Was Renchens bester Fußballer so alles zu erzählen hat
Der aus Renchen stammende Ex-Fußballprofi Peter Lübeke hat so allerhand zu erzählen. Der 67-Jährige stattete der Redaktion der Acher-Rench-Zeitung einen Besuch ab.
Das wegen der Corona-Pandemie verschobene Jubiläum „100 Jahre SV Renchen“ brachte wieder den erfolgreichsten Fußballspieler in Erinnerung, den Renchen je hervorgebracht hat. Peter Lübeke war in den 70er Jahren in der Bundesliga aktiv für den Hamburger SV, Bayer Uerdingen und Eintracht Braunschweig.
Der frühere Fußballprofi wohnt mit seiner Frau in Einbeck im südöstlichen Niedersachsen, besucht im Schnitt einmal jährlich seine Verwandtschaft in Renchen. Dabei machte er nun auch einen Abstecher zur Redaktion der Acher-Rench-Zeitung. Und wie es bei einem Gespräch mit dem 67-Jährigen so ist, kommt man dabei auf viele Fußballthemen und Anekdoten zu sprechen. Hier eine kleine Auswahl.
SV Renchen: „Zum Jubiläum komme ich auf jeden Fall“, betont Peter Lübeke. Wegen Corona mussten die Feierlichkeiten zu „100 Jahre SV Renchen“ verschoben werden. Bei dem Anlass würde er mit einigen Hamburger Ex-Profis an einem Fußballspiel teilnehmen. So hätten Roy Präger (früher HSV und VfL Wolfsburg), Martin Groth (HSV, Hansa Rostock und Hannover 96) und Thomas Vogel (SC Freiburg und HSV) zugesagt, mit in die Ortenau zu fahren und dort die Fußballschuhe zu schnüren.
HSV-Altliga: Peter Lübeke gehört zu den Hamburger Ex-Profis, die mehrfach im Jahr (derzeit ist aber Corona-Pause) bei Turnieren und Spielen im HSV-Trikot auftreten. Die HSV-Größen Manfred Kaltz und Rudi Kargus können wie manch andere bekannte Ex-Spieler aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitmachen. Mit Bernd Wehmeyer und Peter Nogly sind aber zwei Asse der 70er/Anfang 80er Jahre noch dabei. Auch Fernsehexperte Stefan Schnoor tritt noch in der HSV-Altliga an.
Uwe Seeler: Der Gesundheitszustand des 84-Jährigen ist leider nicht mehr der beste. Peter Lübeke hofft aber, dass das HSV-Idol schlechthin wieder auf die Beine kommt. Als der frühere Renchener aus der Provinz zum HSV kam, setzte sich „der Dicke“, wie Uwe Seeler liebevoll genannt wird, für den jungen Stürmer ein. „Lasse den Peter spielen, der kämpft“, erinnert sich Peter Lübeke an die Plädoyers von Uwe Seeler für seinen Einsatz im Team des HSV. Aber Trainer Klaus Ochs nahm sich die Worte von Uwe Seeler kaum zu Herzen und setze den jungen Stürmer nur selten ein.
Flüssiges Dankeschön: Mit gemischten Gefühlen denkt Peter Lübeke an die Aufstiegsrunde 1973/74, die letzte vor der Einführung der 2. Liga, zurück. Der 1.FC Saarbrücken, für den er damals in der Regionalliga spielte, traf in der Aufstiegsrunde auf Wacker 04 Berlin, Wattenscheid 09, Eintracht Braunschweig und den 1.FC Nürnberg und verlor die ersten Spiele, der Traum vom Aufstieg war geplatzt. Die Nürnberger traten am letzten Spieltag in Saarbrücken an. Für Lübeke und sein Team ging es um nichts mehr. Dennoch trotzte man dem Club ein Remis ab (2:2), die Nürnberger wären bei einem Sieg aufgestiegen. So schaffte es stattdessen die Braunschweiger Eintracht in die Bundesliga. Peter Lübeke staunte nicht schlecht, als einige Tage nach dem Spiel sechs Kisten Jägermeister (insgesamt 36 Flaschen á ein Liter) vor seiner Haustür in Saarbrücken standen. Das gar nicht so kleine Dankeschön für die Schützenhilfe kam von Eintracht Braunschweigs Mäzen Günter Mast (Mast-Jägermeister). Die 36 Liter Kräuterlikör trank der damalige Saarbrückener Spieler natürlich nicht allein. Er verschenkte fast alles, einen Teil auch an die Verwandtschaft in Renchen.
