Paket aus Achern an das Haus der Geschichte in Stuttgart
Exponate rund um die Selfie-Gottesdienste in Achern während des Lockdowns wurden aus
Stuttgart angefordert. Eine Ausstellung rund um die Corona-Pandemie wird vorbereitet.
„Machen Sie ein Selfie und schicken Sie uns ein Bild von sich“. Diese Einladung von Pfarrer Joachim Giesler zu Beginn des Lockdowns Mitte März war so ungewöhnlich, wie die Coronakrise und das, was in den Wochen und Monaten danach folgen sollte. Über 400 Fotos mit 1000 abgelichteten Menschen wurden an das Pfarramt geschickt und dann in den Kirchenbänken angebracht, damit in den nichtöffentlichen Gottesdiensten mit Livestream quasi virtuell die „Gemeinschaft der Glaubenden“ sichtbar wurde und die Mitchristen im Gebet verbunden wussten.
Etwas überrascht
Nach dem Lockdown wurden die Selfies noch in der Kirche St. Bernhard in Fautenbach aufgehängt und in der Zwischenzeit bekam Pfarrer Joachim Giesler von Alexander Schwanebeck vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg (HdG) eine E-Mail, in der er um ganz besondere Exponate für eine geplante Ausstellung bat. Über diesen nicht alltäglichen Wunsch war Pfarrer Giesler zwar etwas überrascht, aber auch sofort bereit, die gewünschten Exponate dem HdG zur Verfügung zu stellen. Wie Alexander Schwanebeck auf telefonische Anfrage bestätigte, bereitet das HdG derzeit eine Ausstellung vor, die sich mit der Corona-Pandemie und „Erinnerungsstücken“ befasst, wie die Menschen im Land mit dieser einmaligen Situation während des Lockdowns klar kamen und welche Herausforderungen gemeistert werden mussten. Die Ausstellung im HdG soll in den nächsten ein, zwei Jahren geplant und umgesetzt werden, in ihr sollen auch die Erinnerungsstücke wie die ein Teil der Selfies aus den Kirchenbänken und einige der 200 kleinen Kerzen aus der Osternacht ihren Platz finden.
Angefragt wurden auch digitale Mitschnitte der Gottesdienste oder eine Zusammenstellung „Best of der Livestreams“ nach Stuttgart zu schicken, um die Selfie-Gottesdienste während des Lockdowns in der Acherner auch visuell darzustellen. Die „sehr attraktiven Objekte“ aus der Acherner Kirche würden in die Sammlung aufgenommen, so Alexander Schwanebeck. Das Paket, gepackt von Pfarrer Joachim Giesler und Pfarrsekretär Wolfgang Mark, ist in Stuttgart eingetroffen, darin sind 24 Osterlichter und 58 Selfies mit 127 Personen, personifiziert und mit Einverständniserklärung versehen.
Idee aufgegriffen
Mit den Selfie-Bildern in den Kirchenbänken griff Pfarrer Joachim Giesler die Idee seines italienischen Amtsbruders Don Giuseppe Corbari aus Robbiano nahe Mailand in der Lombardei auf, in der sehr viele Menschen infiziert wurden und starben.
Die Idee kam auch in Achern sehr gut an, Pfarrer Giesler bedankte sich bei Don Corbari und der schrieb gleich zurück. Er freute sich „umarmt in der Liebe Gottes“, dass seine „schlichte Idee“ die Christen zusammenführt.
„Auch wir versprechen, für euch zu beten“, schrieb der Seelsorger, der mit den Menschen zwischen Mailand und Bergamo eine ganz schlimme Zeit mit viel Leid und Tod erleben musste.