Schlepperfreunde wollen Bottenaus »Weinbergblick« übernehmen
Bei der Finanzierung der Halle Bottenau muss der Gemeinderat ein Loch von 700 000 Euro stopfen. Auch ein weiterer Punkt des Plans steht auf dem Prüfstand: der Abriss des »Weinbergblicks«. Die Renchtäler Schlepperfreunde würden das Ex-Wirtshaus gerne erhalten. Auch das hätte Folgen für den Hallenbau.
Eigentlich waren die Tage des »Weinbergblick« schon gezählt. Das markante Gebäude im Fachwerkstil sollte 2017 Platz machen für die Bottenauer Halle. Geht es nach den Renchtäler Schlepperfreunden, so könnte das Bauwerk aus dem Jahr 1960 noch lange stehen bleiben: Der rund 100 Mitglieder zählende Verein würde die ehemalige Versammlungsstätte des Orts samt Wirtshaus gerne als Vereinsheim unterhalten. »Der Weinbergblick ist ein ortsbildprägendes Gebäude. Er gehört ein Stück weit zum Kulturgut der Gemeinde und ist erhaltungswürdig«, sagt Vorsitzender Josef Brandstetter.
Ziel: Das bäuerliche Leben im Renchtal darstellen
Die Schlepperfreunde haben schon jetzt 30 Ausstellungsstücke im »Weinbergblick« und dessen Pergola untergebracht; dessen Erwerb würde es dem Verein ermöglichen, sie noch besser zu sortieren und das frühere landwirtschaftliche Leben im Renchtal noch besser zu präsentieren. Als Ausstellungsräume könnten die ehemalige Kegelbahn und der Versammlungssaal genutzt werden.
Mittelfristig könnte auch die seit Jahren leer stehende Wohnung im Obergeschoss vermietet werden. Voraussetzung dafür ist laut Brandstetter allerdings, Brandschutztüren und -decken einzubauen und eine Trennwand zwischen Saal und Wirtsgebäude zu errichten. Aus Brandschutzgründen ist der »Weinbergblick« seit 2015 nicht mehr als Versammlungsstätte zugelassen.
Statik des Gebäudes ist noch ordentlich
Der Schlepperfreunde-Chef geht davon aus, dass eine fünfstellige Summe reicht, um die Auflagen der Stadt zu erfüllen. Der »Weinbergblick« sei in der Vergangenheit »madig geredet worden«. Das Dach des Gebäudes sei intakt, ebenso seine Statik, auch die Risse in den Wänden ließen sich gut ausbessern.
Brandstetter hat sich bereits bei Handwerkern erkundigt und kommt auf eine Summe unter 100 000 Euro. Er geht davon aus, dass der Verein sie durch Eigenleistungen noch um einiges drücken kann. »Finanziell würde sich das tragen lassen – wenn auch nur sukzessive.«
Verein würde Umbau selbst finanzieren
Finanzieren wollen die Schlepperfreunde den Umbau wie auch den Unterhalt des Gebäudes selbst. Städtische Zuschüsse hat der Verein vorerst nicht einkalkuliert, auch wenn Brandstetter Hoffnung hat, dass die Stadt und die Sparkassen-Regionalstiftung ihr Scherflein beitragen.
Mit dem »Weinbergblick« liebäugelt der Verein schon seit Jahren; neue Dynamik erhielten die Pläne, als die Stadt im Frühjahr zwei benachbarte Grundstücke kaufte. Dort könnte nun die Bottenauer Halle entstehen.
Ursprünglich war geplant, dass die Schlepperfreunde dort eine Halle (35 x 17 Meter in Industriebauweise) bauen. Entsprechende Pläne haben Brandstetter und seine Mitstreiter aber inzwischen auf Eis gelegt – zugunsten des »Weinbergblick«.
Stadt: Kosten für Halle steigen dann auf 3,25 Millionen Euro
Bei dessen Erhalt ergeben sich wegen der aufwendigeren Gründung und der abgerückten Lage nach Darstellung der Stadt Gesamtkosten von 3,25 Millionen Euro für den Hallenbau, 150 000 Euro mehr als bei der ursprünglichen Variante. Josef Brandstetter hingegen glaubt, dass sich die beiden Varianten finanziell nicht viel nehmen – auch weil den Mehrkosten Einsparungen von rund 350 000 Euro entgegenstünden.
