Siegfried Peter leitet im letzten Berufsjahr die Realschule
Eigentlich wollte Siegfried Peter im letzten Berufsjahr nur noch die zehnte Realschulklasse zur Prüfung nach dem neuen Lehrplan begleiten. Nun leitet er die Schule für die erkrankte Rektorin.
Aus dem Acherner Realschüler Siegfried Peter ist der kommissarische Schulleiter Siegfried Peter geworden. Der Großweierer vertritt Rektorin Karin Kesselburg an der Robert-Schuman-Realschule während einer längeren Krankheitsphase. Dabei könnte er eigentlich schon im Ruhestand sein.
„Karin Kesselburg ist schwer erkrankt. Sie hat eine Operation gut überstanden und muss jetzt noch genesen”, erklärt der 65-Jährige. Siegfried Peter sitzt jetzt im Rektorat „seiner Schule”, wie er sie liebevoll nennt und die er selbst als junger Mensch besuchte. Generationen von Schülern hat er hier in den Fächern Religion, Gemeinschaftskunde, Mathe, Deutsch, Erdkunde oder Biologie unterrichtet.
Das fordert ihn stark
„Jetzt kann ich nur noch die Ethikstunden geben, weil wir zur Zeit dafür niemanden haben”, sagt er. Seine weitere Zeit fordere die Schulleitertätigkeit: Aufnahmegespräche mit neuen Schülern und Deputatgespräche mit Lehrern führen, Schwangerschaftsabwesenheiten auffangen, die Vorgaben von Schulamt und Kultusministerium umsetzen, die Umsetzung des Fernunterrichts überblicken und vieles mehr. Die Rektorin ein oder zwei Tage zu vertreten, sei ein Leichtes gewesen, die volle Verantwortung über Wochen und Monate unter Pandemiebedingungen zu tragen, fordere ihn stark.
„Ich bin abends müde und brauche viel Schlaf. Und ich achte sehr auf meine Gesundheit”, sagt der Mann mit der tiefen Stimme und den weißen vollen Haaren in Rollkragenpullover und Tweedsakko. Wöchentlich informiere er seine Chefin: „Sie weiß, was bei uns läuft. Ich halte ihr den Rücken frei.” Auch ihr Amt als geschäftsführende Schulleiterin aller Acherner Schulen habe er kommissarisch übernommen. Er halte den Kontakt zur Stadt Achern als Schulträger hauptsächlich für die Grundschulen und segne beantragte Schulbezirkswechsel von Schülern ab.
Eigentlich anders geplant
Vorgestellt hatte er sich das alles ganz anders: „Ich wollte ein Jahr länger arbeiten, weil die Zehntklässler zum ersten Mal nach dem neuen Lehrplan geprüft werden”, erzählt Peter. Dies mit seiner großen Erfahrung noch zu organisieren, habe er angeboten. Außerdem wollte er in Ruhe einem Team aus Kollegen seine Aufgaben beim Stundenplan- und Vertretungsmanagement weitergeben. Dies sei ihm bereits gelungen. Dass er aber längere Zeit die Verantwortung für rund 50 Lehrkräfte und 500 Schüler alleine tragen muss, hätte er sich zu Beginn seines letzten Schuljahres vor dem Ruhestand nicht träumen lassen.
Als junger Mann habe er sich einmal um den Posten beworben, sei aber nicht genommen worden, erinnert er sich. Früher sei er auch eher cholerisch gewesen, räumt er ein: „Jetzt habe ich gelernt, Ruhe auszustrahlen.” Nur wenn er alleine sei und eine Anwendung am Computer nicht so laufe wie er wolle, hämmere er mal mit der Faust auf den Tisch: „Dann schaut unsere Schulsozialarbeiter immer ganz erschrocken.” Aggressionen abzubauen, gelinge ihm am besten beim Holzhacken.
Hühner müssen warten
Sich um seinen Garten kümmern, Hühner züchten und Reisen unternehmen, davon kann Siegfried Peter im Moment nur träumen. Ehrenamtlich ist der frühere Gemeinderat der CDU und stellvertretende Ortsvorsteher von Großweier noch im Stiftungsrat der katholischen Kirchengemeinde tätig.
Bis Ende Juli dauert nun sein Arbeitsleben noch. „Meine Stelle als Konrektor ist jetzt ausgeschrieben.” Karin Kesselburg werde die Auswahl treffen, so ist der Plan.