Theater: Sexsüchtige sorgt für Chaos in der Psychiatrie-WG
Ein wahres Neurosen-Karussell setzte die Schauspielgruppe der Kolpingsfamilie Lautenbach am Sonntagabend auf der Bühne der Neuensteinhalle in Bewegung. Anlass war die Komödie »Neurosige Zeiten«, in der die Bewohner einer Psychiatrie-WG versuchten, ihren Besuchern Normalität vorzuspielen.
Vier Bewohner, vier Neurosen: In der Lautenbacher Psychiatrie-WG war was los. Hier lebten die sexsüchtige Denise (Valerie Braun), der soziophobe Willi (Niko Müller), der zwangsgestörte Hans (Franz Sester) und die in einen Schlagerstar verliebte Stalkerin Cordula (Monika Kimmig-Schmidt). Als Denise’ Mutter Cécile (Elke Müller), eine reiche Hotelerbin, spontan zu Besuch kam, zog in die sowieso schon skurrile Wohngemeinschaft obendrein das Chaos ein.
Das Chaos zog ein
Denise verlangte von ihren Mitbewohnern, ihrer Mutter ein völlig anderes Leben vorzuspielen. Cordula und Willi machte sie zu ihren Angestellten, der arme Hans wurde zu ihrem Lebensgefährten. Es entwickelte sich ein munteres Verwechslungsspiel: Tuppervertreterin Herta (Jule Kothgasser) wurde erst für tot, dann für eine Kosmetikerin gehalten, die sich schließlich von den »Irren« bedroht fühlte. Aus der Psychiaterin Dr. Dr. Schanz (Giulia Boschert) machte Cécile eine Psychiatrie-Bewohnerin. Zwischendurch betrat immer wieder Therapeut Rolf (in herrlichem Sächsisch Jonas Hermann) die Bühne, um mit den Patienten zu basteln. Als Bild-Reporter Ingo (Andreas Baumann) schließlich den Schlagerstar Toni (Gerhard Müller) in die Wohngemeinschaft brachte, um aus einem Treffen mit dessen Stalkerin eine Titelgeschichte zu machen, war das Chaos schließlich perfekt.
Die Schauspieler hatten noch keine fünf Minuten gespielt, da war schon Stimmung in der Halle. Das Stück machte vor allem Laune, weil die vier Hauptdarsteller ihre Marotten so exzellent verkörperten. Dem Regie-Duo Martina Hermann und Christina Rank war es gemeinsam mit den Schauspielern gelungen, die Charaktere der Neurotiker fein herauszuarbeiten: mit den lasziven Bewegungen der Denise, dem verkrampften Stottern Willis, dem verzweifelt-verunsicherten Gesicht von Hans, wenn etwas nicht seinen korrekten Verlauf nahm, und der schwärmerischen Gewissheit Cordulas, dass die Liebe des Schlagerstars Toni nur ihr gehöre.
Medizin fürs Publikum
Die Geschichte nahm nicht nur überraschende Wendungen, sondern auch ein glückliches Ende. Den Therapieerfolg gab es nicht nur für die Hauptfiguren, sondern auch für das Publikum. Das hatte viel zu lachen, und Lachen ist bekanntlich die beste Medizin.