Wagshurster "Frohsinn" feiert Geburtstag
Auf Hochtouren laufen derzeit die Vorbereitungen im Gesangverein „Frohsinn“ Wagshurst für das Jubiläumsfest. Der im Jahre 1901 gegründete Verein wollte im vergangenen Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiern, Corona machte allerdings einen Strich durch die Rechnung. Ein Jahr später feiert man eben das „120-Jahre-plus-1-Jubiläum“. Im Juli sind ein Matineesingen, offenes Volksliedersingen und Singen der Kinder- und Jugendchöre sowie eine dreimalige Theateraufführung auf der Freilichtbühne des neuen Dorfplatzes geplant. So verwandelt sich der Dorfplatz am 22., 23. und 24. Juli jeweils ab 20 Uhr in eine Freilichtbühne, aufgeführt wird „Nix amore am Lago Maggiore“. Am 10. Juli, 11 Uhr, ist das Matineesingen.. Grund genug, einen Blick in die Geschichte des Gesangvereins „Frohsinn“ Wagshurst zu werfen.
Gründung 1901
„Das schönste und edelste Instrument ist die menschliche Stimme“. Diesen Ausspruch von Richard Wagner haben sich die 20 Gründungsmitglieder und vor allem Hauptlehrer Beiser wohl zu Herzen genommen, als sie den „Frohsinn“ Wagshurst am 13. Oktober 1901 aus der Taufe gehoben haben. Der erste Vorsitzende war Martin Berger, als erster Dirigent leitete sein Gründer Karl Beiser den Verein. Unterlehrer Gottstein versah das Amt des Schriftführers, und Karl Ernst verwaltete die Kasse. 1903 wurde Bernhard Weisenbach Vorsitzender. 1904 erfolgte die erste Fahnenweihe.
Am Festsonntag, dem 7. August, beteiligten sich 21 Vereine am großen Freundschaftssingen. Einem Zeitungsbericht vom Jahre 1905 ist zu entnehmen, dass ein Unterhaltungsabend mit 17 verschiedenen Auftrittsnummern stattfand. Immer wieder kann man von Erfolgen lesen, die der junge Verein bei auswärtigen Festen mit seinen Chören errang. So wurde 1908 sowohl in Baden-Oos als auch in Lauf unter der Leitung von Hauptlehrer Beiser je ein erster Preis nebst Ehrenpreis ersungen.
Während die Gesangsproben in den ersten Jahren im Vereinslokal „Zum Engel“ abgehalten wurden, gestattete die Gemeinde, vom Jahre 1905 an einen Schulsaal als Proberaum zu nutzen. 1911 verlor der Verein seinen Gründer und Dirigenten Beiser, der im Alter von 42 Jahren einem Magenleiden erlag. Von da an übernahm Hauptlehrer Doll die musikalische Leitung des Vereins.
Während des Ersten Weltkriegs ruhte auch in Wagshurst die Vereinstätigkeit. Im Jahr 1919 beschloss man nach fünfjähriger Pause, den Verein wieder ins Leben zu rufen, Vorsitzender wurde Klemens Huber. 1926 feierte der „Frohsinn“ den 25. Jahrestag der Gründung, verbunden mit einer Fahnenweihe. Im Jahre 1927 verließ Hauptlehrer Doll Wagshurst, sein Nachfolger wurde Hauptlehrer Deubel, und 1930 wurde der spätere Ehrenvorsitzende Anton Sermersheim Vorsitzender.
Bereits 1937 versuchte man sich mit einem gemischten Chor. Zehn Sängerinnen traten damals dem Verein bei, bis der Zweite Weltkrieg die Sängertätigkeiten ruhen ließ. Erst 1952 konnte die Arbeit des Vereins wieder aufgenommen werden, nachdem sich Hauptlehrer Gerhard Nikolaus bereiterklärte hatte, den Verein zu leiten. Den Vorsitz übernahm Anton Sermersheim, den er 1957 in jüngere Hände übergab. Für ein Jahr stand Josef Wimmer dem Verein vor, 1957 übernahm Hermann Walter das Amt des Vorsitzenden.
Amt übergeben
Das Sangesleben der 60er-Jahre wurde besonders durch die seit 1964 stattfindenden Liederabende geprägt. 1970 feierte man schließlich den 70. Geburtstag des Vereins in Form eines Liederabends. 1974 legte der langjährige Vorsitzende Hermann Walter sein Amt in jüngere Hände, Alois Berger wurde Vorsitzender.
Durch die geringe Anzahl der Sänger hatte sich der damalige Vorstand bemüht, einen gemischten Chor ins Leben zu rufen. Durch intensive Werbung haben sich im Herbst 1975 dann 23 Mädchen und Frauen bereiterklärt, den Verein durch ihre aktive Tätigkeit zu unterstützen. Das letzte Wochenende im Mai 1976 stand ganz im Zeichen des 75-jährigen Bestehens.
Weiter ging es 1979, mit 24 Jungen und Mädchen gründete man einen Kinder- und Jugendchor. 1981 war ein markantes Jahr für den „Frohsinn“, galt es doch Abschied zu nehmen vom Dirigenten Gerhard Nikolaus, der nach 30 Jahren Dirigententätigkeit das Amt „in jüngere Hände“, seinen Sohn Friedemann Nikolaus, legte. Auch auf der Kommandobrücke gab es einen Wachwechsel, Vorsitzender Adolf Litsch übergab im Jahre 1982 das Amt an seinen Schwiegersohn Kurt Baumann. Der 90. Geburtstag des Vereins war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte, beim großen Festkonzert war Startrompeter Walter Scholz mit dabei. Groß gefeiert wurde über vier Tage, von Freitag, 15., bis Montag, 18. Juni 2001, das 100-jährige Bestehen, wo der Verein die Zelter-Plakette vom Deutschen Chorverband verliehen bekam.