Renommierte Regisseurin zeigt harten Knacki-Film in Achern
Ein Film wie ein Gleichnis: Regisseurin Conny Walther brachte ihr beeindruckendes Werk „Die Rüden“ ins Tivoli-Kino nach Achern mit. Die Fragerunde war ähnlich spannend wie der Film.
Hoher Besuch kündigte sich an: „Mit den Rüden im Gepäck auf dem Weg in den Schwarzwald. Ich freue mich auf das Tivoli, dieses besondere Kino in Achern, das von vielen CineastInnen unterstützt wird“, schrieb Regisseurin Conny Walther im Vorfeld. Am Samstagabend präsentierte sie ihren abendfüllenden Spielfilm „Die Rüden“ im nahezu ausverkauften Kommunalen Kino.
Die in Berlin lebende Walther hat, angefangen mit dem Adolf-Grimme-Preis, bereits fast alle Renommier-Auszeichnungen der Republik gewonnen. Mit den „Rüden“ ist ihr erneut ein cineastisches Meisterwerk gelungen. Oberflächlich gesehen ist es allein ein Film für Hundefreunde. Und tatsächlich stand am Ende in der von Iris Mantel bestens moderierten Fragestunde zumeist das Thema Hund im Mittelpunkt.
Gewaltbereite Knackis
Drei unberechenbare Vierbeiner spielen die Hauptrolle: Pitbull Diego, Schäferhund Face und Georgie, eine bulgarische Straßenpromenade. Im Film sollen die mit einem stählernen Maulkorb mühsam in Zaum gehaltenen Kampfmaschinen vier gewaltbereite Knackis therapieren, die allein die Aussicht auf Straferlass bei der Stange hält.
Der dem Zuschauer suggerierte Schauplatz der Story ist ein in eine öde, leergefegte Landschaft installiertes Gefängnis. Hier faucht der Wind, während aus der Ferne ein beständiges Donnergrollen zu hören ist. Zum Hochsicherheitstrakt im Nirgendwo gehört eine kreisrunde Betonarena, in der Lu Feuerbach, eine erfahrene Hundetrainerin, wie eine knallharte Zirkusdompteuse zu wirken beginnt.
Die Unterschiede zwischen Tier und Mensch vermischen sich. „Was hat der gemacht, dass er hierher musste? Ist der auch ein Verbrecher?“, fragen die Gewalttäter und betätigen sich als Hobbypsychologen. Die Vermutung, der Pitbull sei „eine Seele in Ketten, er hat sich verlaufen in seinem Leben“, weist die Anti-Aggressions-Therapeutin mit einem entlarvenden „Sprichst du von ihm oder von dir?“ zurück.
Die Aufgabe, mit den Hunden in Kontakt zu kommen, zeigt den Knackis unbarmherzig ihre Grenzen auf. Fast jeder Versuch einer Annäherung wird mit wütenden Beißattacken gekontert. Wenn es einer der Häftlinge schafft, den Hund an der Leine zu führen, platzt er schon fast vor Stolz. Er hat gelernt: Eine unüberlegte Bewegung genügt, um das Tier erneut zur Raserei zu bringen.
Trotz der wütenden Bell- und Beißattacken der Hunde und den Gewaltausbrüchen der Häftlinge verbreitet Walthers Film ein mit der Zeit immer stärker werdendes Gefühl der Ruhe. Indem sie die Therapeutin in ihren Träumen mit einem geflügelten Wesen ringen lässt, erinnert sie an den erbitterten Kampf des biblischen Jakob um den Segen Gottes.
Dass die Behandlung der Gefangenen so wie die jüdische Genesis sechs Tage dauert, wurde von der Regisseurin ebenfalls bewusst bedacht. Wenn sich der Gefangene Adam wünscht, die ganze Menschheit in den Knast zu stecken, steht als Folie die Austreibung aus dem Paradies dahinter. Die Frage, wie es gelingen kann, in den Garten Eden, in eine Welt des Friedens und der Gewaltlosigkeit zurückzukehren, steht am Ende des Films wie ein Menetekel im Raum.
Hund und Mensch vegan
Dass Conny Walther und ihr eigener Hund vegan leben, gehört für sie zum Teil der Antwort. Eine ausgedehnte, spannende Fragerunde krönte einen Filmabend der Superlative, der jeden Besucher wahrscheinlich tief beeindruckte.
Sondervorstellung
Die Verantwortlichen des Tivoli-Kinos haben sich spontan entschlossen, den Film „Die Rüden“ am Dienstag, 29. September, ab 20 Uhr noch einmal vorzuführen.