Social Muscle Club fasziniert mit seinem Konzept 50 Gäste
Was wünsche ich mir von anderen – und was bin ich bereit zu geben? Solche Fragen standen am Samstagabend beim Social Muscle Club im Mittelpunkt in den Illenau-Werkstätten in Achern.
Jill und Till Rothmund waren die Initiatoren und erstaunlich viele Menschen folgten der Einladung. »Wir wussten nicht, ob überhaupt jemand kommt«, sagte die Künstlerin Jill, die mit ihrem Mann Till in Berlin lebt. Till, der bereits einige Filme gemacht hat und sich im Augenblick ganz der Idee des Social Muscle Clubs versprochen hat, widmete den Abend seinem verstorbenen Vater Franz Rothmund. Im Eingangsbereich stand sein Porträt, eine weiße Rose davor. Ulla Rothmund hatte sich statt Blumen diesen Abend für ihren Mann gewünscht, denn diese Idee hatte Franz Rothmund noch mitgetragen.
Solidarität umsetzen
Was steckt hinter dem Social Muscle Club? »Es geht darum, Solidarität umzusetzen«, erklärt Till Rothmund. Ein Film über einen Arbeiter-Club in Sheffield habe ihn inspiriert. »Als Gegengewicht zu Stress bot der Club ein selbstverwaltetes soziales Auffangnetz und Unterhaltung.« Was können Künstler tun, um etwas anzustoßen, einzupflanzen?
Das große Atelier in den Werkstätten war aufwändig dekoriert. Man fühlte sich willkommen. Ein gezogenes Zettelchen am Eingang wies einen Platz an einem der Thementische zu. Jill Rothmund eröffnete den Abend mit einer Performance. Die Kunst soll Brücken schlagen. »Was wünsche ich mir von anderen, was bin ich bereit zu geben?« »Schreibt es aufs Papier!«, animierte die junge Künstlerin.
Speisen gereicht
Rund 50 Besucher waren da, manche gut vorbereitet, andere taten sich schwer. Während die Schüsseln sich mit Zettel füllten, wurden Speisen aufgetragen, Obst, Brot Käse. Musik bringt Auflockerung in die Gedankengänge. Jörg Solleder hatte seine Gitarre mitgebracht. Später singen die Scalisis und Andreas Blassmann spielt Posaune. »Ich wünsche mir ein kleines Glas Rotwein und zwei Oliven.« Da an jedem Tisch einer der Mitwirkenden sitzt, kann dies schnell realisiert werden. Das Glöckchen klingelte und zeigte dessen Erfüllung an.
Und dann prasselten sie in den Raum, die Wünsche, etwa nach Unterstützung beim i-Phone, einer Wanderung in den Schwarzwald oder einem Minijob, der Spaß macht. Nicht immer ist alles umsetzbar, aber es gibt Tipps, man hilft sich.
Wie ist es mit dem Anbieten? »Ich biete ein Mittagessen bei mir zu Hause an.« Stille, doch dann, das war ja ernst gemeint, meldeten sich gleich drei. Es gab Gesundheitstipps und gemeinsame Minuten an der frischen Luft, selbstgemachte Kuchen, ein Museumsbesuch und die Bereitschaft, Bilder fürs Familienalbum zu machen.
Glöckchen klingelte
Der Wunsch nach Frieden wurde symbolisch mit dem gemeinsamen Lied »Where have all the flowers gone« besiegelt und immer wieder läuteten Wunsch-erfüllt-Glöckchen.
»Dieser Abend hat richtig Freude gemacht«, sagte ein älterer Herr am Schluss. Irgendwie ging jeder beschenkt nach Hause und niemand wunderte sich mehr, dass diese Idee seit 2012 Wellen schlägt und Tausende von Menschen in vielen Städten erreicht hat.