Tour durch den Rheinauer Wald
Mit der Erstellung des Forsteinrichtungswerks für städtische Waldflächen hat die Stadt Rheinau den Ist-Bestand der städtischen Waldflächen dargestellt und die zukünftige Nutzung, Bewirtschaftung und deren Schutz gesichert.
Entsprechend §50 des Landeswaldgesetzes wurde der periodisch zehnjährige Betriebsplan mit der Zustimmung des Gemeinderates in öffentlicher Sitzung am Freitagabend in der Stadthalle einstimmig gebilligt. Der Sitzung vorangegangen war eine knapp drei Kilometer lange Begehung des Korkerwaldes im Bereich Rheinbischofsheim-Wagshurst. Neben der Rheinauer Revierleiterin Gabriele Schappacher-Peter und Thomas Wurth nahmen der Forstbezirksleiter des Landratsamts, Simeon Springmann, Andreas Sturm vom Regierungspräsidium Freiburg sowie nahezu alle Gemeinderatsvertreter an der Waldbegehung teil.
„Ich habe viel erfahren, alles wurde anschaulich dargestellt, jetzt kann ich besser verstehen warum was im Wald gemacht wird“, lobte Bürgermeister Michale Welsche die Waldtour.
Ein Vogelschutzgebiet
Am 2827 Hektar umfassenden Korker Wald, der seit 2007 auch als Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist und an dem acht Kommunen Teilhaber sind, hat Rheinau mit 700 Hektar (24,7 Prozent) den größten Anteil. Hinzu kommen der Rheinwald und kleinere Waldflächen in der Gemarkung. Die gesamte städtische forstliche Betriebsfläche beträgt 1560 Hektar und hat in den letzten zehn Jahren um 8,5 Hektar zugenommen.
In den Ausführungen des Forsteinrichtungswerkes wurde in der Dekade ein Betriebsergebnis von im Schnitt 42 154 Euro ausgewiesen. In die Waldbewirtschaftung eingerechnet sind unter dem Begriff „Öko-Waldsystem“ die Bereiche Schutz von Boden, Wasser und Luft, Freizeit und Erholung, Tourismus, Ökologie, nachhaltige Holzbereitstellung, Bildung und Wissenschaft, Jagd sowie Klimakrisen-Resilienz.
Prägende Baumarten sind Eiche, Roteiche, Bergahorn und Erle. War die Esche mit 19 Prozent lange die häufigste Baumart, so kommt sie aufgrund des Eschentriebsterbens aktuell gerade noch auf 7 Prozent, und auch dieser Stand ist weiter gefährdet. Insgesamt wird dem Rheinauer Wald aber eine große Baumvielfalt bescheinigt.
Die Bonitierung (schneller Baumwuchs) ergibt für den Gesamtbetrieb einen jährlich laufenden Zuwachs von 6,3 Erntefestmeter pro Hektar. Die Pflege der Jungbestände soll ein Schwerpunkt der nächsten Jahre sein, wobei der Eiche eine Nachhaltigkeit zugesprochen wird. Um 6 Prozent auf heute 243 Festmeter pro Hektar ist der Vorrat geschrumpft, was mit dem Erlensterben begründet wird.
Große Bedeutung kommt angesichts des Klimawandels der Naturverjüngung zu. Der zunehmende Verbiss bei Jungpflanzen ist mit der hohen Rehwilddichte begründet. Dazu führt man mit der Jagd Gespräche, zu der nach Aussage der Revierleiterin aber ein sehr gutes Verhältnis besteht.
1000 FFH-Gebiete
Der Rheinauer Wald gilt als Immissionsschutzwald mit Erholungsfaktor. Zudem sind 143 kartierte Biotope und 1000 ha FFH-Gebiete ausgewiesen. Das Konzept zur Ansiedlung und Erhaltung der Bechsteinfledermaus wurde auf 11 Hektar umgesetzt. Von der geplanten Verjüngung (115 Hektar) vorwiegend mit Eiche, Hainbuche und Flatterulme, sollen 29 Prozent durch Naturverjüngung erfolgen. Auf kleineren Flächen sollen auch nichtheimische Arten wie der Tulpenbaum als Hoffnungsträger angepflanzt werden. Ziel ist es, durch Klimawandel aufkommende Betriebsrisiken zu minimieren.
Insgesamt wird dem Rheinauer Stadtwald, der Pflege und Bewirtschaftung ein gutes Zeugnis ausgestellt. Kann man Waldbegehungen auch für die Öffentlichkeit durchzuführen, den Rheinwald als Naturwald zu belassen, entsteht ein Schaden durch die vorgesehene Poldermöglichkeit im Rheinwald? Oder: Wie sieht es für den Wald bei geplanten Kieswerkerweiterungen aus? Nahezu alle dieser Fragen von Gemeinderatsmitglieder konnten direkt beantwortet werden. Eine Diskussion um das Thema Kieswerk wollte Bürgermeister Welsche nicht aufkommen lassen.