Pfarrer Achim Brodback will mit der Kirche raus in die Natur
Angekommen fühlt sich Achim Brodback nach acht Monaten als evangelischer Pfarrer im oberen Renchtal. Mitnehmen im Glauben will er die Menschen nicht nur in der Kirche, sondern als für den Nationalpark zuständiger Pfarrer auch bei Wanderungen und bei Radtouren durch den Schwarzwald.
Wenn Achim Brodback den Menschen Gott nahe bringen will, kann es schon mal vorkommen, dass er zuerst runter in den Keller des evangelischen Pfarrhauses in Oppenau muss. Dort steht sein Mountainbike. »Ich will den Menschen helfen, ein Stück weit zur Ruhe zu kommen und Gottes Schöpfung bewusst zu genießen«, sagt Brodback, der im September nicht nur die evangelische Pfarrstelle für das obere Renchtal angetreten hat, sondern seither zu 50 Prozent auch für den Aspekt »Kirche im Nationalpark« zuständig ist. Es seien »Versuchsballons«, die er hier starten will, meint der 45-Jährige. Dazu zählen meditative Mountainbiketouren vom Oppenauer Freibad nach Allerheiligen genauso wie meditative Abendwanderungen oder Langlauftouren im Winter. »Das wird dann spannend, da bekommt das Schweigen als Impuls, wenn es bergauf geht, eine ganz neue Bedeutung.« Es gehe dabei nicht um Vorträge, sondern um die Erlebniserfahrung.
Ganz neu sind die Ideen nicht, Gott bei Aktivitäten in der Natur näher zu kommen. »In Baden-Baden gibt es das auch schon«, erklärt Brodback. Er will, dass die Menschen, die mit ihm unterwegs sind spüren, »das alles ist ein Geschenk und sich als Teil der Natur wahrnehmen«. Auch wenn sich der aus Gernsbach stammende Pfarrer nach den acht Monaten, die er inzwischen mit seiner Familie in Oppenau verlebt hat, schon gut in der Region auskennt, ist vieles noch Neuland für ihn. »Muss da etwas anders laufen mit einer halben Stelle für den Nationalpark?«, habe er sich zu Beginn gefragt. Auch dass die über mehrere Ortschaften verteilte Kirchengemeinde im oberen Renchtal mit ihren rund 700 Mitgliedern in zwei Kirchen Gottesdienst feiert, sei eine Herausforderung gewesen. Es sei im oberen Renchtal aufgrund der Größe der Kirchengemeinde zwar nur eine Teilstelle, »aber mit zwei Gebäuden«. »Beide Kirchen haben ihr jeweils eigenes Profil«, hat Brodback inzwischen festgestellt. In Bad Peterstal besuchten bei schönem Wetter auch viele Touristen den Gottesdienst.
Große Herzlichkeit
Überrascht habe ihn hingegen die Herzlichkeit, die er in diesem Ausmaß an seiner vorherigen Wirkungsstätte in Stetten am kalten Markt nicht zu spüren bekommen habe. »Man begrüßt sich hier am Eingang mit Handschlag, ich empfinde das als sehr lebendig und wertschätzend.« Er hat sich vorgenommen, das noch stärkere Zusammenwachsen der Kirchengemeinden anzugehen, indem beispielsweise einmal im Monat gemeinsam Gottesdienst gefeiert wird und hierzu Fahrgemeinschaften gebildet werden. Die vielen Kapellen im Nationalpark will Brodback ebenfalls in seine Arbeit einbeziehen. »Es wäre schön, wenn auch die Gottesdienste im Nationalpark ein Teil der Kirchengemeinde werden und man sich gegenseitig belebt.«
Für ihn selbst habe der Gottesdienst seit er in Oppenau ist einen sehr starken persönlichen Bezug bekommen. »Man ist hier tatsächlich in einer Gemeinschaft.« Das stellt er auch in der Zusammenarbeit mit dem katholischen Pfarrer Klaus Kimmig fest. »Gleich beim Einzug hat er uns Blumen vorbeigebracht«, erinnert sich Brodback. Dieses direkte aufeinander Zugehen habe er als sehr positiv erlebt.
Nach dem ersten dreiviertel Jahr fühlen sich Brodback, dessen Frau und zwei Töchter in Oppenau angekommen. »Ich hatte einen guten Start und das Gefühl, hier etwas bewegen zu können.« Unterstützen wolle er noch die Notfallseelsorge. Auch die Kinder will er in seiner Arbeit stärker in den Blick nehmen. »Vielleicht entwickelt sich das aus der ökumenischen Krabbelgruppe heraus.«