Außergewöhnliche Tour nach schwerer Krankheit

Rheinbischofsheims Pfarrer Grab überquerte zu Fuß die Alpen

Ellen Matzat
Lesezeit 3 Minuten
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16. September 2017
Pfarrer Martin Grab aus Rheinbischofsheim – hier auf dem Schneidjöchel – überquerte zu Fuß die Alpen.

Pfarrer Martin Grab aus Rheinbischofsheim – hier auf dem Schneidjöchel – überquerte zu Fuß die Alpen. ©Repro: Ellen Matzat

Im Sommer überquerte Pfarrer Martin Grab aus Rheinbischofsheim zu Fuß die Alpen. Die achttägige Route wählte er selbst aus, fernab touristischer Menschenmassen. »Es war eine Traumtour«, schwärmt er – auch wenn sie ihn körperlich an seine Grenzen brachte. 

Martin Grab startete in Oberstorf-Birgsau im Allgäu, passierte auf dem Schrofenpass den Allgäuer Hauptkamm und die Grenze zu Österreich. Von Steeg ging es am Folgetag durch das 15 Kilometer lange Krabachtal zur Stuttgarter Hütte, wo er sich mit seinem Jugendfreund Jürgen Zimmermann aus seinem Heimatort Neckarelz traf, der ihn zwei Etappen begleiten wollte. Aber es kam anders: Sein Freund, mit dem er seit 40 Jahren in die Berge geht, konnte seinen Fuß nicht mehr hoch heben, ein weiter Wandern war unmöglich. »Die nächsten drei Stunden beim Aufstieg zur Ulmer Hütte am Aalberg habe ich mich erst Mal total einsam gefühlt«, gesteht Grab. Sein Weg führte über Schneefelder sowie durch eine Steilrinne mit ausgebrochenem Weg, wo er richtig klettern musste. »Das war allerdings kein Problem, sondern eher ein willkommener Kick«, schmunzelt Grab, der schon 20 Viertausender in den Alpen bestiegen hat. Sein Gepäck durfte zwölf Kilogramm nicht übersteigen. »Da geizt man mit jedem Pfund. Das fängt bei der Zahnpasta an, bei der auch eine kleine Tube reicht«, erklärt der 57-Jährige. 

Seine Tour führte ihn von der Ulmer Hütte ins Tal nach St. Anton und wieder auf 2380 Meter zur Darmstädter Hütte. Am vierten Tag erwartete ihn die anspruchsvollste Etappe ins Schneidjöchel auf 2840 Meter. »Nach so einem Aufstieg ist man groggy, aber glücklich.« Durch Steinschlag gefährdetes ging es weiter zur Niederelbehütte, wo er zwei Jahre zuvor schon mal war und die Wirtin ihn gleich wieder erkannte. 

Ziemlich geschunden

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Nach dem Abstieg am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein nach Kappl und Ischgl führte sein Weg durch ein 16 Kilometer langes Tal über die Schweizer Grenze zur Heidelberger Hütte. Am Folgetag ging es über die beiden Pässe Fuorclapass Davo Dieu und Fuorcla Champatsch. »2000 Höhenmeter hoch und 1750 Höhenmeter runter – von der Anstrengung her war dies eine der brutalsten Touren, die ich je gemacht habe«, sagt Grab. Am schlimmsten sei der Nachmittag gewesen, als er von Scuol im Engadin auf 1300 Metern bei 30 Grad nochmals auf 2500 Meter zur Lischannahütte aufsteigen musste. Für den vorletzten Tag war Schlechtwetter gemeldet. Phasenweise war der Nebel so dicht, dass er nicht mehr als zehn Meter sehen konnte. Eigentlich wollte er den Gipfel Piz Lischana mit 3105 Metern besteigen, aber als es auch noch zu donnern begann, entschied er sich anders. Zwischendurch verlor er im Nebel fast den Weg. 

»An dem Tag habe ich viel fürs Leben gelernt«, erinnert sich Grab, denn wenn man zwischendurch stehen bleibe und abwarte, mache man nichts verkehrt. Ein paar Minuten später lichtete sich der Nebel etwas und er konnte in 20 Metern Entfernung den Wegweiser erkennen. Bei starkem Regen Schneefall und Graupel führte ihn der Weg durch die Mondlandschaft zur Sesvennahütte. Nach seiner Ankunft entlud sich ein heftiges Gewitter, so dass er froh war, auf den Gipfel verzichtet zu haben. Zur Belohnung war am letzten Tag wieder bestes Wetter angesagt. 

»Es war ein wahnsinniges Glücksgefühl mit dem Wissen, das nun nichts mehr schief gehen kann, die letzte Etappe anzutreten«, sagt Grab, der den letzten Tag durch eine Bilderbuchlandschaft nach Mals im italienischen Etschtal wanderte. Sein großes Ziel, ein Spaghetti-Eis mit Cappuccino in Meran, tauschte er gegen einen Aperol und eine Riesenpizza. 

Stichwort

Am Rande/Besondere Tour

Grabs Tour hatte mit seiner schweren Krankheit zu tun, denn vor zwei Jahren sei bei ihm ein Tumor diagnostiziert worden, sagt er. Es sei toll zu erleben, dass er seinem Körper wieder so viel Anstrengung zumuten könne. Beim Wandern in den Bergen gebe es immer Situationen, bei denen er Gottes Nähe besonders spüre. em

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