Pfarrer Lerchenmüller feiert seinen 90. Geburtstag
Pfarrer Michael Lerchenmüller feiert am Donnerstag den 90. Geburtstag. Er hilft noch in der Seelsorge mit und wird von der Gemeinde sehr geschätzt. In einer Autobiografie schreibt der Jubilar über sein Leben und die gewachsene Überzeugung, dass Gott ihn als Priester braucht.
Stets ein Lächeln auf den Lippen und immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für seine Mitmenschen, so kennen und schätzen die Menschen im Oberen Renchtal Pfarrer Michael Lerchenmüller. Am heutigen Donnerstag kann er körperlich fit und geistig erstaunlich jung und rege seinen 90. Geburtstag feiern, auch wenn das ihm selbst und allen, die ihn kennen, fast unglaublich scheint. Geboren wurde Michael Alois Lerchenmüller am 17. September 1930 als erstes von sechs Kindern in Pforzheim.
In seiner Autobiografie „Woher? – Wozu? – Wohin?“ beschreibt er sehr anschaulich die Jahre der unbeschwerten Kindheit und seine Jugenderlebnisse, die durch den Zweiten Weltkrieg geprägt wurden. Die letzten Kriegsmonate verbrachte er bei Verwandten in Bayern, wo er tatkräftig in verschiedenen Berufssparten mit anpacken musste. Nach Wiedereröffnung der Schule legte Lerchenmüller im Juli 1951 das Abitur ab. Die Note vier in Latein war für ihn „nur ein kleiner Schönheitsfehler. Ich sagte mir damals, das brauchst du nicht, du wirst ja kein Priester“.
Auf dem Bau begonnen
Sein Ziel war es, Bauingenieur zu werden. Vor dem Studium an der Technischen Hochschule Karlsruhe aber schaffte er es, in nur 16 Monaten eine Lehre als Maurer zu absolvieren und 1952 mit dem Gesellenbrief abzuschließen. Ganz „nebenbei“ lernte er an der Volkshochschule Bauzeichnen, Buchhaltung und Stenografie. Seine „kleine Leidenschaft“, wie Michael Lerchenmüller sie nennt, das Tanzen, aber auch das Singen im Kirchenchor sorgen in dieser Zeit für Abwechslung.
„Es gab im Kirchenchor auch hübsche junge Sängerinnen, die ich nicht ungern sah“, gibt er schmunzelnd gerne zu. Dabei stellte er sich immer öfter die Frage: „Glaubst du auch das, was du da singst?“
Der sonntägliche Kirchgang, der Glaube, „war für mich etwas Selbstverständliches, aber nicht so, dass er mich innerlich plötzlich vor existenzielle Fragen stellte“, schreibt Lerchenmüller in seinem Buch.
Er sei ein „Gewohnheitschrist“ gewesen. Dennoch übernahm er bei Diskussionen auf dem Bau, wo er sich sein Studium verdiente, die Rolle des Verteidigers der Kirche. Wie es seine Art ist, setzte er sich, um genügend Wissen und gute Argumente zu haben, intensiv mit dem Glauben auseinander.
Unter der Überschrift „Gott meldet sich, oder?“ erinnert sich Lerchenmüller an viele kleine und große Anstöße, die in ihm schließlich die Überzeugung wachsen ließen, dass Gott ihn als Priester brauche und wolle. Von 1954 bis 1959 studierte er Theologie in Freiburg, München und St. Peter, bevor er am 7. Juni 1959 durch Erzbischof Hermann Schäufele in Karlsruhe zum Priester geweiht wurde.
Vom 1. Juli bis 15. September 1959 kam er als junger Kaplan nach Oppenau, wo es Emma Bohnert war, die ihm die Tür zum Pfarrhaus öffnete.
Geschätzter Seelsorger
Von 1966 bis zu ihrem Tod 2017 wirkte sie als seine Haushälterin und gute Seele seines Pfarrhauses. Von September 1959 bis 1966 tat Lerchenmüller Dienst als Kaplan in Weingarten, wo er anschließend auch bis 1974 als Pfarrer tätig war. Weitere Stationen seines Priesterlebens führten Michael Lerchenmüller 1974 bis 1984 nach Karlsruhe-Mühlburg und 1984 bis 2003 nach March-Holzhausen bei Freiburg. Außerdem bekleidete er von 1984 bis 1995 das Amt des Diözesanfrauenseelsorgers und war von 1995 bis 2001 Klinikseelsorger in Waldkirch.
Sein Rentnerleben verbringt Michael Lerchenmüller seit 2003 als Subsidiar wieder in Oppenau. 2009 durfte er hier sein goldenes und 2019 sein diamantenes Priesterjubiläum feiern. Gerne hilft er noch in der Seelsorge mit und wird allseits hoch geschätzt.
Seinen heutigen Ehrentag wird er, ganz den Vorschriften in Corona-Zeiten entsprechend, im nicht ganz so großen Kreis feiern. Und natürlich beginnt der Tag „mit großer Dankbarkeit gegenüber Gott“ für sein langes Leben auch mit einer Eucharistiefeier.
Wünsche für die Zukunft? Ja, die hat Pfarrer Lerchenmüller auch mit 90 Jahren noch, wenn sie auch sehr bescheiden klingen: „Dass der Herrgott weiterhin so gut für mich sorgt wie bisher, und dass ich weiterhin so viele hilfsbereite Menschen um mich haben darf.“
Etwaige finanzielle Geschenke möchte er, wie schon beim Priesterjubiläum, dem Benediktiner-Kloster in Wechselburg über Pater Maurus Krass und die Deutsche Jesuitenprovinz in München über Pater Eugen Hillengass zukommen lassen.