Seit einem Jahr Fahrradwerkstatt für Bedürftige in Achern
Sie machen sich seit genau einem Jahr für den guten Zweck im alten Josefshaus die Hände schmutzig: Die Ehrenamtlichen der Fahrradwerkstatt des Arbeitskreises Migration Achern haben mehr als 200 alte Fahrräder instand gesetzt und an Flüchtlinge und andere Bedürftige abgegeben.
»Ich will den Flüchtlingen zeigen, dass sie hier willkommen sind und will ihnen bei der Integration helfen«, sagt Ralf Jürges. Der 53-Jährige verbringt die meiste Zeit in der Fahrradwerkstatt und ist für viele zum Ansprechpartner geworden. »Die Lampe ist kaputt, die Schaltung geht nicht richtig, die Bremsen müssen eingestellt werden – es gibt viele Gründe, immer wieder herzukommen«, erzählt er. Er achtet darauf, dass es in dem kleinen Raum nicht zu laut wird, dass Werkzeug wieder an seinen Platz kommt und er legt die Gebühr fest. Dabei lässt er nicht mit sich handeln: »Es ist doch sowieso schon günstig.«
Bastler kommen gerne
Obwohl die meisten Flüchtlinge in Achern bereits ein Fahrrad haben, lässt die Nachfrage kaum nach. Viele schicken Verwandte oder Freunde, um kleine Reparaturen erledigen zu lassen. Andere versuchen, ihren alten Schüttler gegen ein etwas besseres Rad zu tauschen. »Es kommen immer wieder die Gleichen. Manche sind Bastler und gehen mit Euphorie dran«, berichtet Konrad Hasel, Lehrer an den Beruflichen Schulen und Mitbegründer der Fahrradwerkstatt.
Auch nach einem Jahr sei es noch nicht so, dass die Kundschaft aus fernen Ländern ganze Sätze auf Deutsch sage, so Hasel. Aber er lege Wert darauf, dass Deutsch gesprochen wird und die Werkzeuge auf Deutsch benannt werden.
Nachgelassen habe die Bereitschaft der Bevölkerung zur Spende von alten Rädern. Vielleicht hat das Team aber auch schon alle Fahrräder bekommen, die vergessen in einer Ecke stehen. Dass die nicht unbedingt in gutem Zustand sind, ist die große Herausforderung. Sie auszuschlachten und Ersatzteile zu gewinnen, sei aber immer noch möglich, so Hasel.
Aus Überzeugung trägt auch sein Lehrerkollege Hans-Dieter Fahlbusch die Werkstatt mit, außerdem Gregor Willner und Iakov Rozin, der hier Ein-Euro-Jobber ist. »Eigentlich bin ich Förster. Das Mechanische habe ich von meinem Vater gelernt«, sagt der Russe in gebrochenem Deutsch.
Huzifa Masri aus Syrien schraubt neben ihm, was das Zeug hält. Er versteht nicht viel von den Gesprächen, dafür aber zunehmend mehr von Fahrrädern. Das Prinzip »Hilfe zur Selbsthilfe« hat er begriffen. Er lässt sich zeigen, wie es geht und dann legt er los. Wenn die Flüchtlinge bleiben und auch Acherner, die kein Geld haben, hier ihre Fahrräder unter Anleitung selbst reparieren, dann hat die Fahrradwerkstatt eine Zukunft, davon ist Konrad Hasel überzeugt.
Fahrradwerkstatt der AMA
Sitz der Fahrradwerkstatt ist in der Kronengasse 12 in Achern. Die Räume des stillgelegten katholischen Gemeindehauses hat die Stadt Achern angemietet. Die Werkstatt ist montags, mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Fahrradspenden sind sehr willkommen, weitere Helfer mit technischem Verständnis ebenfalls.
Geldspenden für den Einkauf von Schlössern, Beleuchtung und Ersatzteilen können auf diesem Weg an »AMA Bike« überwiesen werden: IBAN DE06 6629 1300 0060 0292 10.