Rückblick auf Geschichte

Oppenauer Kirche renoviert

Horst Hoferer
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04. Januar 2018
Die katholische Pfarrkirche in Oppenau kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Die katholische Pfarrkirche in Oppenau kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. ©Archivfoto: Horst Hoferer

Der Abschluss der Renovierungsarbeiten an der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Oppenau ist Anlass für eine zweiteilige Serie über die Geschichte des Gotteshauses. Im zweiten und letzten Teil geht es heute um die baulichen Veränderungen.

Die im klassizistischen Weinbrennerstil Stil erbaute katholische Pfarrkirche in Oppenau ist nahezu 89 Meter lang und fast 22  Meter breit. Das Innere des gerundeten Chores misst 16 mal 11,5 Meter. Der Turm, der sich über  dem Westportal erhebt, ist 48 Meter hoch. Dem Äußeren der Kirche geben die roten  Sandsteinquader das Gepräge. Im Inneren hat es jedoch wie in den letzten Jahren, immer wieder  Änderungen gegeben. 

Unter Pfarrverweser Karl Bläß (1868-70) erhielt die Kirche neue  Kreuzwegtafeln. Die 14 Stationsbilder malte die in Freiburg tätige Malerin Kreszentia Stadler. Sie  hingen bis 1923 an den beiden Seitenwänden von Chor und Kirchenschiff.  Wie schon erwähnt, lag die Bau- und Unterhaltungspflicht der Oppenauer Kirche bei den  politischen Gemeinden des Kirchspiels, deren Rechtsnachfolgerin die Stadt Oppenau ist. Eine der Rechtsgrundlagen ist das sogenannte Kirchenbauedikt des Großherzogtums Baden. vom  26. April 1808. Doch auch die Kirchengemeinde, die für die kultischen Bedürfnisse zu sorgen  hat, beteiligte sich an  Reparaturen zur Erhaltung ihres Gotteshauses. 

Die erste größere Restauration erfolgte 1882. Da sich die Kirchspielsgemeinde außerstande sah,  die 8300 Mark aufzubringen, stimmten der Katholische Oberstiftungsrat und die badische  Regierung dieser Regelung zu: Die Hälfte der Ertragsüberschüsse der Pfarrei Oppenau werden bis  auf weiteres der Kirchspielsgemeinde Oppenau als Beitrag zur Restauration der Pfarrkirche  überwiesen. Das Erzbischöfliche Capitelsvikariat bewilligte 1882  diesen Zuschuss.  

An Weihnachten 1897, also vor 120 Jahren, kam die Pfarrgemeinde in ihrer Kirche erstmals in  den Genuss einer elektrischen Beleuchtung. Den Strom lieferte die Firma André, die im gleichen  Jahr nahe der Rench auf der Ebene, heute Anton-André-Weg, ein Elektrizitätswerk erbaut hatte.  1902 erfolgte eine äußere Instandsetzung der Kirche.   Eine zweite große Renovation war Anfang der 1920er Jahre notwendig. Wegen  Schwammbildung mussten der Gestühlboden erneuert, ein neuer Plattenboden verlegt sowie eine  neue Chortreppe erstellt werden. Um die Kosten von 24 405 Reichsmark aufzubringen, wurde  den Gemeinden des Kirchspiels  vom Bezirksamt Oberkirch ein außerordentlicher Holzhieb  gestattet.  Als 1934 die Orgel restauriert wurde, stellte die Stadt Oppenau erneut einen Antrag auf  Genehmigung eines außerordentlichen Holzhiebes von 80 Festmetern für ihren Anteil an den  Kirchspielskosten, der 2000 Reichsmark betrug.

