Im ARZ-Geflüster am 7. Juni berichtete Redakteur Patric König von einer Taube, die im Pfingstgottesdienst den Oberkircher Organisten erschreckte. Die Taube hatte offensichtlich die wegen des Corona-Virus weit geöffneten Fenster zu einem Abstecher ins Gotteshaus genutzt.

„Mir ist beim Lesen sofort ein Mundartgedicht von August Ganther eingefallen“, berichtet der gebürtige Oberkircher Manfred Wenz. In dem Gedicht „E Häkli“ berichtet Ganter von einem „Kirchli“, das derart von einer Mäuseplage heimgesucht wird, dass der Mesmer zur Eindämmung der lästigen Nager einen Kater anschafft, einen „Katzenroller“ – mit Erfolg, aber die Sache hat einen Haken, die am nächsten Pfingstgottesdienst deutlich wird. 

Die Taube, die alljährlich zu Pfingsten zum Kirchenlied „Kumm, heil‘ger Geischt“ symbolisch und fürs Gemüt der Gläubigen durch ein Loch in der Kirchenbühne in den Kirchenraum geflogen kam, war ebenfalls ein Opfer vom „Katzenrolli“ geworden.

Dass sich Manfred Wenz bei den Gedichten des Heimatdichters und Oberkircher Ehrenbürgers Ganther gut auskennt, geht zurück auf seine Jugend: Als er  zwölf Jahre alt war, fand in der Aula der damaligen Hauptschule eine Feierstunde zum 100. Geburtstag von August Ganther statt. Jugendliche trugen damals Gedichte des Heimatdichters vor, die in kleinen Sammelbändchen wie „Dannezapfe us em Schwarzwald“, „Silwerdischtle us em Schwarzwald“ oder „Katzebusseli us em Schwarzwald“ zusammengefasst waren. 

Lesungen veranstaltet

Wenz gefielen diese urwüchsigen, oft humorvollen Gedichte so sehr, dass er sich die verschiedenen Bändchen anschaffte und immer wieder darin las. Weniger bekannt waren die Romane und Theaterstücke des Autors, der im Alter von 76 Jahren in Vöhrenbach, wo sein Sohn Rudolf Arzt war, verstarb. 

In Freiburg, Renchen und in Oberkirch sind Straßen nach Ganther benannt. An seinem Geburtshaus in der Hauptstraße ist eine Tafel angebracht, gegenüber in der Fußgängerzone erinnert auch ein Brunnen an den Dichter. Auch die Werkrealschule in Oberkirch trägt seinen Namen. 

Wenz hat auch schon Lesungen mit Ganther-Gedichten gestaltet, beim Frühlingsfest in Renchen oder bei Seniorennachmittagen in Erlach und Fautenbach. Sein literarisches Interesse geht aber über den Schwarzwalddichter hinaus. So ist er zusammen mit seiner Frau Marianne Mitglied des Teams um Reinhold Aßfalg, das Lesungen des Renchener „Literaturcafés“ organisiert. 

Er spielt auch Theater und wirkte unter anderem über viele Jahre bei der Gestaltung des Museumsfestes in Renchen mit, wenn es darum ging, von Heinz Schäfer geschriebene Szenen aus der Renchener Geschichte oder aus dem Schaffen des ehemaligen Schultheißen Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen auf die Bühne zu bringen.