In Seebach ist Schneider am gängigsten
In der Seebacher Meldestatistik findet sich eine hohe Konzentration von Namen wie Schneider, Fischer oder Huber. Diese Familiennamen sind im Tal schon alteingesessen, sie lassen sich oftmals bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Viele von ihnen kamen aus niedrigeren Lagen des Achertals oder dem Renchtal nach Seebach.
Mit aktuell 80 Personen ist Schneider der am weitesten verbreitete Namen in Seebach, dabei kam er erstaunlich spät in den Ort. Im Jahr 1830 zog Casimir Schneider aus Furschenbach ins Dorf, er heiratete Antonia Rösch. Das Wohnhaus des Paares, der Casimirhof, steht heute noch. Schon über 100 Jahre früher kamen die Fischers ebenfalls aus Furschenbach nach Seebach. Lorenz Fischer kaufte mit seiner Frau Anna-Barbara Kessler das Hofgut Wildenberg, ein großer Hof mit zahlreichen Äckern. Als sein Nachfahre Anton Fischer 1838 starb, hinterließ er seine Frau Regina Decker und 13 minderjährige Kinder. Stück für Stück musste das Anwesen nun verkauft werden, um die Familie durchzubringen.
Kirchenbuch als Quelle
»Mit 13 Kindern ist das Überleben des Namens dann erstmal gesichert«, erklärt Markus Bruder. Der Ortshistoriker aus Sasbachwalden hat sich intensiv mit der Historie Seebachs beschäftigt. Aus zahlreichen Unterlagen konnte er die Geschichten der Bewohner rekonstruieren. Wichtigstes Dokument ist dabei das Kappelrodecker Kirchenbuch. Seit 1665 wurden hier die Daten für alle Geburten, Hochzeiten und Todesfälle aus Seebach und dem früher eigenständigen Grimmerswald eingetragen.
Der dritthäufigste Namen Seebachs – Huber – ist im Rench- und Achertal weit verbreitet, die meisten heutigen Namensträger stammen von Urban Huber aus Ottenhöfen ab. Dieser lebte um 1680 auf dem Bromberg, 1768 kam sein Nachfahre Johannes Huber nach Seebach und heiratete Eva Decker.
Noch älter ist der Name Schnurr. »Das ist ein typischer Seebacher Name«, erklärt Markus Bruder. »Er wird auch in Urkunden, die älter als die Kirchenbücher sind, erwähnt.« Bekannt ist vor allem der Schnurrenhof, der nachweisbar seit über 350 Jahren im Besitz der Familie Schnurr ist. Mit diesem Hof ist auch der Name Bohnert verbunden: Um 1660 kam Hans Bohnert vom Eberlinsberg aus Bad Peterstal ins Tal und heiratete Gertrud Schnurr. Das Paar erhielt von den Eltern der Braut einen Teil des Landes des Schnurrenhofes. Später wurde dieser neue Besitz noch weiter unter den Nachfahren geteilt, so dass es heute drei Bohnerthöfe gibt.
Obwohl die Bauernhöfe im Tal so groß waren, dass man die Grundstücke noch auf weitere Höfe verteilen konnte, waren die Menschen nicht unbedingt reich, erklärt Ortshistoriker Bruder. »Ein Hof von dieser Größe brauchte natürlich auch einige Knechte und Mägde, um das Land überhaupt zu bearbeiten«, erklärt er. Teile der Grundstücke lagen deshalb brach oder waren von Urwald bedeckt.
1666 kam Schmälzle
Der erste Schmälzle in Seebach ist schon für das Jahr 1666 nachgewiesen, hier kaufte Oswald Schmälze einen Hof in Grimmerswald. Die Urkunde des Geschäfts ist noch erhalten. Aus Sasbachwalden kam 1771 Adam Hils mit seiner Frau Maria Doll ins Dorf. Die beiden erwarben einen Bauernhof in Legelsau. Ebenfalls aus Sasbachwalden stammt der Name Bruder: 1834 und 1857 ließen sich gleich zwei verschiedene Familienzweige in Seebach nieder. Die Kerns kamen 1850 aus Ödsbach.
Auffällig ist, dass viele Namen aus der direkten Nachbarschaft nach Seebach zogen, Zuwanderer von weiter weg waren eine Ausnahme. Die meisten neuen Bewohner vor 1803 kamen aus Orten, die wie Seebach zum Hochstift Straßburg gehörten und Teil des Oberamtes Oberkirch waren. »Das machte wahrscheinlich den Umzug einfacher und ersparte Papierkrieg«, vermutet Markus Bruder. Da einige benachbarte Orte zu anderen Landesherren gehörten, waren ihre Einwohner für Seebach praktisch Ausländer. Eine der wenigen Ausnahmen für Zuwanderer aus einer weiteren Entfernung waren die drei Brüder Johannes, Georg und Franz Joseph Ruh. Sie kamen um 1760 aus dem Münstertal bei Stauffen als Holzfäller nach Seebach.
Kaum Zuzug von außen
Dass viele Namen in Seebach so lange überdauerten, liegt auch an der Struktur des Ortes. Die wenigen Bauernhöfe wurden meist innerhalb der Familie weitergegeben, ohne Industrie gab es später kaum Gründe für Auswärtige, in das Dorf zu ziehen. Heute ist nur ein früher weit verbreiteter Seebacher Name ausgestorben – an die Kopps erinnert noch das Gewann Koppenhöfe.
◼ Die nächste Folge erscheint am Freitag, 2. September. Dann geht es um die geläufigsten Nachnamen in Oberachern.
Nachnamen
Die fünf häufigsten Nachnamen im 1400-Seelen-Ort Seebach (in Klammer die Zahl der Personen):
1. Schneider (80)
2. Fischer (67)
3. Huber (63)
4. Schnurr (62)
5. Bohnert (39)
Namensserie
Der Herkunft von Familiennamen geht die Mittelbadische Presse täglich mithilfe des Namensexperten Prof. Dr. Konrad Kunze aus Freiburg auf den Grund. Mehr dazu lesen Sie auf der Seite Ortenau regional in der Serie »Wo kommt mein Name her?«
Der Name Hils und seine Entwicklung
Der Seebacher Name Hils verdeutlicht, welche Entwicklung ein Nachname im Laufe der Zeit durchlaufen konnte. Ursprünglich kam die Familie aus Oppenau und hieß Hildebrandt; um 1740 zog einer der Nachkommen nach Sasbachwalden. Er schrieb sich bereits Hilsenbrand.
Ursprünglich kommt der Name aus dem Germanischen, er ist heute noch in verschiedenen Schreibweisen in ganz Deutschland verbreitet. »Hiltja« beziehungsweise »hild« bedeutet »Kampf«; »brand« wird mit »Feuerbrand« oder auch »Kampf« übersetzt. Zusammengenommen übersetzen Experten den Namen Hildebrand heute mit »flammendes Schwert« oder »Kampfschwert«.
Im neunten Jahrhundert war der Name durch das Hildebrandslied, eine Heldensage, besonders populär; auch in der Nibelungensage kommt ein Hildebrand in einer wichtigen Rolle vor. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings ein Vorname.
Beim Sasbachwaldener Matthias Hilsenbrand wurde der Name im 18. Jahrhundert zu Hils verkürzt, der Grund dafür ist nicht überliefert.
Sein Sohn Adam Hils kam 1771 mit seiner Frau Maria Doll nach Seebach, seitdem ist der Name im Tal verbreitet.