Richard Löwenherz war zwiespältiger König des Mittelalters
Sehr gut kam der interaktive Abend von Helmut Mink zu Richard Löwenherz vergangene Woche in der Stadtbibliothek an. Er bereitete auf die Studienfahrt diese Woche zur Landesausstellung im historischen Museum in Speyer vor, begeisterte aber auch Gäste, die nicht mitreisten.
»Ein bedeutender Gefangener saß 1193/94 auf der Reichsfeste Trifels ein«, führte Helmut Mink in den Themenabend in der Stadtbibliothek ein. Es handelte sich um König Richard I, den es auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug als kostbares Faustpfand für seinen Erzfeind, den deutschen Stauferkaiser Heinrich VI, in die Pfalz verschlagen hatte.
Ein Mächtespiel begann, das als größter Erpressungsfall des Mittelalters gilt. Für seine Freilassung wurde ein immenses Lösegeld von über 100 000 Silber-Mark (24 Tonnen) gefordert. Vor allem Mutter Eleonore war es, die das Geld unter enormen Belastungen für das englische Volk zusammenkratzte und gegen ihren Lieblingssohn eintauschte. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit Philipp II von Frankreich starb Löwenherz mit 41 Jahren in den Armen seiner 77-jährigen Mutter, nachdem ihn der Pfeil einer Armbrust getroffen hatte.
Schon zu Lebzeiten habe Richard den ehrenden Beinamen »Löwenherz« wegen seines Ruhms, den er kräftig durch Chronisten und Troubadoure förderte, bekommen. Er habe damals schon Imagepflege betrieben, sagte Mink. Sein Vater Heinrich II stammte aus dem Hause Anjou in Westfrankreich und zu seiner hochgebildeten Mutter Eleonore von Aquitanien hatte er eine sehr enge Verbindung. Ihre provenzalische Kultur liebte er viel mehr als die englische. Der englische König Richard beherrschte kaum die Sprache seiner Untertanen. Der Franzose Löwenherz hielt sich während seiner zehnjährigen Herrschaft ganz selten in England auf, berichtete Mink. Sein Gebiet, über das er regierte, reichte von Schottland bis zu den Pyrenäen, England war nur einen Teil davon.
War zwiespältiger Kerl
Mink berichtete vom dritten Kreuzzug und drastischen Mitteln der Geldbeschaffung. Richard hätte selbst London verkauft, wenn er einen Käufer gefunden hätte. Heute würden Historiker übereinstimmend Richards Zwiespältigkeit und Zerrissenheit verdeutlichen, endete Mink.
Das Publikum war voll dabei, stellte noch während des Bildervortrags viele Fragen, diskutierte rege bei Knabbereien mit. Genauso hatte sich Mink das gewünscht. Heiß diskutiert wurde etwa, aus dynastischen Gründen jemanden zu heiraten, den man gar nicht kannte, nur um Gebiete friedlich zu erobern.
Mink hatte noch ein Silbenrätsel vorbereitet, in dem die wichtigsten Stationen und Personen in Löwenherz Leben abgefragt wurden.