Salonoper Karlsruhe entführte Publikum ins Rokoko
Mit der „Ersten Falte“ hat die Karlsruher Salonoper am Samstagabend ein Stück auf die Bühne der Oppenauer Günter-Bimmerle-Halle gebracht, das in der Zeit des Rokoko spielt. Die Themen der komischen Oper sind aber immer noch aktuell.
„Verzeiht, dass ich mich halte, denn ich seh’ auf Eurer Stirn die erste Falte“: Die Zofe Juliette (Uta Buchheister) gibt vor, im Gesicht der Marquise de Sombreuil (Martina Jäger) eine erste Alterserscheinung in Form einer Falte entdeckt zu haben. Damit will sie ihre bisher heiratsunwillige Herrschaft dazu bewegen, sich für einen ihrer drei Verehrer zu entscheiden.
Oper aus dem Jahr 1867 lag lange im Dornröschenschlaf
Eigentlich möchte die Marquise weiterhin ihre Freiheit in der „Blüte ihrer Jahre“ genießen. Die Entdeckung der Falte führt nun nicht nur zu einem wunderbaren Duett von Zofe und Marquise, sondern auch zur Entscheidung, einer Heirat nicht mehr aus dem Weg zu gehen. Mit einigen Kniffen schafft es die Zofe mit Hilfe des Dieners Firmin (Joachim Herrmann), die Marquise mit Vicomte d’Etiolles (Thomas Jakobs) zusammenzubringen.
Die Oper stammt aus der Feder Theodor Leschetizkys. Er hat sie 1867 geschrieben. Das Libretto ist von Salomon Hermann Mosenthal, der als Autor des Texts der „Die lustigen Weiber von Windsor“ bekannt ist. „Die erste Falte“ war lange in Vergessenheit geraten. Das Ensemble der Karlsruher Salonoper hat sie aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Dazu passt der Einstieg in die Inszenierung. Zunächst betrat Pianistin Aglaia Bätzner die Bühne und pustete den Staub vom Flügel. Mit ihrer Musik weckte sie die Protagonisten aus dem Schlaf, die erst einmal in Nachtwäsche zu sehen waren und sich nach und nach ins barocke Gewand warfen.
Wusch: ewig jung sein
Die Themen aus dem Rokoko rund um die Schönheit sind noch immer aktuell
Zwar spielt die Oper am Versailler Hof zur Zeit des Rokoko, doch hat sie Themen im Gepäck, die auch heute noch aktuell sind: Der Wunsch nach ewiger Jugend, die Bedeutung von Äußerlichkeiten und der Drang, sich möglichst lange alle Optionen offen zu halten, passen gut zu unserer Zeit. Doch zu Ende der Oper erkennt nicht nur die Marquise, dass es Wichtigeres gibt als eine erste Falte: „Nur ein Glück gibt es: geliebt zu sein.“ Und oh Wunder: Am Schluss war die Falte wieder verschwunden – die Liebe verjüngt.
Eine Oper für kleine Bühnen: Duette und Arien nur am Klavier begleitet
Muss man normalerweise in die Stadt fahren, um in großen Theatern oder Opernhäusern in den Genuss einer Oper zu kommen, bringt die Karlsruher Oper das Musiktheater auf die kleinen Bühnen. Statt eines Orchesters reicht der Inszenierung die virtuose Klavierbegleitung der musikalischen Leiterin Aglaia Bätzner. Der Witz der Geschichte, wunderschöne Arien, Duette und Ensemblestücke sowie das Bühnenbild mit übergroßen Accessoires der Schönheit haben dem Publikum einen unterhaltsamen Abend beschert.