Rohrbach müsste nicht verlegt werden
Die Stadt würde sich nicht nur die Abrisskosten für den »Weinbergblick« sparen, die mit vor drei Jahren auf 100 000 Euro geschätzt wurden. Auch die 250 000 Euro teuren Arbeiten am Rohrbachs, der unter dem Gebäude verläuft, wären hinfällig. Bei einem Abriss des Gebäudes müsste die Stadt das verdohlte Gewässer offenlegen und verlegen.
Zeitlichen Verzug beim Bau der Halle erwartet Brandstetter durch die Standort-Änderung nicht: »Wir haben bei der Planung extra Tempo vorgelegt, dass es keine Verzögerungen gibt.« Ein verbindlicher Zeitplan existiert noch nicht: Der Hallenbau ist lediglich in der unverbindlichen Zehn-Jahres-Liste für die Jahre 2018/19 eingetaktet worden.
Kein Zuschuss, andere Ausrichtung: Neue Ausgangslage für Hallenbau
Die Voraussetzungen für den Bau der Halle Bottenau haben sich geändert, seit der Gemeinderat im September 2015 den Grundsatzbeschluss gefasst hatte. Er sah den Abriss des »Weinbergblick« im Jahr 2017 und den Bau einer 15 mal 27 Meter großen, 2,65 Millionen Euro teuren Mehrzweckhalle an seiner Stelle vor. Weitere 250 000 Euro sollte die Verlegung des Rohrbachs kosten. Die Finanzierung des Hallenbaus ist inzwischen ebenso überholt wie die erste Planung für die Halle.
Zum einen haben sich die Hoffnungen der Stadt zerschlagen, 500 000 Euro Zuschuss aus dem ELR-Programm zu erhalten. Das Ministerium hat dem Projekt im März zum wiederholten Male eine Absage erteilt. Einen erneuten Anlauf will die Stadt nicht mehr starten.
Zum anderen geht man inzwischen von 2,85 Millionen Euro Bausumme aus – durch die gestiegenen Kosten im Bausektor und durch eine Umplanung: Die Lagerflächen sollen vergrößert, die Halle um 90 Grad gedreht werden. Der Ortschaftsrat Bottenau, der sich bereits nicht öffentlich mit der Planung befasste, erhofft sich davon eine bessere Belichtung und Ausrichtung der Halle. »Die geplante Terrasse und Freianlage vor der Halle liegt dann parallel zum trichterförmig aufgefächerten Talraum des Rohrbachs und ist harmonischer eingebettet«, begründet Stadt-Pressesprecher Ulrich Reich.
Am Hallenbau in Bottenau lässt OB Matthias Braun keinen Zweifel. »Es ist klar, dass Bottenau eine Halle bekommt. Definitiv«, sagte er auf Anfrage der Acher-Rench-Zeitung. Über die Finanzierung soll der Gemeinderat bei den Haushalsberatungen entscheiden, mit dem Konzept der Schlepperfreunde wollte das Gremium sich schon Anfang Juli befassen. Der Tagesordnungspunkt wurde kurzfristig auf den 24. Juli vertagt.
»Dem Gemeinderat ist wichtig, wie der Ortschaftsrat zum Konzept der Schlepperfreunde steht«, begründete OB Braun. Der Bottenauer Ortschaftsrat, der sich nicht öffentlich schon mit dem Konzept der Schlepperfreunde beschäftigt hat, tagt am Dienstag, 18. Juli, 19 Uhr.
»Ein Besuchermagnet«
Die Renchtäler Schlepperfreunde, 1999 gegründet, sehen sich als Werbeträger für Bottenau und fürs ganze Renchtal: »Unser Schleppertreffen in Bottenau alle drei Jahre ist ein Besuchermagnet«, sagt Vorsitzender Josef Brandstetter. Auch das Maibaumstellen im Ort, das der Verein organisiert, sei eine Attraktion. »Und fürs Renchtal machen wir durch unsere Ausfahrten überregional Werbung.« Auch die internationale »Schlepperpost« habe schon mehrfach über den Verein berichtet.