Oberkircher Literaturtage gingen zu Ende
Den letzten Beitrag der diesjährigen Oberkircher Literaturtage bestritt die Harfenistin Silke Aichhorn mit ihrem Programm „Lebenslänglich Frohlocken“.
Nachdem Silke Aichhorn mit Hilfe einer Zuschauerin ihr Mikrofon, welches sich unter ihrem Kleid befand, angeschaltet hatte, konnte die Lesung am Dienstagabend in der Erwin-Braun-Halle beginnen. Dabei begleitete das Publikum sie durch ihr Leben – das Leben einer Harfenistin. Es war gleichzeitig der Abschluss der diesjährigen Literaturtag.
„Die Harfe wird mit Weihnachten verbunden, als Instrument für Frauen mit langen Haaren und schönen Kleidern angesehen und spielt sich ganz von allein“, sagte Silke Aichhorn zum Einstieg. Dass dem nicht ganz so ist, zeigte sie an diesen Abend. Denn das Instrument ist sehr kompliziert, man spielt es mit Händen und Füßen. Wie großartig Silke Aichhorn ihr Instrument beherrscht, konnte das Publikum bei den ersten Stücken, einem „Walzer op.35“ von Kurt Gillmann und einen „Kanon“ von Johann Pachelbel, hören.
In ihrer Geschichte „Der dritte Mann“ aus ihrem Buch „Lebenslänglich Frohlocken“ erzählt sie, wie anstrengend Bräute, Mütter und Schwiegermütter sein können. Ständig komme eine Änderung, ein neues Programm, an das man sich anpassen müsse. Deshalb spiele sie lieber auf Beerdigungen. „Wenn nicht gerade Corona ist“, reist Aichhorn viel. Dabei erlebt sie so manche witzige, aber auch skurrile Begebenheit: „Um dabei nicht verrückt zu werden, habe ich diese Geschichten aufgeschrieben.“
Einmal wurde sie gefragt, ob sie einspringen könnte, da der Dudelsackspieler erkrankt sei. Sie gab sich große Mühe ihn auf der Harfe zu ersetzen und spielte zum Beweis die irischen Stücke „Volksweise“ von Inis Oirr und „Last rose of summer“ von John Cheshire.
Reisen mit ihrer Harfe, welche 40 Kilogramm schwer ist, ist nicht immer, einfach erzählt die Musikerin in „Abenteuer rechtsrheinisch“. Ab und zu fährt sie mit dem Zug zum Konzert, wie einmal nach Koblenz. In Mainz musste der Zug wegen Schäden an der Oberleitung statt über Bingen über Wiesbaden und dann rechtsrheinisch fahren. Obwohl es noch auf der Strecke einen Tunnelbrand und andere Schwierigkeiten gab, kam sie trotzdem pünktlich zu ihrem Konzert.
Was man der Autorin und Musikerin abnahm: Sie spielt wahnsinnig gerne und möchte ihr Instrument zeigen, es ins rechte Licht rücken. Deshalb sei sie auch Solistin geworden. Beim Spielen der „Moldau“ von Smetana, dem auf und ab des Wassers, der Stromschnellen, sah man wieviel Fingerfertigkeit und Kraft das Spielen auf der Harfe kostet.
49 Konzerte wurden der Musikerin coronabedingt bis heute abgesagt, so hatte sie viel Zeit in ihren Noten zu wühlen und sich an neuen Stücken zu probieren. Nach „Hittite Suite“ von Cagatay, „Impromptu caprice op. 9“ von Gabriel Pierne und „Alla Turca Jazz“ gab es noch eine kleine Geschichte und zum Schluss zeigte die begnadete Harfenistin bei „Baroque Flamenco“ von Deborah Henson-Conant noch einmal das ganze breite Spektrum ihres Instruments.
Silke Aichhorn ist es gelungen, ihr „himmlisches Instrument“ ins richtige Licht zu rücken und das Publikum mit ihren witzigen Geschichten mitzureißen. Solche musikalischen Lesungen sollte es öfters geben.
Silke Aichhorn arrangierte auch die Musik für das Projekt „Lichtblicke“, welches Gerhard Hahn aus Oberkirch ins Leben gerufen hatte. Bei diesem Projekt haben 26 Fotografen ihre Bilder und Musiker ihre Musik kostenlos zur Verfügung gestellt und in Coronazeiten ein Video für Heimbewohner gemacht (wir berichteten).