Schrecken zu hohe Preise für schnelles Internet ab?
Breitbandversorgung und schnelles Internet durch den Bau von Glasfasernetzen war am Dienstag im Bürgersaal Kernthema beim Treffen des Wirtschaftsclubs Achern. Eingeladen waren insbesondere unterversorgte Gewerbetreibende.
Die Versorgung der Stadt Achern mit Breitband und schnellem Internet zeigt ein weit gefächertes Bild. Es reicht von den 30 Mbit/s in der Kernstadt, die aktuell als ausreichende Haushaltsversorgung gelten, bis zum mageren einen Mbit/s für Gewerbetreibende am Rand der Stadt wie etwa in Großweier.
Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom, Vodafone/Deutsche Glasfaser und Unitymedia waren als direkte Ansprechpartner zum Treffen des Acherner Wirtschaftsclubs am Dienstag eingeladen, die Telekom hatte abgesagt. Etwas enttäuschend war das Interesse der Unternehmen, nur rund 30 Gewebetreibende waren vertreten. Bei anderen Treffen des Wirtschaftsclubs liegt das Interesse um das Doppelte und mehr höher.
Wenig Interesse
Stephanie Greth, Mitarbeiterin der Stadt im Fachgebiet Tiefbau, skizzierte nach der Begrüßung durch OB Klaus Muttach die Situation in Achern. Sie sagte, dass die Privatwirtschaft bisher wenig Interesse gezeigt habe, den Ausbau von Breitband in den Acherner Gewerbegebieten anzugehen. Dass in Achern 30 Mbit/s in den Gewerbegebieten vielerorts nicht erreicht werden, belegte sie unter anderem mit dem Breitbandatlas der Bundesrepublik.
»Uns als Stadt ist daran gelegen, private Netzbetreiber zu unterstützen, aber von deren Seite wird in der Regel fehlendes Kundeninteresse als Argument dafür ins Feld geführt, dass man nicht aktiv wird«, sagte Greth. Daher habe sich die Stadt der Breitband Ortenau GmbH & Co. KG angeschlossen, um dadurch die volle Versorgung Acherns zu erreichen.
Von Unternehmerseite wiederum wurden zum Teil horrende Beiträge für deren bisherige Zurückhaltung mitgeteilt. Beispielsweise wurden in einem Gespräch abseits des Vortrags als einmalige Anschlussgebühr 5000 Euro und 500 Euro als monatliche Gebühr genannt.
Keinen Gewinn machen
Zur Breitband Ortenau GmbH & Co. KG referierte deren Geschäftsführer Peter Lassahn: »Ich stehe im Dienst von 46 Gemeinden, die als Gesellschafter die GmbH & Co. KG bilden. Unsere Gesellschaft hat keinerlei Interesse, Gewinne zu machen, wir sehen uns nur dem Gemeinwohl verpflichtet.« Lassahn verdeutlichte, dass die Breitbandversorgung eigentlich Aufgabe der Netzbetreiber ist, aber seine Gesellschaft dürfe aktiv werden, wenn ein Marktversagen vorliegt, und dies sei bei einer Breitband-Unterversorgung von 25 000 Haushalten Anfang 2018 der Fall gewesen.
Lassahn erläuterte weiter die Vorgehensweise der Gesellschaft von der Planung bis zur Realisierung von Glasfasernetzen. Er unterstrich, dass man stets mit privaten Netzbetreibern im Gespräch sei und sie auffordere, überall, wo Glasfaser rentabel sei, den Ausbau anzugehen. Die GmbH dagegen gehe den Backbone- und Ortsnetzbau dort an, wo kein privater Netzbetreiber aktiv werde, Doppelstrukturen würden in jedem Fall vermieden.
Kommunen verpachten
»Die Gesellschafter, Kommunen, bauen und verpachten also das passive Netz aus Leerrohr und Glasfaserkabel, der private Netzbetreiber verbaut anschließend die aktive Technik und bietet Dienste an«, fasste Lassahn zusammen.
Es gelte der »open access«, das heißt jeder Netzbetreiber habe Zugang zum Netz. Vorteil für die Kommunen seien die Fördermittel durch das Land, aber eben nur für Bereiche, wo Marktversagen, also eine Versorgung unter 30 Mbit/s nachweisbar ist. Aktuell fördere das Land sechs Projekte des kommunalen Breitbandausbaus im Ortenaukreis mit fast 770 000 Euro.
Dem Vortrag folgte eine rege Diskussion, sie erbrachte als Stand: Das geplante Backbone-Netz im Ortenaukreis umfasst 770 Kilometer, 500 Kilometer sind noch zu bauen.