Oberkirch-Ödsbach

Wellehof in Ödsbach existiert seit dem Hochmittelalter

Horst Hoferer
Lesezeit 3 Minuten
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23. August 2017
Das Wohnhaus des Wellehofs liegt 420 Meter hoch und sieben Kilometer von Oberkirch entfernt.

(Bild 1/3) Das Wohnhaus des Wellehofs liegt 420 Meter hoch und sieben Kilometer von Oberkirch entfernt. ©Fotos: Familie Welle/ Horst Hoferer

Hof- und Flurnamen geben ein lebendiges Bild und einen interessanten Einblick in die Vergangenheit. In einer Serie stellt die ARZ in diesem Jahr zum sechsten Mal Renchtäler Hof- und Flurnamen vor. Heute der Wellehof der Familie Hubert und Hildegard Welle  im Giedensbach 18

Bevor man von Oberkirch kommend in das Ortszentrum von Ödsbach gelangt, zweigt vom Haupttal nach links in südlicher Richtung das Seitental Giedensbach ab. Durchflossen wird es vom gleichnamigen Gewässer, von dem es seinen Namen hat. Im oberen Bereich liegt der Wellehof. Die Anfänge des Hofes gehen wohl bis ins Hochmittelalter zurück.

Das belegt eine  Übersicht über die Aufteilung des Bodens im Oppenauer Tal, nach dem Ende der Herzöge von Zähringen (bis 1218). Der Giedensbach gehörte zu dem Besitz der Grafen von Eberstein, der schon in zähringischer Zeit vom Stammhaus abgezweigt geworden war und 1660 an die Markgrafen von Baden fiel. Dass der Wellehof ein alter Hof ist, dafür spricht auch die Tatsache, dass er von Anfang an zu der 1526 gegründeten Mooswaldgenossenschaft gehört und ein ganzes Recht besitzt.

Aus der Geschichte des Wellehofes geht hervor, dass er zunächst ein Lehen der Herren von Neuenstein und später des Klosters Allerheiligen war und diesen jeweils zu zinsen hatte. Mit der Säkularisation 1803 kam er dann in den Besitz des Großherzogtums Baden. Wann genau der Hof dann in den Eigenbesitz der Familie übergegangen ist, ist nicht bekannt.

Aber man darf annehmen, dass es in den 1840er/1850er Jahren war. In dieser Zeit erhielten  die Höfe mit der Zahlung eines allgemein 17-fachen Jahreszinses  den heutigen rechtlichen Status  des Privateigentums, Der Bauer war dann nicht mehr Pächter oder Meier, sondern jetzt gehörte ihm Grund und Boden. Aus der Geschichte des Wellehofes geht weiter hervor, dass er früher auch »Mangoldhof im Giedensbach« hieß. 

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Die Höhenlage reicht von 380 Meter bis 500 Meter an die Grenze zum Mooshof. Das Bauernhaus  liegt 420 Meter hoch. Bis zur Ortsmitte sind es 4,5 Kilometer, nach Oberkirch 7 Kilommeter. Jahreszeitlich bedingte Probleme gibt es keine. Dafür sorgt der Winterdienst der Gemeinde in der kalten Jahreszeit, und die eigene Quelle liefert auch in heißen Sommern genügend Wasser. Die gesamte Hoffläche umfasst 59 Hektar. 

Unter den Großeltern und den Eltern von Hubert Welle war das Anwesen noch ein traditioneller Bauernhof mit Milchkühen Schweinen und einem Pferd zum Pflügen und Ackerbau. Vor allem wurden Getreide und Kartoffeln angepflanzt. Der Vater begann jedoch auch mit der Aufforstung, indem er vor allem Eichbosch mit Douglasien bepflanzte. 

Hubert Welle und seine Ehefrau Hildegard, geborene Huber, die vom Grünberg stammt, übernahmen 1983  den Hof.  Er ist ein Vollerwerbsbetrieb geblieben, jedoch mit gewandelten finanziellen Standbeinen. An die Stelle der Milchkühe sind fünf Muttertiere auf der Weide getreten, die gleichzeitig die Grünlandpflege besorgen. Im Wald, der eine Fläche von 47 Hektar hat, wachsen neben den Douglasien vor allem Tannen und Fichten sowie auch Christbäume. Das Nutzholz wird über die Forstbetriebsgemeinschaft Vorderes Renchtal verkauft, das Brennholz privat.

Eine wichtige Rolle spielt auch der Obstanbau. Kulturheidelbeeren und Zwetschgen werden über den Obstgroßmarkt Mittelbaden in Oberkirch vermarktet. Brennkirschen und Streuobst finden Verwendung in der traditionellen Brennerei. Der Wellehof gehört außerdem zu den im Renchtal weniger gewordenen Bauernhöfen, die noch Topinambur anbauen und auch Rossler brennen. Das einstige Leibgedinghaus hat seine frühere Bedeutung verloren und enthält heute zwei Ferienwohnungen.

Hintergrund

Kreuz erinnert an ein Versprechen

Beim Wellehof steht ein beeindruckendes Kreuz mit der Inschrift:

Nur im Kreuz allein ist Heil! Gestiftet von Anton Welle u.d. Gattin Franziska geb. Armbruster, ledige Franziska Welle und  Sohn Josef Welle u. d. Gattin Franziska geb. Wussler, Theresia, Katharina und Zäzilia Welle im Kriegsjahr 1915.

Nach einer Überlieferung innerhalb der Familie deutet die Stiftung auf eine Bitte oder Versprechen während des Ersten Weltkriegs hin. Die Madonna wurde in den 1950er Jahren von Anna Welle von einer Wallfahrt nach Einsiedeln mitgebracht. Sie legte auch den Kreuzgarten an.

Stichwort

Die Vorfahren

Als erster Besitzer des Hofes ist um 1600 Hannes Zerrer bekannt. Ihm folgten 1630 – 1664 Michel Erdrich  verheiratet mit Gertrud Braun von Eckenfelsen Höfen in Ibach (heute Langen- und Panterhof); und 1664 – 1666 Jerg Erdrich, verheiratet mit Maria Höpting vom Grienberg (Grünberg). Nach dem frühen Tod des Ehemannes heiratete Witwe Maria Erdrich Michel Welle (1666 – 1700), Sohn des Melchior Welle vom Hohen Kopf. 

Seit 350 Jahren tragen Familie und Hof den  Namen Welle. Es folgten Hannes Welle (1700 – 1739)  und  Elisabeth Schmider vom Grimmelspach, Adalbert Welle (1739 – 1773) und  Catharina Hueber vom Bärenbach; Joseph Welle (1773 – 1806) verheiratet mit Franziska Busam aus Ramspach, und in zweiter Ehe (1791) mit Magdalena Huber von in der Moos; Adalbert (Welle (1806 – 1841)  verheiratet mit Magdalena Hofer aus Freyersbach; Mathias Welle (1841 – 1879) verheiratet mit Magdalena Huber aus Maisach. Anton Welle (1879 – 1913) verh. mit Franziska Armbruster vom Halleckle in Ibach. Der Großvater  des heutigen  Hofeigentümers  Joseph Welle (1913 – 1952) war in erster Ehe mit Franziska Wußler vom Fiegenbach und in zweiter Ehe (1919) mit Paulina Trayer von der Kutt verheiratet. Die Eltern sind Franz Welle (1952 – 1983)  und Anna Huber, die ebenfalls von Ramsbach-Kutt stammte.

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