Renchen erinnert mit Ausstellung an Amand Goegg
Zum 200. Geburtstag von Amand Goegg, führender Kopf der Badischen Revolution, gibt es eine Sonderausstellung in Renchen. Begeistert von dem Vorhaben sind aber nicht alle Gemeinderäte.
Auf dem Triptychon, das im Rathaus an der Wand des Bürgersaals zu sehen ist, sind drei berühmten Renchener Persönlichkeiten bildhaft dargestellt: der Barockdichter und ehemalige Schultheiß Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen sowie zwei Bürgersöhne, der Musiker und Komponist Ignaz Heim und Amand Goegg, der vor allem als ein führender Kopf der Badischen Revolution 1848 und Finanzminister der Provisorischen Revolutionsregierung bekannt wurde. Aus Anlass seines 200. Geburtstag, der sich am 7. April jährt, soll eine Sonderausstellung unter dem Titel »Amand Goegg (1820 - 1897) Seine Reisen – sein Leben« stattfinden. Das beschloss der Gemeinderat am Montag.
Sparkasse im Boot
Bürgermeister Bernd Siefermann ging eingangs auf die führende Rolle von Amand Goegg bei der Badischen Revolution ein, die 1849 von preußischen Truppen niedergeschlagen wurde. Das sei aber nur eine von vielen Facetten von Goegg, der von seiner Jugend bis wenige Jahre vor seinem Tod aus unterschiedlichsten Gründen und Motiven auf Reisen war. Die Ausstellung werde durch die Perspektive auf das Thema Reisen interessante und vielfältige Blickwinkel auf die Persönlichkeit Goegg ermöglichen. Die Kosten der Ausstellung bezifferte Siefermann auf 15 000 Euro, davon werden 10 000 Euro über die Sparkassenstiftung bereit gestellt.
Hauptamtsleiter Stefan Gutenkunst verwies darauf, wie vielfältig das Wirken von Amand Goegg in der Stadt gewürdigt werde: Eine Straße wurde nach ihm benannt. 1965 wurde eine Bronzetafel an seinem Geburtshaus in der Hauptstraße 37 angebracht und auch das Grimmelshausendenkmal neben der Kirche gehe letztlich auf ihn zurück. Das Denkmal war ursprünglich für die in Rastatt standrechtlich erschossenen Revolutionäre bestimmt. Nachdem der badische Staat jedoch die Aufstellung nicht genehmigte, kam der Sandsteinobelisk auf Vermittlung von Goegg nach Renchen, wurde zum Grimmelshausen-Denkmal umgearbeitet und 1879 enthüllt.
Die geplante Sonderausstellung konzipiere der Historiker Horst Dieter Braun, er sei auch Anfang April zu einem Vortrag in die stadtgeschichtliche Ausstellung eingeladen, so Gutenkunst. Wie Heinz Schäfer (SPD) ergänzte, gestalte auch der SPD-Ortsverein am 4. April eine szenische Lesung zum Leben von Goegg, die erstmals 1996 aufgeführt worden sei. Geschildert werde dabei die Geburt als Sohn des Fautenbacher Gastwirts Sebastian Geck, der Umzug nach Renchen, seine Studentenzeit und die Arbeit als Hauptzollamtsassistent sowie seine Rolle in der Revolution 1848/49. Nach der Rückkehr des Großherzogs floh er ins Ausland; Stationen waren die Schweiz, England und die USA. Nach der Begnadigung kehrte er 1862 nach Renchen zurück und distanzierte sich als Mitglied der SPD vom Sozialismus.
Mit sechs Gegenstimmen
In der Diskussion sprach sich Werner Bär (CDU) dafür aus, mit dieser Ausstellung das Wirken von Goegg den Menschen seiner Heimat nahe zu bringen. Heinz Schäfer freute, dass Goegg jetzt gewürdigt wird, nachdem der 200. Geburtstag von Ignaz Heim vor einigen Jahren vergessen worden sei. Hier erinnerte Siefermann daran, dass anlässlich der 900-Jahr-Feier der Stadt der Männergesangverein Eintracht eine CD mit Liedern des Rencheners Komponisten Ignaz Heim aufgenommen habe, ganz vergessen worden sei er also nicht. Der Beschluss für die Sonderausstellung und die Bereitstellung der erforderlichen 5000 Euro fiel mehrheitlich; sechs Gegenstimmen und eine Enthaltung gab es von den Freien Wählern.