Seit 25 Jahren am Ärmelkanal: Schüleraustausch am Gymnasium Achern
Sie ist Französin und durch einen Austausch als Studentin zum ersten Mal nach Deutschland gekommen. Magali Schmid unterrichtet seit 2009 am Gymnasium Achern Deutsch und Französisch und spielt im Illenau-Theater. Und sie organisiert aus Überzeugung den jährlichen Austausch mit einer Schule in der Normandie, der bereits seit 25 Jahren gepflegt wird: „Er ist heute noch wichtiger als früher. Er gibt mir Hoffnung. Wir dürfen das nicht aufgeben.“
Früher an Côte d'Azur
Den Anfang machte der inzwischen pensionierte Deutsch- und Französischlehrer Thomas Lang aus Sasbach. Mitte der 80er fuhr er mit Schülergruppen nach Nizza. „Der Austausch ging 14 Tage, davon war eine Woche in den Ferien“, erinnert er sich. Die Schüler waren teilweise bei Familien mit kleinen Wohnungen in Hochhäusern untergebracht. Das Angebot war dennoch sehr beliebt: „Es endete nach 15 Jahren, als die Schule in Nizza kein Deutsch als Fremdsprache mehr hatte.“
Über die französische Zentralverwaltung in Paris fand Lang die Schule Saint-Ouen in Pont-Audemer in der Normandie. Die Privatschule unterrichtet Kinder im Kindergartenalter und auch Berufsschüler und liegt nahe am Ärmelkanal. Dorthin fahren Acherner Sechst- bis Zehntklässler inzwischen seit 25 Jahren. Wertvolle Freundschaften zwischen den Schülern und ihren Familien sind entstanden.
Einmal fiel einem Schüler der Abschied so schwer, dass er einen Reifen des Busses zerstach. "Das hat unsere Abfahrt um zwei Stunden verzögert“, erinnert sich Lang. Bis 2011 war er federführend. 2013 übernahm Magali Schmid. Auch sie kann Geschichten erzählen: „Auf einem Markt gab es für fünf Euro lebende Enten zu kaufen. Das fanden ein paar Schüler billig und legten zusammen. Sie wollten die Ente im Bus mit nach Hause nehmen.“ Sie lehnte das ab und verdonnerte die Kinder dazu, ein neues Zuhause für das Tier zu finden. Doch während des Unterrichts, verschwand die Ente von einer Wiese.
Der Austausch bedeutet hohen Aufwand. „Eine Zeit lang hatten wir Schwierigkeiten, deutsche Schüler zu finden“, erinnert sich Schmid. Als das achtjährige Gymnasium eingeführt wurde, nahmen nur 20 Schüler teil. Aktuell sei das Angebot wieder sehr beliebt. „Im vergangenen Schuljahr hatten wir 50 Bewerber, dieses Schuljahr 40“, sagt die Lehrerin. Die Schüler besuchen dort eine Käserei, eine Cidrerie und stellen Macarons her. Jedes Jahr im Frühling fahren sie dort ans Meer und besuchen unter anderem Mont Saint Michel.
Die französischen Schüler erlebten vor wenigen Tagen den Nationalpark Schwarzwald im Schnee und waren begeistert. Sie lernten Achern bei einer Stadtrallye kennen, gingen kegeln und besuchten den Europa-Park. Marie-Anne Cauvin ist seit 2008 Organisatorin auf französischer Seite. „Wir werden hier so herzlich empfangen“, freut sie sich. Und die Schüler aus Pont-Audemer, die Deutsch als zweite Fremdsprache lernen, machen durch den Austausch große Fortschritte.
Thomas Lang ist froh, dass sein Beitrag zur Völkerverständigung weitergeht. Obwohl die Lehrer dafür, wie er sagt, schon lange keine Deputatsstunden mehr bekommen und viel Idealismus mitbringen müssen.