Welche Grundschulen die meisten Ausfälle zu beklagen haben
Die Unterrichtszeiten in den Renchtäler Grundschulen schwanken stark, weil unterschiedlich viele Lehrer als Risikopatienten von zu Hause aus arbeiten. Besonders gebeutelt ist die Johann-Wölfflin-Schule.
Sie sind schwanger, haben eine Krebserkrankung oder ein geschwächtes Immunsystem, chronische Leber- oder Lungenerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes: Das Kultusministerium geht davon aus, dass etwa 25 Prozent der Lehrkräfte in Baden-Württemberg zu Corona-Risikogruppen gehören. Sie sind aktuell per Verordnung von der Präsenzpflicht in der Schule entbunden und kommen ihren Dienstverpflichtungen von zu Hause aus nach – bei vollem Gehalt. Mit einem ärztlichen Attest müssen sie ihre Erkrankung gegenwärtig noch nicht bescheinigen, die Abgabe eines ausgefüllten Formblatts bei der Schulleitung genügt.
Wer älter als 60 ist oder mit einer Schwangeren oder einem Angehörigen der Risikogruppe zusammenlebt, hat die Option, seiner Arbeit von zu Hause aus nachzugehen. Aus dieser Gruppe habe sich „ein beträchtlicher Teil bereit erklärt, in der Präsenz zu unterrichten. Deswegen stehen im landesweiten Durchschnitt rund 80 Prozent der Lehrkräfte für Präsenzangebote an den Schulen vor Ort zur Verfügung“, sagt Kultusminsteriums-Sprecher Benedikt Reinhard. Einschränkung: „In einzelnen Schularten sowie regional stellt sich dies allerdings unterschiedlich dar.“
Das Schulamt Offenburg nennt keine Zahlen, wie viele Lehrer momentan nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. Die Recherche der ARZ belegt große Unterschiede: Während in der Johann-Wölfflin-Schule fast 50 Prozent der Lehrerinnen zur Risikogruppe gehören, steht in Oppenau nahezu das komplette Kollegium zur Verfügung. Gleiches gilt auch für die Matthias-Erzberger-Schule Bad Peterstal: Laut Rektorin Tanja Haas sind einige Lehrkräfte, die zur Risikogruppe gehören, bereit, freiwillig Präsenzunterricht zu übernehmen. In Lautenbach steht das komplette Kollegium vor Ort zur Verfügung. Gleiches gilt für die beiden Betreuungskräfte der verlässlichen Grundschule, die sich um die Notgruppe kümmern. Das erhöht den Spielraum für den Präsenzunterricht.
In der Krongutschule sind zwei Lehrerinnen über 60, sie unterrichten aber dennoch ihre eigene Klasse. Laut Rektorin Gudrun Weinberg hatten einige Kolleginnen zunächst Probleme, ihre eigenen Kinder in der örtlichen Notgruppe unterzubringen. Diese Probleme seien fast behoben, so dass außer der Schulleitung zehn Lehrkräfte mit sehr unterschiedlichen Deputaten einsatzbereit seien. In Zusenhofen steht eine Lehrerin nicht zur Verfügung, 15 Lehrerstunden fallen dadurch weg.
Das Kultusministerium hat auf die Ungleichheiten reagiert: In einzelnen Fällen mussten Lehrer an andere Schulen abgeordnet werden, „um Standorte, an denen besonders viele Lehrkräfte aufgrund der Zughörigkeit zu Risikogruppen nicht für Präsenzangebote zur Verfügung stehen, zu unterstützen“, so Benedikt Reinhard.
Allerdings, das stellt Schulamtsleiterin Gabriele Weinrich heraus, sind keine Teilabordnungen möglich: „Eine Lehrkraft darf danach nur an einem Ort unterrichten.“ Um Engpässe zu überbrücken, gibt es laut Weinrich drei Möglichkeiten: befristete Verträge abschließen. Lehrer, die aus der Elternzeit zurückkehren, in einer anderen Schule mit Bedarf einsetzen. Oder bei anderen Schulen wegen einer Abordnung kompletter Lehrerdeputate anfragen – in Oberkirch war dies bei einer Abordnung von der Realschule zur Johann-Wölfflin-Grundschule der Fall.
So laufen die Planungen fürs Schuljahr 2020/21
Deutlich schwieriger, als es bisher der Fall war werden laut Kultusministeriums-Sprecher Benedikt Reinhard die Planungen fürs Schuljahr 2020/21. Ziel sei es wie immer, „eine bedarfsgerechte, vergleichbare und transparente Zuweisung der Lehrkräfte zu gewährleisten“. Die Schwierigkeit: Aktuell fallen rund 20 Prozent der Lehrer im Land als Angehörige der Corona-Risikogruppe für den Präsenzunterricht in der Schule hinaus. „Das Kultusministerium wird gemeinsam mit den Schulaufsichtsbehörden und den Schulleitungen individuelle Lösungswege zur Überbrückung pandemiebedingter Engpässe erörtern.“
„Wie in jedem Jahr werden die bekannten Ausfälle antizipiert und für den ersten Schultag ersetzt“, kündigt auch die Leiterin des Schulamts Offenburg, Gabriele Weinrich, an, im Hinblick auf die Ausfälle, welche die Schulen unterschiedlich stark treffen. Besonders im Blick habe sie Standorte mit „besonderen Herausforderungen“, also einer sehr heterogenen Klientel. Diese Schulen sollen, soweit möglich, mehr Lehrerstunden zugewiesen bekommen als ihnen rein rechnerisch zustehen.