Spenden erhalten

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Durch Spenden brachte die Pfarrgemeinde selbst 7000  Reichsmark auf.  Ein völlig neues Gesicht mit den einschneidendsten Änderungen bekam das Kircheninnere jedoch  vor nunmehr 50 Jahren bei der Hauptrenovation 1965-1971, die im Wesentlichen in den Jahren  1968/69 erfolgte. Es war nur wenige Jahre nach dem II. Vatikanisches Konzil mit seinen durchaus  positiven Reformen. Doch was man in der Oppenauer Pfarrkirche tat, war, rückblickend gewertet,  des Guten zuviel. Die Kirchengemeinde musste sich von Liebgewonnenem und Gewohntem  trennen. Einiges davon wiegen jedoch die restaurierte Orgel und das Altarbild, die beide echte  Kostbarkeiten sind, wieder auf. Hochaltar, Kommunionbank und Kanzel verschwanden völlig. Auch der 1923 im Nazarener-Stil  gemalte Kreuzweg und die beiden großen Seitengemälde im Chor, »Opfer des Melchisedech«  und »Abendmahl« über dem ebenso verschwundenen Chorgestühl, sowie das Deckengemälde  »Das Jüngste Gericht«wurden entfernt. 

Auch die kleinen Emporen über den Sakristeien gibt es  nicht mehr. Völlig erneuert wurden der Fußboden, die Heizung und die Kirchenbänke.  Die  Fenster wurden neu verglast, die Decke ist jetzt aus Holz. Den früheren Quergang hinter den  Schülerbänken gab es nicht mehr. Von den rund 865 000 DM Renovierungskosten brachten der  Gemeindeverband 500 000 DM und das Amt für Denkmalpflege 20.000 DM auf. Unter dem  Anteil der kirchlichen Seite befanden sich 200 000 DM Spendeneinnahmen. Nach erfolgter  Renovation weihte Weihbischof Karl Gnädinger am 11. Juli 1971 den Altartisch und die Kirche.  Außerdem firmte er 240 Jugendliche. Obwohl das ganze Kircheninnere ein völlig neues Gesicht  bekommen hatte, blieb der Charakter des Weinbrennerstils doch erhalten. Besonders gut gelang  die Neugestaltung des Chores mit dem neuen Altartisch und dem kunstvoll gearbeiteten  Tabernakel, der wie die Altar- und Apostelleuchter aus einer Kunstschmiedestätte in Pforzheim  stammt. 

Neues Gesicht

Im Chor befinden sich ferner Taufstein und Lesepult Ein neues Gesicht erhielten auch  die beiden Seitenaltäre. An die Stelle der Altarblätter (Gemälde) traten Statuen in Nischen. Den  Marienaltar schmückt seit Dezember 1969 eine 165 Zentimeter große spätbarocke Muttergottes.  Sie ist als Königin, die auf einer Erdkugel steht, mit Krone und Zepter dargestellt. Sie war nach  der Auflösung des Klosters Allerheiligen in privaten Besitz übergegangen und wurde von den  Eigentümern anlässlich der Renovierung der Pfarrgemeinde als Stiftung übergeben.  In der Nische des rechten Seitenaltares, vormals Josefsaltar,  steht seit Ende März 1972 eine  Statue des Kirchenpatrons Johannes der Täufer. Die Holzschnitzarbeit ist eine Kopie des  Barockmeisters Feuchtmayer in der Klosterkirche Birnau. Diese Darstellung des Kirchenpatrons  trat an Stelle des ehemaligen großen Hochaltarbildes, dessen Stelle jetzt die »Kreuzabnahme«  einnimmt. Seit 1981 ist dieser Seitenalter gleichzeitig Sakramentsaltar mit dem Tabernakel, der  sich vorher an der Stirnseite des Chores befand. 

Auch die jüngste, nunmehr abgeschlossene Renovation wurde von der Stadt Oppenau und der  Kirche gemeinsam finanziert. Hinzu kamen weitere Spenden von der Albert-Bieser-Stiftung.  Der  frühere Quergang hinter den einstigen »Schülerbänken« wurde wieder hergestellt, und im hinteren  Bereich der Kirche wurden die drei letzten Bankreihen bis zur ersten Säule entfernt, um  dort  mehr freien Platz zu gewinnen. 

Eine ganz wichtige Maßnahme war die Erneuerung der Heizung,  die nun an die Fernwärme angeschlossen ist. Neu ist auch die Automatisierung des rechten  Seiteneingangs, auf dessen Seite sich die Rampe für Rollstuhlfahrer befindet. Hervorzuheben  ist  ferner die neue Beleuchtung, die das Kircheninnere in nunmehr erfreulicher Weise erhellt, wozu  auch der helle Neuanstrich der Wände wesentlich beiträgt.    

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