Schüler stimmen wie bei der Bundestagswahl ab

Unter den »Wahlhelfern« Michelle Hänsel, Lena Parpart und Violetta Koch aus der 10a schritten die Zwölfklässler des Anne-Frank-Gymnasiums zur Juniorwahl. ©Ellen Matzat
Seit Dienstag finden am Anne-Frank-Gymnasium für 162 Schüler von der neunten bis zur zwölften Klasse die Juniorwahlen statt, die parallel zur Bundestagswahl laufen. Dabei wurde die »richtige« Wahl simuliert.
Die Wahlhelfer gaben die original Stimmzettel, die sich nur in der Farbe vom echten am Sonntag unterscheiden, aus. Die zuvor von der Klasse 10a erstellten Wahlunterlagen wurden wie im Wahllokal von den »Wählern« abgegeben und ins »Wählerverzeichnis« eingetragen. Gewählt wurde in einer Wahlkabine, der Stimmzettel zusammengefaltet und in die Wahlurne gesteckt. Morgen, Freitag, wird im kleinen Kreis ausgezählt und am Montag mit den »echten« Ergebnissen bekannt gegeben.
Im Rollenspiel
»Ich bin auf die Unterschiede der Wahl der Erwachsenen und Jugendlichen wirklich gespannt«, sagte Gemeinschaftskundelehrer Frank Walter. Ungünstig sei, dass die Wahl bereits 14 Tage nach den Ferien stattfindet, so dass nicht allzu viel Zeit für die Vorbereitungen blieb. Im Unterricht wurden neben der Wahl mit der Erst- und Zweitstimme auch der Wahl-O-Mat erklärt. Die zehnten Klassen hatten bereits im vergangenen Schuljahr mit dem Thema angefangen und kamen am Dienstag direkt vor ihrer Wahl in den Genuss, vier Stunden bei Jonathan Heimberger und Dominik Rombach von der Landeszentrale für politische Bildung im Rollenspiel »Kandidaten, Kameras, Kampagnen« eine TV-Debatte zur Bundestagswahl zu gestalten. Diese Debatten der Spitzenkandidaten mit teils hitzigem Schlagabtausch sind das mediale Großereignis bei jedem Wahlkampf.
Dazu wurden die Schüler per Los den sechs Parteien CDU, SPD, Grüne, FDP, AfD und Linke zugeordnet und mussten sich mit den Schwerpunkten Bildungspolitik sowie Einwanderungs-/Integrationspolitik auseinander setzen. Sie wählten ihren Spitzenkandidaten, der Angela Merkel (CDU), Martin Schulz (SPD), Sarah Wagenknecht (Linke), Cem Özdemir (Grüne), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD) simulierte, arbeiteten sich in das Wahlprogramm ein und versorgten ihren Spitzenkandidaten mit Argumenten.
Kühlen Kopf bewahren
Dabei ging es für diesen darum, einen kühlen Kopf zu bewahren und mit guten Argumenten zu überzeugen. Aber auch Moderator und Kampagnenmanager waren gefordert, ihre Positionen bestmöglich zu präsentieren und die Wähler vor dem Bildschirm zu überzeugen. »Mit dem Programm und der Juniorwahl wollen wir unsere Schüler für Politik interessieren und sie Demokratie ganz praktisch erleben lassen«, erklärte Walter, denn eines der Ziele des Gemeinschaftskundeunterrichtes sei der »mündige Bürger«.
Untersuchungen hätten außerdem gezeigt, dass Schüler, die so eine Wahl schon einmal gemacht hätten, auch als Erwachsene eher zur Wahl schritten. Außerdem stellen die Schüler fest, dass entgegen vieler Behauptungen die Parteien eben nicht gleich seien und es wichtige Unterschiede gebe. Eine Analyse der einzelnen Wahlprogramme würde die schulischen Möglichkeiten allerdings sprengen.
Zum Schulprojekt
In Baden-Württemberg nehmen 87 300 Schüler aus 361 Schulen an dem bundesweiten Schulprojekt teil, das vom Kultusministerium unterstütz wird. Deutschlandweit beteiligen sich eine Million Schüler aus über 3000 Schulen an der Juniorwahl. Das ist bisher die höchste Beteiligung. Seit 1999 führt der gemeinnützige und überparteiliche Verein Kumulus im Auftrag des Deutschen Bundestags das Projekt »Juniorwahl« parallel zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen durch. em