Ottenhöfens Quarzporphyr ist weiterhin sehr begehrt

Blick in den Steinbruch im Achertal, in dem eine Gesteinsrarität abgebaut wird. © pr
Die Firma Wibo will weiterhin im Steinbruch in der Nähe der Edelfrauengrab-Wasserfälle Schotter und Edelsplitter abbauen. Bei der Erweiterung müssen die Belange der Anwohner berücksichtigt werden.
In der Nähe der Edelfrauengrab-Wasserfälle in Ottenhöfen baut die Firma Wilhelm Bohnert (Wibo) seit 1926 Schotter und Edelsplitt ab. Der Quarzporphyr, aus dem der Berg hier besteht, ist begehrt: Gerade wurde er am Flughafen Stuttgart in der neuen Betondecke der Start- und Landebahn verbaut. Um den außergewöhnlich harten Rohstoff weiter liefern zu können, strebt das Unternehmen an zwei Stellen Erweiterungen an.
Die geologische Situation im Gottschlägtal sei einmalig in Baden-Württemberg, sagt Geschäftsführer Sebastian Striebel, dessen Urgroßvater Wilhelm Bohnert das Unternehmen gründete. Mit rund 50 Mitarbeiten fördere man bis zu 400 000 Tonnen pro Jahr. Nur 25 „Gewinnstätten” für diese Art von Gestein gebe es in Deutschland: „In Baden-Württemberg sind wir die einzigen.”
Die letzte Erweiterung sei 2010 erfolgt. Seit 2015 plane man an einer weiteren Erweiterung: Auf zwei Hektar könnte man etwa 20 Jahre lang abbauen. Denn das Porphyr-Vorkommen erstreckt sich 200 Meter tief.
Doch der Wibo-Steinbruch ist von Naturschutzgebieten umgeben. Das Naturschutzgebiet Gottschlägtal, zu dem auch der bekannte Klettersteig Karlsruher Grat gehört, ist FFH- und Vogelschutzgebiet und gehört zur europäischen Schutzgebietskulisse Natura 2000. Das sei eine Konfliktsituation, die das nötige Verfahren schon seit Jahren verzögere, so der Geschäftsführer.
Das Regierungspräsidium Freiburg habe den weiteren Abbau des seltenen Gesteins inzwischen als öffentliches Interesse eingestuft. Man habe mehrere Gutachten anfertigen lassen, etwa zu den Themen Lärm und Erschütterungen bei Sprengungen. Es gebe eine Renaturierungsplanung und ein Konzept, das im Abbaugebiet neue Lebensräume für Gelbbauchunke, Uhu, Wanderfalke und Kolkrabe entwickelt. Derzeit laufe die Feinabstimmung für die nötigen Ausgleichsmaßnahmen. Diesen Sommer nun werde man beim Gewerbeaufsichtsamt des Ortenaukreises eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung beantragen.
Mineralische Rohstoffe würden überall gebraucht, weiß der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg, Thomas Beißwenger. Alle Abnehmer legten dabei Wert auf kurze Transportwege. Deshalb sei es wichtig, dass Wibo weiterhin Abnehmer in Baden-Württemberg beliefern kann. Der Steinbruch habe eine eigene Bahnverladestelle. Viele der steinbeladenen Lkw aus dem Gottschlägtal rollen nur bis zum Ortsausgang von Ottenhöfen, wo ihre schwere Fracht auf die Schienen der Achertalbahn verladen wird. Außerdem sei der Steinbruch beim Edelfrauengrab einer von nur vier in Baden-Württemberg, die eine Zulassung zur Lieferung von Gleisschotter für die Deutschen Bahn haben.
Vereinzelte Skepsis
2019 konnten sich Gemeinderäte und Bürger bei zwei Info-Terminen im Steinbruch über die geplante Erweiterung informieren. Der Gemeinderat war an der Festlegung des Untersuchungsrahmens für die notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung beteiligt. Bürgermeister Hans-Jürgen Decker besuchte Höfe im Umfeld des Steinbruchs und erlebte dort mit, wie sich die Erschütterung bei einer Sprengung in einer Entfernung von wenigen hundert Metern anfühlt. Einzelne Anwohner stünden dem Vorhaben etwas skeptisch gegenüber. „Der Betrieb ist sehr wertvoll und ich hätte gerne, dass seine Zukunft gesichert ist”, so der Rathauschef. Die Belange der Anwohner müssten dabei jedoch bestmöglich berücksichtigt werden.