Schmiederer baute sein Elternhaus zum Fünf-Sterne-Hotel aus
In unserer Serie »Selfmade-Männer« kommt heute der Hotelier Meinrad Schmiederer zu Wort. Als kleiner Junge hatte er sich in den Kopf gesetzt, ein Hotel zu leiten. Heute befindet sich da, wo einst sein Elternhaus stand, das Fünf-Sterne-Superior-Hotel »Dollenberg« – Schmiederers Lebenswerk.
»Leben heißt träumen; weise sein, heißt angenehm träumen.« Diese Worte Friedrich Schillers stehen nicht umsonst im Gästeführer des Fünf-Sterne-Superior-Hotels »Dollenberg« in Bad Peterstal-Griesbach. Denn der Hotelier des Hauses, Meinrad Schmiederer, hätte sich sein Lebenswerk wohl nicht schöner erträumen können. Mitten im Schwarzwald, mit einer ausladenden Aussicht über das satte Grün der Wiesen und Bäume lebt und arbeitet der stets fröhlich lächelnde 66-Jährige.
Aus der Flaschenbierhandlung seiner Eltern – später Ausflugslokal mit drei Tischen und zwölf Sitzplätzen – baute er nach und nach ein 89-Zimmer-Hotel mit Park, Kapelle und großer Wellnesslandschaft. Alles nur, weil er sich als kleiner Junge ein Ziel in den Kopf gesetzt hatte: Irgendwann Hoteldirektor zu werden. Dabei habe es bis 1962 noch nicht einmal eine Straße hoch zum Elternhaus gegeben, wie Schmiederer der ARZ berichtet.
»Jedes Jahr nach der Heuernte machten wir damals, als ich noch ein kleiner Bub war, einen Ausflug«, erzählt er. Die damals noch sechsköpfige Familie – später achtköpfig – sammelte regelmäßig Preiselbeeren. »Das war nicht gerade meine Leidenschaft«, erinnert sich Schmiederer. Er habe lieber den Geschichten seiner Eltern gelauscht, über die berühmten Gäste, die in den Bädern in Bad Griesbach und Bad Peterstal früher zugegen waren: Kaiser, Großherzöge und Zaren. Besonders habe ihn aber das Hotel mit seinen wohlhabenden Gästen beeindruckt, auf das er beim Beerensammeln einen Blick erhaschen konnte: die »Bühlerhöhe«.
»Einmal nach dem Preiselbeersuchen habe ich den Vorschlag gemacht, dass wir doch in der ›Bühlerhöhe‹ einkehren könnten.« Seine Mutter aber habe ihm darauf zur Antwort gegeben: »Unsereiner kommt da im Lebtag nicht hin.« In seinem Kopf sei darauf der Gedanke gereift, dass er selbst ein Hotel bauen wolle. »Als ich älter wurde, habe ich erkannt, dass ich so viel Geld nicht haben werde. Also dachte ich: Ich werde Hoteldirektor.«
Koch und Hotelkaufmann: Zwei Ausbildungen abgeschlossen
Seiner Ausbildung zum Koch im damals angesehensten Betrieb in Freudenstadt fügte der junge Mann also noch die Lehre zum Hotelkaufmann an. Schmiederer lächelt verschmitzt: »Das habe ich dann auf der ›Bühlerhöhe‹ gemacht, einfach um es meinen Eltern zu zeigen.« Der Gedanke, sich selbständig zu machen, sei damals bereits da gewesen. Und Ideen hatte Schmiederer dafür schon früh: Von der Schwarzwälder-Schinken-Räucherei bis zu Hundefutter war einiges dabei.
Aber als sein Vater ihn nach dem Ausbau der Pension bat, auszuhelfen, verließ er die »Bühlerhöhe«. Innerhalb kurzer Zeit fiel die Entscheidung, dass er dauerhaft in der elterlichen Pension bleiben soll. Schmiederer hatte aber eine Bedingung: »Ich habe gesagt, wenn ich das mache, mache ich es zum Hotel.« So kam es dann, dass der heute 66-Jährige bereits mit 20 Jahren – damals noch nicht einmal volljährig – nicht nur Koch, sonder auch gleich Hotelier wurde.
Ein Wahlspruch habe ihn auf seinem Weg begleitet und angetrieben: »Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.« Und Langsamkeit ist nicht Schmiederers Ding. 1970 beendete er seine Ausbildung zum Hotelkaufmann, der erste Anbau ans Elternhaus folgte 1974, der Abbruch mit Neubau eines Restaurantgebäudes 1977. Ab 1982 ging es dann Schlag auf Schlag. Schmiederer baute eine Erweiterung nach der anderen.
