ARZ-Geflüster

Prozessauftakt: Fanclub fordert Gerechtigkeit für Yves R.

Stefan Bruder, Matthias Heidinger, Rüdiger Keller
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16. Januar 2021

(Bild 1/2) In der Reithalle Offenburg begann gestern der Prozess gegen den „Oppenauer Waldläufer“. ©Marx

Am Freitag begann der Prozess gegen den „Oppenauer Waldläufer“, der vier Polizisten entwaffnet haben soll. Was sein Fanclub in den sozialen Netzwerken unter Gerechtigkeit für Yves R. versteht, ist ebenso Thema unserer Glosse wie die Querdenker-Demo auf der Hornisgrinde und der Acherner „Erdaushubskandal“.

Pünklich zum Prozessbeginn gegen den zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten Oppenauer Waldläufer Yves R. (selbst die New York Times hatte bekanntlich berichtete), melden sich auch die Fanclubs in den sozialen Netzwerken zu Wort. Klare Aufgabe: Freiheit für den Mann fordern, der über 2500 Polizisten und die Einwohner von Oppenau fast eine Woche in Atem gehalten hat. Freiheit für einen Mann, der vier Polizisten entwaffnete, in die Wälder floh und die bislang größte Fahndung in der Ortenau ausgelöst hat. Freiheit für einen Mann, der bei seiner Festnahme einen Polizisten verletzte. Wo bleibt da der Sinn für Gerechtigkeit und Realität? Gut, diese Frage darf man in den sozialen Netzwerken ohnehin nicht zu häufig stellen: mit Blick auf die Trumpisten in Amerika etwa, die einfach mal so ins Kapitol marschieren und eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Doch zurück zu Yves R., der mittlerweile eine ganze Schar von Fans um sich versammelt hat: Allein auf einer Facebook-Plattform sind es über 2700. Immerhin hat der Administrator Regeln festgelegt, an die sich die Mitglieder der Gruppe halten müssen: „Diese Gruppe dient primär der Unterstützung von Yves R. Kritische Fragen sind natürlich erlaubt, bleibt allerdings bitte höflich und diskussionsfähig.“ Man stehe schließlich für ein friedliches Miteinander. Man solle auch bitte bedenken, „dass es sich immer noch um eine echte Person handelt, die in Lebensgefahr steckt. Dementsprechend, bitte nicht respektlos sein.“ Mit Blick auf das Geschehene wäre es sicher auch respektvoll gewesen, auf der Fanseite auf martialische Bilder von einem bis an die Zähne bewaffneten Täter zu verzichten und dafür lieber eine milde Strafe zu fordern. Rüdiger Keller

Karl Früh hat es geschickt gemacht. Der Sprecher der CDU wandte sich am Ende der Bauausschusssitzung in Achern an die Stadtverwaltung und sprach vom Erdaushubskandal. Zumindest nannte er so die Debatte um ungerechtfertigt abgelagertes und vielleicht verunreinigtes Erdreich, die über den Jahreswechsel nicht zur Ruhe gekommen ist. Früh schmückt seine Wortbeiträge gerne mit humorvollen Seitenhieben. Das könnte auch einer gewesen sein. 

Früh wünscht sich wohl, dass dieser Streit bald beigelegt wird. Vielleicht wundert er sich, dass die Stadtverwaltung streng gegen die Verursacher des Ärgers vorgeht. Dem CDU-Rat ist wichtig, dass deswegen keine städtebaulichen Beschlüsse rückgängig gemacht werden, die er für absolut sinnvoll erachtet. Gemeint ist eine Brücke zwischen dem Seniorenpflegeheim auf der einen Seite der Boehringer Straße und dem Betreuten Wohnen auf der anderen. Laut OB ist diese Genehmigung zum Bau vorerst ausgesetzt, bis die Fronten geklärt sind. Karl Früh fände es nicht gut, wenn wegen dieser Sache eine seiner Meinung nach kluge Verbindung zweier Gebäude für betagte Menschen nicht zustande käme. Schließlich sei noch nicht klar, ob die Bauleitung dieses Projekts überhaupt Kenntnis hatte von dem unerwünschten Abladen des Erdmaterials.Matthias Heidinger

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Alle dürfen alles, niemand muss nix! So hätten es wohl viele selbsternannte Querdenker gerne, die heute auf der Hornisgrinde gegen Corona-Impfungen und -Beschränkungen wettern wollen. Mit kritischem Hinterfragen, das auch in Krisenzeiten erlaubt ist, hat das Ganze aber wohl nicht viel zu tun. „Generell muss uns allen klar sein, dass das kriminelle und korrupte Regime nicht mehr nachlassen wird, bis es uns auch die letzten Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte genommen hat“, heißt es im Aufruf der „Schwarzwälder Schneedemo“-Veranstalter.

Jawollja, wer braucht schon Masken, wenn doch Corona ohnehin nur eine Erfindung „der da oben“ ist! Dumm nur, wenn das Virus den Querdenker dennoch niederstreckt und er im „Krankenhaus der Freiheit“ landet: Der OP-Arzt trägt hier lieber keine störende Maske. Ob er nach dem Toilettengang überhaupt seine Hände gewaschen hat, bleibt natürlich seinem persönlichem Freiheitsempfinden überlassen. Und ob am Essensbesteck des Patienten noch Reste vom Vornutzer kleben, ist natürlich eine Frage, wie sehr es das Küchenpersonal mit dem Selbstbestimmungsrecht auf Nichtstun bei der Arbeit nimmt.

Übrigens: Albert Einstein hat mal gesagt: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“Stefan Bruder

Schönes Wochenende!

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