Fast verhaftet: Von 1976 bis 1977 spielte Peter Lübeke bei Hercules Alicante. Diktator Franco war 1975 gestorben, die Umwandlung in eine Demokratie sollte in Spanien später folgen. Das Land war noch von der Diktatur geprägt, stand aber vor einem Umbruch. Vor dem Spiel gegen Espanyol Barcelona wurde Peter Lübeke Zeuge einer Demonstration, bei der die Polizei Schlagstöcke einsetzte. Die Neugier wäre dem deutschen Spieler fast zum Verhängis geworden. „Die Polizei wollte mich festnehmen“, erzählt er. Aber sein Trainer habe dann erfolgreich interveniert.
Idol getunnelt: Als Jungspund hat Peter Lübeke im Mai 1972 das große Fußball-Idol Franz Beckenbauer getunnelt. Den „Kaiser“ fuchste das offenbar. „Katsche, hau ihn zusammen“, gab er seinem Mitspieler Georg Schwarzenbeck nicht ganz ernst gemeint mit auf den Weg, erzählt Peter Lübeke. Der HSV verlor damals knapp mit 3:4.
Paul Breitner: Den Weltmeister von 1974 kannte Peter Lübeke durch seine Spanienzeit, da Paul Breitner gleichzeitig für Real Madrid spielte. Als Paul Breitner zu Eintracht Braunschweig wechselte, empfahl er Peter Lübeke als Neuzugang. Und die Braunschweiger verpflichteten tatsächlich den früheren HSV-Spieler. Mit Paul Breitner verstand sich Peter Lübeke gut (und rauchte mit ihm gerne mal eine Zigarette) im Gegensatz zu manch anderen Spielern der Eintracht. Nach einem Jahr kehrte Paul Breitner von der Eintracht nach München zurück.
Branko Zebec: Der jugoslawische Trainer galt vor allem als unerbittlicher Schleifer und Taktikfuchs. „Er war ehrlich, offen und du wusstest, was du spielen musst – mein bester Trainer“, sagt Peter Lübeke. Trotz seines superharten Konditionstrainings hatten die Spieler so gut wie keine Muskelprobleme, erinnerte sich der Ex-Fußballprofi. Schon beim Probetraining war sich Branko Zebec sicher, dass Peter Lübeke der Richtige ist: „Mein Junge, kommst du zu uns“, sagte er ihm nach den ersten Eindrücken. Tragisch war das Alkoholproblem, das Branko Zebec letztendlich zum Verhängnis wurde. Peter Lübeke erinnert sich daran, dass die Spieler den Trainer öfters vor Bundesligapartien aus der Kneipe holten.
Nationalmannschaft: Für sein Land aufzulaufen, ist der Traum eines jeden Profifußballers. „Das war für mich aber nicht unbedingt ein Thema“, betont Peter Lübeke. „Ich konnte mich selbst einschätzen“. Und so war er nicht enttäuscht, dass er es nicht bis zum Nationalspieler schaffte.
HSV 2020/21: „Ich hoffe, dass sie oben mitspielen und hoffentlich aufsteigen“, betont Peter Lübeke. In der vergangenen Saison war er von seinem HSV und auch von Trainer Dieter Hecking enttäuscht. Denn die Mannschaft habe Punkte oft in der Schlussphase abgegeben. „Der HSV muss in die erste Liga“, so Peter Lübeke.