Regierungspräsidium gibt Pestalozzi-Schule Rheinau auf
Die verbliebenen elf Schüler der Pestalozzi-Förderschule im Memprechtshofen werden auf andere Schulen verteilt, die Lehrer auch. Im kommenden Schuljahr wird es also in Rheinau keine Förderschule mehr geben. Noch weigert sich aber die Stadtverwaltung, den offiziellen Schließungsantrag zu stellen.
Das Regierungspräsidium (RP) Freiburg hat nun auf Anfrage der Mittelbadischen Presse das Aus der Pestalozzi-Schule in Memprechtshofen bestätigt (wir berichteten am Mittwoch). Durch die geringe Schülerzahl wäre eine sinnvolle Klasseneinteilung zum kommenden Schuljahr kaum mehr möglich, auch die Aufsicht wäre aufgrund der geringen Anzahl an Lehrern nicht mehr durchgehend zu gewährleisten, heißt es aus Freiburg.
»Wir bedauern dies sehr«, sagt dazu Bürgermeister Michael Welsche: »Die uns genannten Gründe sind aus unserer Sicht von der Schulpolitik hausgemacht.« Die Stadt Rheinau sehe diese Schulart als sinnvoll an und halte gerne das Schulgebäude als Schulträger vor und trage das Angebot finanziell mit.
Ohne Schulleitung
Die Schule hatte etwa 30 Schüler bis zur Pensionierung von Schulleiterin Anneliese Müller-Harter 2014. Seitdem konnte keine Schulleitung gefunden werden. Die Schule wurde zuerst intern kommissarisch geleitet, später dann von Wolfram Fuchs, Leiter der Albert-Schweitzer-Schule in Kehl. Durch die Unsicherheit wegen der fehlenden Schulleitung verlor die Schule weiter Schüler und war in diesem Jahr lediglich noch bei 17 Schülern, von denen sechs Schüler in der Abgangsklasse waren.
Den Eltern seien bereits Alternativen eröffnet worden. Der überwiegende Teil der Schüler habe sich für ein inklusives Bildungsangebot in Rheinau an der GWRS entschieden, einzelne wechseln an die Albert-Schweitzer-Schule oder an die Rheintalschule in Bühl. Die Lehrer (zwei Vollzeitkräfte) würden an die Albert-Schweitzer-Schule gehen.
Dass sich viele Eltern für die Inklusion an der GWRS Rheinau entschieden haben, liegt laut Welsche auch daran, dass die Fahrzeiten nach Kehl und Bühl zum Teil unzumutbar seien. An der GWRS Rheinau müssten durch den Zuwachs wohl die sechste Klasse mit entsprechenden Raumbedarf geteilt werden.
Die Schule zu schließen, geht laut Schulbehörden nur über einen Beschluss der Stadt als Schulträger. Welsche: »Seitens der Stadt bestand bisher kein Grund, eine Schließung zu beantragen. Wenn das Schulamt oder das Kultusministerium diese bis vor kurzen hervorragend funktionierende Schule nicht mehr will, dann sollte doch das Schulamt/Regierungspräsidium – gegen unseren Willen – das Kreuz durchdrücken und die Schule offiziell schließen.«
Kein Schwarzer Peter
Jetzt die Schüler umzuleiten und die Schule somit »ausbluten zu lassen, ist ein Weg, um sich vor der Verantwortung und den Konsequenzen seiner eigene Politik zu drücken«, wird Welsche deutlich. »Das Schulamt wollte uns hier den Schwarzen Peter zuschieben. Das haben wir nicht mit uns machen lassen«, sagt Welsche im Gespräch mit unserer Zeitung.
Sollte nach den Sommerferien kein Schüler in die Schule kommen, werde der Gemeinderat über eine Schließung entscheiden. Aus städtischer Sicht sei es mehr als schade, so Welsche, dass hier Entscheidungen gegen das Wohl der Kinder getroffen wurden.
Pestalozzi-Schule Rheinau
Die Pestalozzischule in Memprechtshofen wurde in den 1950er Jahren als Außenstelle der Albert-Schweitzer-Schule Kehl gegründet. Sie war ursprünglich für den nördlichen Teil des Landkreises Kehl zuständig, also für Rheinau und Lichtenau. Da die Schülerzahl schnell anstieg, wurde die Schule selbständig.
In den 60ern stieg die Schülerzahl auf etwa 100, eine Entwicklung, die damals alle »Schulen für Lernbehinderte«, wie die Schulart damals hieß, mitmachten.
In der Konsolidierung der 70er Jahre wurden überall die Schülerzahlen etwa halbiert. Zusätzlich kam die Kreisreform, die Lichtenau zum Kreis Rastatt brachte und somit die Schule auf die Gemeinde Rheinau als Schulbezirk reduzierte, teilt das Regierungspräsidium mit.hei