Ortenauer Textiltage locken 1200 Besucher nach Freistett

(Bild 1/2) Rund 50 Aussteller gaben am Wochenende bei den 13. Ortenauer Textiltagen in der Freistetter Stadthalle Einblicke in ihr Hobby. ©Ellen Matzat
Viel zu sehen gab es für die rund 1200 Besucher bei den 13. Ortenauer Textiltagen in der Freistetter Stadthalle. Gezeigt wurde eine große Bandbreite an Handarbeiten und Textilkunst, wobei viele der 50 Aussteller über die Schultern blicken ließen und sogar Workshops anboten.
Stolz waren die Organisatorinnen Iris Duffner und Roswitha Duffner-Feiler, wieder vier Sonderausstellungen anbieten zu können. Die Wanderausstellung „Cow and more“ zeigte mit einer handgestickten Kuh das Guldusi-Projekt der Deutsch-Afghanischen Initiative Freiburg. Die afghanischen Stickerinnen wurden gebeten, Kühe zu sticken, weil es vielen von ihnen heute möglich ist, sich eine Kuh zu leisten. Diese Kühe wurden in textile Arbeiten integriert und zeigten die einzigartigen Gestaltungsmöglichkeiten aus der Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen.
Textile Aussteuer
Neben einer Quilt- und Textilkunstausstellung einer Schutterwälder Künstlerin zeigte Eva Hamm-Bartberger aus Reute bewegliche biblischen Erzählfiguren, die sich im Religionsunterricht, Kindergarten oder bei Kindergottesdienst einsetzen lassen. Der Diersheimer Verein für Heimatgeschichte hatte neben seinem berühmten Kelsch auch einen großen Fundus an Mustertüchern und Werkproben ausgestellt. „Früher musste die gesamte Aussteuer mit Hemden, Leintüchern, Handtüchern, Kopftüchern, Bettbezügen und Tischdecken mit Monogrammen bestickt werden“, erklärte die Vorsitzende Helga Grampp-Weiß. „Es ist unvorstellbar, was die Frauen früher unter den schlechten Lichtbedingungen von Öllampen oder Kerzenlicht leisteten“, sagte Grampp-Weiß anerkennend.
„Ich nehme den Faden über die beiden mittleren Finger hinter dem Stäbchen vor dem Zeigefinger bis zum Daumen“, erklärte Hedwig Schnepf zum Beginn der nächsten Runde beim Filet knüpfen und ergänzte, dass Fischer dieselben Knoten für ihre Netze verwenden. „Occhi ist eine Aneinanderreihung von zwei verschiedenen Knoten, die sich je nach Technik zu Ringen oder Bögen formen lassen“, erklärte Elisabeth Dobler von den Occhi-Freunden aus Oberschwaben. Margret Duffner aus Bühl hat diese Technik schon mit neun Jahren von ihrer Mutter gelernt und ließ sich beim Fortgeschrittenen-Workshop die neuesten Kniffe zeigen. „Diese Vorlage nennt sich Glöbelbrief, wobei jeder Punkt für eine Nadel steht“, erläuterte Christiane Mutter aus Freiburg ihr kompliziert aussehendes Hobby „Klöppeln“, das sie seit acht Jahren ausübt. Für ihr einfarbiges Dreieckstuch benötigte sie 156 Klöppel sowie 8000 Meter Seide; zweieinhalb Jahre arbeitete sie daran.
Arbeitsintensives Hobby
Fingerflechten zeigte Sabrina Reich aus Kanzach, Rita Walter aus Oberkirch-Bottenau nähte Strohschuhe. Das Handwerk erlernte sie von ihrer Mutter, die nach dem Krieg für acht Kinder Strohschuhe fertigte: „Tragen will sie jeder, aber machen möchte sie heute keiner mehr.“ Niedlich anzusehen waren die gefilzten Hand- und Fingerpuppen in Tierform von Ute Walz aus Forbach. Handgeflochtene Körbe, Schälchen und Untersetzer aus grasartigen Pflanzen stellte Familie Woldeselassie aus Eritrea aus. „Schilf, Bast oder Seegras würde sich dafür auch eignen“, so Rita Frank aus Ottenhöfen.
Die 13. Ortenauer Textiltage waren die letzten unter der Leitung von Iris Duffner und Roswitha Duffner-Feiler. Sie geben die Organisation an Inge Lockwaldt und Sabine Smith aus Rheinbischofsheim ab. „Die Ausstellung hat sich über die Jahre so gut entwickelt, dass es schade wäre, wenn es jetzt zu Ende wäre“, zeigte sich Duffner froh, sie in gute Hände geben zu können.