Rainer Michaliks Humor lebt in seinen Zeichnungen weiter
Bei der Vernissage in der Galerie Prestel am Freitag mit über 100 Gästen gab es kaum noch Stehplätze. Nur einer konnte nicht mehr dabei sein und stand dennoch im Mittelpunkt: Der Grafiker und Zeichner Rainer Michalik, der vor einem Jahr überraschend verstorben war, säumte den Kreis seiner Freunde und Bewunderer mit vielen frühen Zeichnungen und seinen charakteristischen Karikaturen.
Die Wehmut über den Verlust des echten Originals Rainer Michalik wich bei der Vernissage schnell der Heiterkeit und dem temporeichen Humor, der aus seinen Bildern spricht. Arrangiert hatte die Schau seine Witwe Sibylle Reiff-Michalik, ehemals Leiterin der Stadtbibliothek Offenburg, die die Motivation ihres Mannes erläuterte. Als sie selbst in Ruhestand ging, beschloss auch Rainer Michalik, seine Agentur in Offenburg aufzugeben; um dem „Rentnerloch“ zu entgehen, wollte er die Leidenschaft seiner Jugend, die Hingabe zur Zeichnung, wieder aufnehmen, um später einmal dem Frühwerk ein Spätwerk entgegenzusetzen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Mit schnellem Stift geführte Zeichnungen
Nun dominieren die ungeheuer virtuosen und mit schnellem Stift geführten Zeichnungen die Werkauswahl. Dazu die ebenso atemberaubend entwickelten Comics mit einer drängenden Fülle von Details, immer gewürzt mit naivem Humor, der den Wahnsinn des Alltags zum Ziel hat. „Schweine dürfen auch nicht fehlen“, ergänzte Sibylle Reiff-Michalik und spielte damit auf eines der Lieblingsmotive des Künstlers an.
Mit dem Oberkircher Maler und ehemaligen Werbegrafiker Werner Schmidt hatten die Veranstalter einen Redner gefunden, der die beruflichen Wege Rainer Michaliks länger als alle anderen begleitet hatte und 1983 dafür sorgte, dass der gebürtige Donaueschinger seinen Lebensmittelpunkt in der Ortenau fand. Kennengelernt hatten sich die beiden zehn Jahre zuvor als Studienanfänger an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim. Der Kommilitone sei ihm aufgefallen, „weil er immer Geräusche machte und sehr schnell zeichnen konnte“. Bald wurden die beiden Freunde, die sich nicht nur „Comic-Battles“ lieferten, sondern auch viel über die von beiden geliebte Musik diskutierten.
Zwei Freunde lieferten sich Comic-Battles
Diese zweite Leidenschaft hatte Galerist und Pianist Josef Prestel in seiner Begrüßung erwähnt: „Kein Klavier in der Ortenau war vor Rainer sicher.“ Als Werner Schmidt schließlich nach Oberkirch zurückkehrte, um eine Werbeagentur zu gründen, folgte ihm Rainer Michalik, nicht, wie angeboten als Partner, sondern als Angestellter, denn ihm war die Trennung von Arbeits- und Freizeit wichtig. Werner Schmidt hatte zahlreiche Belege der gemeinsamen Arbeit im Gepäck. Als Hommage an den Freund beschließt ein Portrait des „chillenden“ Rainer Michalik von Werner Schmidt den Ausstellungsparcours. Aus den Lautsprechern der Galerie Prestel erklang Klaviermusik, gespielt von Rainer Michalik. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Dezember geöffnet.