Rheinauer SPD blickt auf 100-jähriges Bestehen zurück
Seit 100 Jahren gibt es in Freistett einen SPD-Ortsverein. Daran erinnert ein Festakt am Freitag, 23. November, in der Stadthalle.
Auf 100 Jahre traditionsreiche Vereinsgeschichte blickt die SPD Rheinau am Freitag, 23. November, in der Stadthalle zurück. Ihre Wurzeln hat sie in Freistett, als hier nach der November-Revolution 1918 ein sozialdemokratischer Verein ins Leben gerufen wurde. Initiatoren waren damals Karl und Christian Durban sowie David Hügel. Als ihr erster Vorsitzender ist David Hügel bekannt, der auch im Gemeinderat vertreten war.
Bekannt ist auch, dass 1922 elf Sozialdemokraten in den 48 Mitglieder zählenden Bürgerausschuss einziehen konnten. Bei einer halbwegs freien Wahl erhielt die SPD 1933 187 Stimmen gegenüber der NSDAP mit 991. Zum Kandidatenkreis zählten auch eine kommunistische Partei und ein Evangelischer Volksdienst.
Neustart erfolgte 1946
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf Anordnung der französischen Besatzung der Altsozialdemokrat und Kehler Evakurierte Albert Baumgärtner als Bürgermeister eingesetzt. Die Neugründung des Ortsvereins Freistett erfolgte 1946 im Freistetter Rathaus, bei der der Schiffer Friedrich Müller den Vorsitz übernahm.
Auch in Rheinbischofsheim, Helmlingen, Diersheim und Linx wurden SPD-Vereine gegründet. Zum Zusammenschluss dieser Vereine kam es mit der Bildung der Stadt Rheinau. Die verschiedenen Strukturen der einzelnen Stadtteile führten schließlich zur Bildung einer Listengemeinschaft von SPD-Freien Wählern für die Gemeinratswahl, die bis heute Bestand hat und auf eine lange, erfolgreiche Zusammenarbeit blickt. Vertreten ist sie aktuell mit elf Mitgliedern im Gemeinderat, außerdem stellt sie sechs von acht Ortsvorstehern.
Die SPD Rheinau zählt im Jubiläumsjahr 39 Mitglieder in allen neun Stadtteilen. Seit 2014 ist Helmut Lind (Holzhausen) ihr Vorsitzender. Mit Friedrich Stephan und Meinhard Oberle präsentierte sie auch zwei SPD-Mitglieder als erfolgreiche Bürgermeister der Stadt Rheinau.
Würdigung für Stephan
In einem besonderen Abschnitt der Jubiläumsbroschüre wird Friedrich Stephan gewürdigt. Schon als Schlosserlehrling trat er dem Arbeitergesangverein bei. 1932 wurde er Mitglied der sozialen Arbeiterjugend. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam er aus amerikanischer Gefangenschaft in seine Heimat zurück. Maßgeblich beteiligte er sich an der Neugründung des Freistetter Ortsvereins. Die SPD berief ihn 1947 zu ihrem Geschäftsführer in Offenburg.
Ein steiler Aufstieg folgte vom Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg bis zum Bürgermeister von Freistett (1969) und Rheinau (1975). Auf dem heimatlichen Friedhof in Freistett hat der erste Ehrenbürger der Stadt Rheinau und »Baumeister der Stadt Rheinau« mit seiner Frau Elma ein Ehrengrab erhalten. Er wurde am 24. November 1915 als Sohn des Zigarrenmacher-Ehepaares Friedrich Stephan aus Rheinbischofsheim und dessen Frau Rosina, geborene Klotter, aus Freistett geboren.
Ausblick aufs Jubiläum
Gefeiert wird das Jubiläum am Freitag, 23. November, ab 19.30 Uhr mit einem Festakt im Foyer der Stadthalle. Musikalisch wird er gestaltet vom Arbeitergesangverein Frohsinn, der in der schwierigen Inflationszeit (1923) gegründet wurde und dessen Geschichte eng mit der SPD verbunden ist. Außerdem dabei sind die »Roten Socken« – eine Musik- und Gesangsgruppe der SPD Ortenau.
Die Festrede hält Landesminister a.D. Peter Friedrich. Für die historische Arbeitsgruppe des Vereins referiert Siegfried Koch über »100 Jahre SPD in Rheinau«. er