Schanzen am Kniebis hielten Franzosen nicht auf
Für das Renchtal war und ist der Kniebis bis heute eine Barriere. Dennoch trifft man beim Gang durch die Geschichte des Renchtals immer wieder auf überraschende Verbindungen zu Württemberg. Heute: Schanzen können Franzosen nicht aufhalten.
Die Kniebisstraße bot für die Württemberg nicht nur Chancen, sondern brachte auch Risiken mit sich. Obwohl das Wappen des Amtes Oberkirch an der Decke der Freudenstadter Stadtkirche angebracht worden war und damit einen dauerhaften Besitzanspruch des Herzogtums artikulierte, gab Württemberg 1664 das Renchtal auf. Mit finanzieller Hilfe Herzogs Karl von Lothringen gelang es Bischof Franz Egon von Fürstenberg die Pfandschaft auszulösen.
Nach dem Westfälischen Frieden hatten sich die politischen Konstellationen verändert. Es dominierten nicht mehr die konfessionellen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten, sondern der Konflikt zwischen den auf Ostexpansion und europäischen Hegemonie zielenden französischen Politik einerseits und dem Kaiser und den Ständen des Reiches andererseits. Freudenstadt wurde unmittelbar nach Aufgabe der Pfandschaft im Renchtal zur Festung ausgebaut.
Strategische Bedeutung
Seit der französischen Besetzung der Reichsstadt Straßburg im Jahr 1681 hatte die Passstraße über den Kniebis an strategischer Bedeutung gewonnen. Frankreich bot sich die Möglichkeit, über die Kehler Rheinbrücke und das Renchtal nach Süddeutschland vorzustoßen. 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Freudenstadt zum ersten Mal durch französische Truppen in Mitleidenschaft gezogen. Im Renchtal waren Oberkirch und die Dörfer des Vordertals vollständig von den Truppen Melacs niedergebrannt worden. Im Spanischen Erbfolgkrieg (1701-1714) entstanden auf dem Kniebis auf Initiative der Stände des schwäbischen Reichskreises zum ersten Mal umfassende Verteidigungsanlagen. Herzog Karl Alexander von Württemberg (1684-1737), Vater Karl Eugens, ließ auf höchsten Punkt des Kniebis 1734 unter Benutzung älterer Anlagen die Alexanderschanze nach den neuesten kriegstechnischen Erkenntnissen anlegen.
Unter Major Rösch wurde am Roßbühl, am Ende des Anstiegs der Kniebisstraße, die »Schwabenschanze« angelegt. Auch sie konnte 1796 die französischen Revolutionstruppen Moreaus nicht aufhalten. Die Franzosen konnten die Schanzen mit Hilfe eines Renchtäler Bauernburschen umgehen. Die aus dem Kinzig- und Wolftal herangeeilten schwäbischen Kreistruppen konnten ihre Schusswaffen nicht benutzen, da das Pulver nass geworden war, und ergaben sich dem übermächtigen Gegner. Für die Revolutionstruppen stand der Weg nach Süddeutschland offen. Württemberg scherte am 17. Juli 1796 aus der Koalition aus und schloss mit den Franzosen einen Sonderfrieden, was ihm damals von kaiserlicher Seite den Vorwurf des Verrats einbrachte.
Vorbild Preußen
Nach dem Vorbild Preußens verzichtete der Geheime Rat von Wöllrath für Württemberg am 7 August 1796 auf seine linksrheinischen Besitzungen. In geheimer Absprache war in Artikel I festgelegt worden, dass der württembergische Herzog Friedrich Eugen dafür einige säkularisierte geistliche Herrschaften erhalten sollte, unter anderem das fürstbischöfliche Oberamt Oberkirch. Damit hätte Württemberg wenigstens ein Stück weit an die Westexpansion unter Herzog Friedrich anknüpfen können. Dass es nicht dazu kam, hat seine Ursache nicht nur in der Beteiligung des neuen Herzogs Friedrich am 2. Koalitionskrieg, sondern auch im Verhandlungsgeschick des badischen Gesandten Sigismund von Reitzenstein. Er erreichte, dass nach dem Frieden von Lunéville und Pressburg ein zusammenhängendes Großherzogtum Baden vom Hochrhein bis an den Main geschaffen wurde. Der Rheinbundstaat Württemberg musste die Pläne zur Westexpansion aufgeben und sich vornehmlich auf Erwerbungen im Süden, Osten und Norden beschränken. Immerhin verkündeten die Kanonen am 1. Januar 1806 auch in Freudenstadt, dass Württemberg von nun an von einem König regiert wurde.
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