Sasbachwalden sucht Mittel gegen Motorradlärm
Rasende Biker, heulende Motoren, nervendes Geknatter! Die Bürger und Gäste Sasbachwaldens können im Frühling und Sommer ein Lied davon singen. Die Bürgermeisterin hat nun das Land um Rat gebeten. Die Antwort sorgt nicht für Luftsprünge.
Wenn Motorradfahrer vormittags in Scharen durch Sasbachwalden hinauf auf die B 500 brettern oder nachmittags von oben herab lässt mancher Biker seine getunte Maschine kräftig aufheulen. Das veranlasste Bürgermeisterin Sonja Schuchter dazu, am 12. Juni einen Brief an Landesverkehrsmister Winfried Hermann zu schicken. Die Antwort aus Stuttgart war für sie nicht wirklich konkret.
»Bitte zögern Sie nicht, mit neuen Ideen zur Eindämmung des Motorradlärms auf uns zuzukommen. Insbesondere sind wir an Ideen zur Förderung der Elektromobilität im Motorradverkehr sehr interessiert«, so die letzten Zeilen des Schreibens von Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl.
Nachhaltig drosseln
Dabei wollte die Bürgermeisterin der Feriengemeinde eine Lösung finden, die Lautstärke besonders der Motorradfahrer effektiv und nachhaltig zu drosseln. Dazu hatte sie bereits mit dem Lärmbeauftragen der Landesregierung, Thomas Marwein (Grüne), sowie mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Willi Stächele mehrfach Kontakt.
Noch 2017 hatte Schuchter die Hoffnung, dass das Land mehrere Geschwindigkeits- und Lärmmessgeräte beschafft. Mittlerweile aber ist sie mit vielen Bürgermeister-Kollegen einig, dass die Politik eine Obergrenze für Motorradlärm einrichten muss. Dazu schrieb sie Winfried Hermann: »Gerne würde ich einen Vorstoß an die Bundesregierung mit Fakten unterstützen. Unseren Bürgern ist nicht mehr vermittelbar, dass wir teure Lärmaktionspläne und Gutachten in Auftrag geben und die kostengünstige Variante der Gesetzesänderung nicht angehen.«
Eng begrenzt
Das Ministerium antwortet, dass dessen Möglichkeiten zur Reduzierung des Lärms »eng begrenzt« seien. Dies liege primär an den »ungenügenden europäischen Regelungen für die Typengenehmigung neuer Fahrzeuge im gemeinsamen EU-Binnenmarkt«. Über eine Seite hinweg wird das Problem auf europäischer Ebene beleuchtet, auf deutsche Initiative sei es zu einer Arbeitsgruppe gekommen, die eine Änderung des Prüfverfahrens der Typengenehmigung hin zu einem »Real Driving Noise«-Verfahren prüft.
»Auf nationaler Ebene setzt sich Baden-Württemberg für rechtliche Änderungen ein, um den Motorradlärm künftig angemessener berücksichtigen zu können. Bisher wird die Lärmsituation als Jahresmittelwert (Mittelungspegel) aus der Verkehrsbelastung aller Fahrzeuge berechnet«, erklärt das Ministerium. Bei der Verkehrsministerkonferenz sei einstimmig die Erwartung formuliert worden, »dass die hohen und spezifischen Lärmemissionen von Motorrädern künftig zum Schutz der Bevölkerung angemessen im Berechnungsverfahren der überarbeiteten Fassung der RLS-90 Berücksichtigung finden«.
Genussbiker sind willkommen
Grundsätzlich seien alle Motorradfahrer in Sasbachwalden willkommen, Genussbiker sowieso. »Leider gibt es einen zwar geringen, aber umso auffälligeren Prozentsatz, der sich weder an die Geschwindigkeitsvorgaben hält noch aus Rücksicht auf die Bevölkerung unnötigen Lärm vermeidet. Und genau diese Motorradfahrer zerstören mit Ihrer Lautstärke den Erholungseffekt vor allem der Kurorte, die auf dem Weg zur B 500 liegen«, macht Sasbachwaldens Bürgermeisterin deutlich.
Positiv bewertet sie die Aktionstage der Polizei an der Schwarzwaldhochstraße zum vernünftigen Fahren, doch alle könne man damit nicht erreichen. Letztlich könne der Lärm nur durch eine Dezibel-Begrenzung bei der Lautstärke der Motorräder erreicht werden und dies müsse gesetzlich geregelt sein, fordert Schuchter.
Land und Bund müssten gerade auch im Blick auf die nachgewiesene Gesundheitsgefährdung durch Lärm »eindringlich darauf hinwirken«. Die Bürgermeisterin sieht auch das Land in der Pflicht, gerade die Tourismus-Gemeinden beim Kauf von Motorraddisplays finanziell zu unterstützen.
Dies begründet Sonja Schuchter damit, dass die Einnahmen der Tourismusorte in der Regel sehr eingeschränkt sind, da in diesen Gemeinden oft wenig Gewerbe angesiedelt ist und demzufolge auch die Einnahmen durch Gewerbesteuer fehlen.
»Umso wichtiger ist deshalb, den Erholungssuchenden auch Orte zu bieten, um dem Stress des Alltags und des Berufs zu entfliehen«, sagt Sasbachwaldens Bürgermeisterin. Diese Funktion übernehmen die Kur- und Tourismusorte in besonderer Weise. Schuchter: »Wunderbare Panoramen, herrliche Wanderwege und eine intakte Natur laden dazu ein, wenn nicht einzelne Motorradfahrer sich besonders lautstark in den Orten bemerkbar machen.«sp