bis zum Einsatz von Glasbildern in Wohnhäusern, Zunftstuben und Kabinetten während der Renaissance, bevor sie in der Zeit des Barock an Bedeutung verlor und später im Jugendstil eine wahre Hochzeit erlebte. Schließlich erfuhren die Gäste auch, wie aufwändig die Renovierung oder Neugestaltung eines Glasfensters ist, von den Umrisslinien über die Schattierungen bis zur Farbgebung.
Manuela Bijanfar hat auf diese Weise beispielsweise die Fenster der Kapelle Sankt Martin im Altersheim Urloffen, der Fatima-Kapelle in Tiergarten und der Bruder-Klaus-Kapelle in Ödsbach geschaffen. „Ein Glasbild ermöglicht keine Draufsicht, sondern eine Durchsicht,“ machte Bijanfar deutlich. Ein solches Bild ermöglichte immer wieder verschiedene Ansichten und erzielte unterschiedliche Wirkungen, je nach Lichteinfall, Wetterlage oder Tageszeit.
Mit der Wirkung von Bildern unterstreicht Bijanfar auch in ihrem neuen Gedichtband die poetischen Gedanken, die sie bei ihren Ausflügen und Spaziergängen in der Natur gesammelt und zu Papier gebracht hat.
So finden sich in ihren Werken – den gemalten und den geschriebenen – lebendige Symbole der Jahreszeiten, Motive aus Wald und Flur, sanft fließende Stimmungen und bewegte Eindrücke der Seele.