Orchesterverein begeistert Oberkirch
Das Frühjahrskonzert des Orchestervereins collegium musicum sorgte in Oberkirch für große Begeisterung. Dafür verantwortlich war auch der Fagott-Solist des Abends, Diego Chenna, Musikprofessor in Freiburg.
Im Frühjahrskonzert löste das collegium musicum unter der Leitung von Andreas Winnen Begeisterungsstürme aus. Das Publikum war sehr zahlreich in die Erwin-Braun-Halle geströmt. Das Programm passte in die Aufbruchszeit des Frühlings und war exzellent schön gewählt. Das Orchester spielte mit Können und großem musikalischem Empfinden, der Fagott-Solist Diego Chenna ließ die Herzen der Zuhörer höher schlagen.
Gioachino Rossinis Ouvertüre zur Oper „La Cenerentola“ (Aschenputtel) eröffnete das Konzert. Sie begann zart, rezitativisch und wechselte wie unentschlossen zwischen unterschiedlichen Klangbildern. Dann aber folgte ein flottes, lebensfrohes musikalisches Treiben, das bisweilen an buntes Jahrmarktsgetümmel erinnerte. Es zeigte sich, mit welcher Meisterschaft Rossini es verstand, die Menschen auf hohem Niveau zu unterhalten.
Das Orchester nahm diesen Anreiz begeistert auf und vermittelte strahlende Lebensfreude. Das Konzert für Fagott und Orchester, das Wolfgang Amadeus Mozart mit 18 Jahren 1774 geschrieben hat, lenkte schon die Aufmerksamkeit auf sich, als der Solist mit dem langen Fagott-Rohr auf der Bühne stand. Das Fagott ist im Orchester vielfach eingesetzt und erzeugt herrliche Klangfarben. Aber man bekommt es kaum zu sehen und man hört es selten allein. Als dann Chenna zu spielen begann, kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus: welch eine Dynamik, welch ein Tonumfang, welch eine Klangpalette von der voll tönenden Tiefe bis hinauf zu den neckisch „meckernden“ Tonhöhen, welch eine Geläufigkeit und welch tragende Tonkantilenen. Mozart gab Gelegenheit all diese Reize des Instrumentes auszuspielen und Chenna nutze dies mit technischer und musikalischer Bravour.
Zusammen mit dem Orchester entstand eine mitreißende Aufführung. Der begeisterte Beifall regte Chenna zu einer Zugabe an. Er spielte einen Walzer des brasilianischen Komponisten Francisco Mignone (1897-1986). Die Tonfolgen waren bizarr, und doch leuchtete durch diese verwegene Musik der wärmende Humor des Fagotts, weil sie mit Anteilnahme gespielt wurde.
Im dritten Konzertteil stand Beethovens 8. Sinfonie auf dem Programm. Sie ist gerühmt und umstritten, weil sie nicht in das bekannte Symphonie-Muster passt. Sie forderte nochmals ganz die Interpretationskunst des Oberkircher collegium musicum heraus. Das „Allegro vivace e con brio“ strahlte entspannte Freundlichkeit aus und man konnte mit Genuss die Themen und ihre Verarbeitung verfolgen. An die Stelle des langsamen Satzes setzte Beethoven ein „Allegretto scherzando“, das den Metronom-Kanon anklingen und unterschiedliche Themenansätze durch das Orchester wandern ließ, was eine Herausforderung für die Gestaltung war. Der 3. Satz, das „Tempo di Minuetto“, war eine Replik auf das „alte“ Menuett. Aber im Schlusssatz, dem „Allegro vivace“ gerieten die Konventionen völlig aus den Fugen.
Andreas Winnen und das Orchester gestalteten eine emotionale und überzeugende Interpretation. Das Publikum war begeistert und spendete brausenden Beifall.