Trompeter Rüdiger Baldauf zum fünften Mal in Kappelrodeck
»Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, hier bei Christian und Sabine, hier im Club«, teilte Rüdiger Baldauf am Sonntagabend im Gästehaus Vaya Casa zu Beginn seines Konzerts mit und machte damit deutlich, wie gerne er im Gästehaus Vaya Casa spielt.
Zum fünften Mal gab er am Sonntag ein Konzert und begeisterte dieses Mal mit einem Pop-Jazz-Projekt. Dafür hatte Baldauf, der ohne jeden Zweifel als einer der vielseitigsten Trompeter Deutschlands bezeichnet werden kann, eine super Jazz-Combo zusammengestellt mit Thomas Heinz an den Drums, Marius Goldhammer am Bass und Christian Frentzen an den Keyboards. »Baldauf & Simmons meets Jackson & more« hieß das Projekt des Abends, da aber Charles Simmons wegen eines Todesfalls kurzfristig absagen musste, sprang die portugiesische Sängerin Silvia Dias ein und vertrat Simmons mit Bravour.
Impulsives Spiel
Baldaufs aktuelles Projekt ist dem King of Pop, Michael Jackson, gewidmet und so prägte das jazzige Crossover zu seinen Pop-Songs den Abend. Mit »Workin‘ Day And Night« eröffneten Baldauf und Band das Konzert, ein prägnanter Bass, drängender, klarer Beat und impulsives Spiel am Keyboard vermittelten eindringlich Arbeitsdruck und Hektik, mit scharfen Trompetenbreaks schuf Baldauf Dramatik in dem Song, der mit seinem immensen Tempo zu den schnellsten Songs Jacksons gehört.
Brodelnde Klangdichte und musikalische Vitalität brachten Arbeitsatmosphäre pur zum Ausdruck. Ganz fein gesetzte Pianoklänge dagegen spielten »Human Nature« an, Baldauf legt sich mit klarer Trompete darüber, Drummer Frentzen trägt einen feinen zurückhaltenden Rhythmus dazu bei und Bassist Goldhammer setzt ebenso feine Bassakzente. Das Ganze entfaltet sich dramatisch und webt sich zusammen zu einem dichten Klangteppich, in den man sich wohlig fallen lassen könnte, wenn er nicht gleichermaßen so impulsiv und mitreißend wäre.
Das sensible Intro, instrumental immer wieder unterschiedlich angestimmt und die kreative Entfaltung der Band zu einer faszinierenden Klangdichte und Harmonik wurden zur prägenden Form des Abends. Sängerin Silvia Dias stieg beim Vortrag von »Beat It« in das Konzert ein und entfaltete ausdrucksstark ihre Interpretation des Songs, klar und melodisch schön und mit hingebungsvollem Gestus. Im Lauf des Konzerts aber wandelte sich die grazile Sängerin auch zur stimmgewaltigen, leidenschaftlichen Interpretin, ging voll mit der Band mit und vermochte sich gegen deren Klangintensität bestens durchzusetzen.
Große Leidenschaft
Immer wieder klang Baldaufs Leidenschaft für Funk und Soul durch. »Scream«, »Man In The Mirror«, »Bad« und andere Songs mehr kamen in jazzgeprägtem Outfit zum Tragen, klasse Soli und auch mal eine Bass-Drums-Battle riefen spontanen Beifall hervor, im Zentrum stand immer wieder Baldauf mal mit fließenden, harmonischen Flügelhornchorussen, mal mit harten, verzerrten Trompetenchorussen.
Stehender Beifall und laute Zugaberufe ließen keinen Zweifel daran, dass Baldaufs Projekt dem Publikum in die Seele ging.