Streit um "Lammbrücke": Stadt schließt Kompromiss
In der zuletzt im Bauausschuss emotional geführten Diskussion um die planerische Festlegung auf Flachdächer in Teilbereichen des Bebauungsplangebiets „Lammbrücke“ haben sich Stadtverwaltung und Gemeinderat am Montagabend bei sieben Gegenstimmen auf einen Kompromiss verständigt. Der Beschlussvorschlag, dem zwischenzeitlich überarbeiteten städtebaulichen Konzept für den künftigen Acherner Stadteingang zuzustimmen, wurde auf Vorschlag von OB Klaus Muttach (CDU) derart ergänzt, dass im Rahmen eines künftigen Architekten- und Investorenwettbewerbs ausdrücklich auch solche Wettbewerbsbeiträge erlaubt sein sollen, die eine dreigeschossige Bebauung, bestehend aus drei Vollgeschossen plus ausgebautem Dachgeschoss, mit Satteldächern vorsehen. Dies soll so auch mit in den Ausschreibungstext des Wettbewerbs aufgenommen werden.
„Option Raum geben“
„Wir halten es für legitim, dass man auch hier einer Option Raum geben kann, was die Dachlandschaft angeht, und ihr auch ausdrücklich Raum geben soll“, so Muttach. Das habe er auch im Ausschuss ausdrücklich so vorgetragen. „Wir wissen, dass städtebauliche Veränderungen immer Diskussionen hervorrufen“, aber er sei „fest davon überzeugt, dass der vorliegende Entwurf eine gute Grundlage dafür ist, die Stadt zu bereichern.“
Dies sagte der Rathauschef auch in Richtung einer Handvoll Männer und Frauen, die im Zuhörerraum des Bürgersaals Platz genommen hatten. Sie, Angehörige einer Initiative Acherner Bürger, hatten sich im Vorfeld der Sitzung in einem offenen Brief an den OB gewandt und um mehr Offenheit bei der Dachgestaltung im Bebauungsplan gebeten, weil ihrer Meinung nach Flachdächer in diesem Bereich nicht ins Stadtbild passen.
Nach wie vor Kritik am nunmehr veränderten Beschlussvorschlag gab es aus den Reihen der Acherner Bürgerliste (ABL). Der Fraktionsvorsitzende Manfred Nock sah zwischen dem Bebauungsplanentwurf und dem ursprünglichen Siegerentwurf eines Ideenwettbewerbs von 2017 Diskrepanzen: „Das hat nichts mehr miteinander zu tun.“ Nock ärgerte sich über das Fehlen einer Visualisierung der künftigen Stadteingangssilhouette. Er beklagte, dass zuvor nie über Architektur gesprochen worden sei und forderte, dass die Option für Satteldächer nicht nur in den Beschlussvorschlag, sondern ebenfalls in den Planentwurf aufgenommen werde. Letzterem schloss sich auch Markus Singrün (SPD) an.
Mögliche Anpassung
Dazu sahen aber weder Baubürgermeister Dietmar Stiefel noch der OB eine Veranlassung: „Für einen Bebauungsplan können wir nicht optional planen“, sagte Muttach und spielte den Ball den Gemeinderäten zu, die nach erfolgtem Investorenwettbewerb und im Rahmen des Satzungsbeschlusses das Heft des Handels in der Hand behalten: „Wenn wir im Rahmen des Wettbewerbes zu dem Ergebnis kommen, dass die Satteldachvariante – wenn es eine gibt – die bessere ist, dann muss der Bebauungsplan genau dem angepasst werden.“
Für das „Parkplatzmanagement“ der Kernstadt fand Stadtrat Martin Siffling kritische Worte. Sie richteten sich gegen das geplante Parkhaus auf der Südseite des Bebauungsplangebiets: „130 Stellplätze wollen die Grünen nicht mittragen.“
Zufrieden mit dem vorgelegten Beschlussvorschlag zeigte sich CDU-Fraktionschef Karl Früh, der die „salomonische Vorgehensweise“ der Stadtverwaltung lobte. Ähnlich Gebhard Glaser (Freie Wähler): Es sei „wichtig, dass die Freiheit kreativen Denkens unabhängig von den Dachformen möglich ist“.