Rheinau gedenkt der Kriegstoten und Opfern von Gewalt
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Freistett mahnte Bürgermeister Michael Welsche, die Schrecken der Weltkriege zu vergessen. Das sei heute umso wichtiger, als dass die Zeitzeugen immer weniger werden.
»Der November trägt im Volksmund den Beinamen Totenmonat, denn in diesen grauen Wochen liegen die offiziellen Tage für Trauer und Tod«, sagte Bürgermeister Michael Welsche am Sonntag zu Beginn der Gedenkstunde an der Ehrentafel der Friedhofskapelle, die im Anschluss an den Gottesdienst von Prädikant Theo Faller stattfand. Er empfinde den Tag als schwer, weil 100 Jahre und sieben Tage nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 73 Jahre und 77 Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Zeitzeugen immer weniger werden beziehungsweise ganz fehlen.
»Es schweigen nun die Stimmen, die aus erster Hand über die Gräuel und Grausamkeiten des Krieges berichten, um damit deutlich zu machen, dass es keine Alternative zu Frieden gibt«, betonte der Rathauschef. Die heutige Jugend erlebe die Kriegszeit ausschließlich aus Schulbüchern. Man müsse auch Jugendlichen und jungen Erwachsene begreifbar machen, dass es sich beim Volkstrauertag nicht um ein verstaubtes Ritual aus der Vergangenheit handle. Man gedenke nicht nur jener Menschen, die unter den Deutschen während den finstersten Abschnitten ihrer Geschichte litten, sondern auch all jener, die bis heute unter bewaffneten Auseinandersetzungen, Terror und Folter leiden und sterben.
Trauer ist universell
Die unendliche Trauer sei universell, unerheblich zu welchem Zeitpunkt und unerheblich, ob es sich um Franzosen, Russen, Engländer oder Deutsche, Syrer, Afghanen, Iraker oder Nigerianer, Ukrainer, Kurden oder Sudanesen handle. Die Vergangenheit wiederhole sich nicht, aber menschliche Verhaltensweisen – im Guten wie im Bösen. Mit größtmöglichen Einsatz müssten die verhängnisvollen Mechanismen der Vergangenheit vermieden werden, betonte Welsche. Die Erinnerung sollte immer mehr Menschen und Nationen veranlassen, den Ausweg in einem friedlichen Zusammenleben zu suchen, so wie es gelang, die europäische Einigung zum großen Friedensprojekt zu machen.
Viele Beispiele gelebter Freundschaft mit benachbarten Gemeinden gebe es auch in Freistett. Der Rhein trenne nicht mehr, sondern verbinde, wobei auch die neue Fußgänger- und Radwegbrücke einen symbolischen Charakter habe. Mit der offiziellen Städtepartnerschaft von Gambsheim und Rheinau wolle man ein weiteres wichtiges Zeichen setzen.
Während des Musikstückes »Ich hat’ einen Kameraden« von der Stadtkapelle Freistett unter der Leitung von Andreas Müller legten Welsche und sein Stellvertreter Engelbert Braun sowie Markus Neubert, Vorsitzender des Heimatbundes, und Bernd Mathis für die örtlichen Vereine die Kränze nieder. Die weitere musikalische Umrahmung übernahm der Arbeitergesangsverein. Ebenfalls dabei war die Freistetter Feuerwehr.