Kinderland ist im Bau
Auch heute, nach mehr als 45 Jahren, scheint kein Ende in Sicht: »Derzeit bauen wir ein Eventgebäude und ein Kinderland mit Indoor-, Outoorbereich.« Aber auch privat hat er sich einiges vorgenommen: »Ich möchte in jedem Jahr für zwei Wochen ein Stück dieser Erde bereisen. Die weiteren Ziele machen wir jetzt und später dann die näheren.«
Es gibt noch ein weiteres Motto, das den Selfmade-Mann immer noch antreibt und vielleicht auch seinen Erfolg ausmacht: »Bei allem was du tust, bedenke das Ende.« Das mache ihn manchmal vorsichtiger, sagt Schmiederer. Wichtig sei aber bei allem, dass man ein Ziel vor Augen habe, rät er. »Ohne Ziel kann man keinen Erfolg haben.«
Weil seine Erfolgserlebnisse immer auch zugleich die Erfolge im Unternehmen waren, gebe es für den Hotelier auch nichts, was er neben all der Arbeit vermisse. »Sicher würde der ein oder andere sagen, Urlaub hatte ich in der Form nicht und damit hätte er recht. Aber das vermisse ich auch nicht.« Seit elf Jahren sei er nun aber Familienvater und das bedeute auch mehr Rücksichtnahme auf die Familie.
Sein Hotel sei ein Familienunternehmen, berichtet er mit Stolz in der Stimme. »Ich habe meinen Schwager, Martin Hermann, bei mir in der Küche ausgebildet. Inzwischen ist er Küchenchef und hat sich für den ›Dollenberg‹ zwei Michelin-Sterne erarbeitet.« Außerdem hat er Schmiederers Schwester Ulrike geheiratet, die ebenfalls im Hotel arbeitet – als Leiterin der Rezeption.
Die ganze Familie arbeitet im Hotel mit
Auch Meinrad Schmiederers Ehefrau Birgit ist im Betrieb tätig. »Wir wohnen mit unserer elfjährigen Tochter hier im Hotel.« Das Elternhaus verlassen hat Schmiederer also bis heute nicht. Noch immer sei ein Stück der alten Stallmauer im Hotel-Foyer versteckt und auch den Torbogen zum Kuhstall der Eltern habe er stehen gelassen.
Und den Herd hat der passionierte Koch bisher auch nicht einfach verlassen können: »Ich koche immer noch nebenan in der Renchtalhütte oder im Kurhaus in Baden-Baden.« Beides weitere Betriebe des umtriebigen Unternehmers, der noch gar nicht an Ruhestand denken will. »Ich habe im Juni Geburtstag gefeiert und gesagt: Mit 66 fängt das Leben an.« Lachend verspricht er, noch jede Menge Ziele zu haben.
Das Dessert verkneift er sich
Wer das Unternehmen irgendwann weiterführen werde, wisse er noch nicht. »Aber es gibt ja Familie, und Blut ist dicker als Wasser, das ist eine alte Formel«, sagt Schmiederer. Neben Hotel, Kurhaus und Renchtalhütte zählt auch die Confiserie »Rumpelmeyer« in Baden-Baden zu den Schmiederer-Betrieben. Den Nachtisch aber lehnt er beim Essen mit einem Zwinkern ab: »Ich muss doch auf die Figur achten.«
Und das obwohl er auch in seiner Freizeit nicht still sitzen kann. Das Skifahren sei eine große Leidenschaft und dafür nehme er sich auch gerne Zeit, sagt er. »Auch während der Dienstzeit, kann es sein, dass ich morgens um neun an der Schwarzwaldhochstraße bis vormittags um elf Ski laufe.«
Cabrio statt Motorrad
Auto fahre er aber besonders gerne. »Deswegen gönne ich mir seit vielen Jahren ein Cabrio – als Alternative zum Motorrad, weil mir dabei das Risiko zu groß ist.« Zu viel habe er auf seinen regelmäßigen Fahrten auf der Schwarzwaldhochstraße gesehen. »Ich wandere aber auch gerne«, verrät er. »Man kommt dabei auf andere Gedanken. Beim Laufen durch die Natur fällt einem immer wieder etwas ein.«
Schmiederer denkt gerne an die Kinderzeit zurück, als er noch zur »Bühlerhöhe« blickte und träumte: »Da habe ich mir schon gewünscht, ein Hotel zu bauen. Aber dass das Hotel mal diese Größe, diese Bedeutung haben wird, das hätte ich mir nicht vorstellen können.«
Hotel "Dollenberg"
Das Hotel »Dollenberg« wurde von Meinrad Schmiederer ab den 70er Jahren nach und nach aus dem Haus seiner Eltern aufgebaut. Heute umfasst es 89 Zimmer, einen 70 000-Quadratmeter-Park mit einer Kapelle und einem Amphitheater sowie eine 5000-Quadratmeter-Wellnesslandschaft. Rund 180 Mitarbeiter sind in den Familienbetrieb eingebunden.
1996 wurde das Hotel in die internationale Kooperation »Relais und Châteaux« aufgenommen. Nur 24 Häuser in Deutschland können die strengen Kriterien dafür erfüllen. 2004 wurde es zum Hotel des Jahres und Schmiederer zum Hotelier des Jahres gekürt. Mit dem »Spa Diamond« erhielt der »Dollenberg« 2008 die Auszeichnung als Deutschlands bestes Wellness-Hotel. Der Schwager des Hoteliers leitet die Zwei-Sterne-Küche des Hauses. sab