Varieté-Nacht bietet Artistik, Akrobatik und vieles mehr
Ein großartiges Comeback meisterte die Rheinauer Varieté-Nacht am Samstag nach neunjähriger Pause in der ausverkauften Stadthalle. Die Zuschauer erwartete ein dreistündiges Programm mit Zauberei, Artistik und Akrobatik auf Weltklasseniveau, Jonglage, visueller Poesie, Comedy und lustiger Stimmenimitationen.
Julia Schmitz hatte es sich zur Aufgabe gemacht, der Schwerkraft ein Schnippchen zu schlagen. Von witziger Fingerakrobatik oder Fingeraerobik, die das Publikum mitmachen durfte, über leuchtende Bälle im Dunkeln und temporeicher Tennisballjonglage beherrschte sie das ganze Genre der Jounglierkunst. Sie zog das Publikum auch mit ihrer Mimik sofort in ihren Bann.
»Wenn der Zauberer schnippt, verhält sich die Logik des Zauberers umgekehrt zur Logik des Publikums«, schmunzelte der Komiker und Zauberer Michael Parlez aus Freiburg, der nach guter Tradition die Veranstaltung moderierte. So konnte er die beiden Enden einfach abnehmen und unter den Arm klemmen und hatte dann ein Seil ohne Anfang und Ende. Um die Gäste wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen, nahm er die beiden Enden, verzwirbelte sie etwas und nach dem Schnippen hatte er wieder ein normales Seil, das das Publikum danach kritisch untersuchen durfte.
Scheinbar schwerelos
Neben Tempo, Nervenkitzel und Sensationen steht Varieté auch für Träume und Poesie. In der Kunst der Kontaktjonglage – einer Symbiose aus Pantomime, Jonglage, Tanz und Magie – verband Paul Klain aus Stuttgart Harmonie und Präzision mit ausgefeiltem Balancegefühl. Zu sanfter Musik tanzte scheinbar schwerelos eine Kristallkugel über seine Hände, Arme und Schultern, stoppte in der Luft, um dann unerwartet neue Bahnen zu erkunden. Mit unglaublicher Fingerfertigkeit kreierte er bei seinem zweiten Auftritt mit vier weißen Ringen optische Täuschungen. Er ließ durch Rotationen immer wieder neue Kunstwerke in der Luft entstehen, die die Fantasie der Zuschauer beflügelten. Als wahrer Shooting-Star der Varieté-Szene stellte Parlez Lokalmatador, Stimmen-Imitator und Parodist Tobias Gnacke aus Meißenheim vor. »Seine große Liebe gilt dem deutschen Liedgut«, erklärte er, daher werde er spaßeshalber auch der »Florian Silbereisen« des Varietés genannt. Dieser zauberte aus dem Urhit »Der Jäger aus Kurpfalz« unzählige Variationen. »Alle nationalen und internationalen großen Interpreten hatten ihren allergrößten Hit mit diesem altdeutschen Lied«, erklärte er und legte ihn in geänderten Texten Reinhard May, Peter Maffay, dem Graf von Unheilig, Jonny Cash, den Toten Hosen und vielen anderen in den Mund. Das Publikum war aus dem Häuschen. Weiter imitierte er als Verwandlungskünstler gekonnt Joe Cocker, Eros Ramazotti, Heino, Louis Armstrong, Andreas Gabalier, Michael Jackson und viele mehr, so dass lautstark eine Zugabe gefordert wurde.
Eine Meisterleistung
Den weitesten Weg hatte das Duo Yingling. Die beiden Chinesinnen, die schon unzählige Preise gewannen, entführten die Zuschauer mit atemberaubender klassischer chinesischer Zirkustradition im modernen Gewand in das Land des Lächelns. Ihre Hand-auf-Hand-Akrobatik war eine artistische Meisterleistung und ästhetisch kaum zu übertreffen. Sie vollbrachten, umgeben von einer fernöstlichen Aura, mit unglaublicher Leichtigkeit und Ruhe atemberaubende Kunststücke mit auf ihren Fingern und Zehen routierenden Tüchern und Schirmen.
Zwischen den Auftritten der Künstler machte Parlez seine Zauberkunststücke und Späße mit Marianne Schelletter-Rösler aus Kehl, der er eine gedachte Spielkarte aus einem gemalten Bild auf einem Zeichenblockpapier schob sowie Marcus Steiner aus Renchen, dem er auf unerklärliche Weise einen eigepackten Kaugummi in einem festverklebten Umschlag, auf dem er fest saß, gegen eine zuvor markierte Spielkarte austauschte.
Mit seinem frechen Vogel Alfredo, hatte das Publikum ebenfalls viel Spaß. Nach dem gelungenen Auftakt soll die Varieté-Nacht in zwei Jahren fortgesetzt werden.